Keloris – Aen Thalvoryn
Insel der Wurzelwinde
Einleitung & Atmosphäre
Keloris ist Teil des östlichen Inselbogens von Aeltharyn und bildet eine natürliche Grenze zwischen den Küstenreichen des Nordens und den Handelsrouten des Südens. Am Saum des Großen Nebelmeers gelegen, verliert der Ostwind hier seine Schärfe, und das Meer zieht in grünlich-grauen Atemzügen über das Land. Nebelschleier ruhen auf den Hügeln, Wälder glimmen im feuchten Licht, und selbst das Salz der Brandung trägt den Duft von Erde. Für die Tuath’vayra ist dieses Eiland kein bloßer Ort, sondern ein lebendes Wesen – Aen Thalvoryn, die Wurzeln der wandernden Gräser –, ein Körper aus Wind, Wasser und stiller Bewegung.
Bevor man ihre Landschaft beschreibt, sollte man verstehen, dass Keloris selbst als lebendige Grenze zwischen Meer und Himmel wahrgenommen wird – ein Ort, an dem die Elemente ineinander übergehen.
Geografie & Relief
Die Insel zieht sich wie ein langes Blatt über das Meer, breit im Süden, schmal und zergliedert im Norden. Sanfte Hügel formen ein Rückgrat aus altem Gestein; dazwischen liegen moorige Niederungen und klare Flusstäler. Die Ostküste zeigt helle Klippen, von Buchten zerschnitten, während der Westen in Lagunen, Sümpfe und grasige Marschen übergeht. Im Nordosten ragen rundgeschliffene Berge auf – Relikte einer erloschenen Faltung, von Regen und Zeit gemildert.
Klima & Jahreszeiten
Das Klima ist warmgemäßigt, ozeanisch und von Nebeln geprägt. Die Tuath’vayra erleben die Jahreszeiten weniger als Zahlen, sondern als Stimmungen: Sommer, in denen Regen wie Atem über das Land zieht, und Winter, in denen der Nebel sich in den Wäldern sammelt und die Dörfer in gedämpftes Licht taucht. Wenn die Ostwinde feuchte Schleier bringen, hört man in den Hügeln ihre Gesänge – Lieder, die vom Wasser handeln und vom Kreislauf des Lebens.
Die Sommer sind mild und feucht, im Winter bleibt der Frost selten, und der Herbst bringt schwere Regen, wenn warme Meeresluft auf die Hänge trifft. Dann füllen sich die Flüsse, und die Niederungen werden zu spiegelnden Ebenen aus Wasser und Licht. Die Tuath’vayra nennen diese Zeit die Tränen des Lebensnetzes – die Rückkehr des Kreislaufs, in dem die Insel sich erneuert.
Hydrologie & Küsten
Ein Netz silbriger Wasseradern durchzieht das Land. Die drei Hauptflüsse – Thalven, Morae und Aenlir – entspringen in den Nebelbergen und winden sich südwärts in weit verzweigte Deltas. Ihr Wasser ist klar, nährstoffreich und von sanft leuchtenden Algen durchzogen, die in mondhellen Nächten aufblinken wie Atemzüge der Erde. Die Küsten wechseln zwischen Klippen, Riffen und Marschinseln; Sturmfluten formen Jahr für Jahr neue Ufer, und die Bewohner lesen in den Mustern des Schlicks die Zeichen kommender Winde.
Biome & Vegetation
Keloris’ Pflanzenwelt ist eng mit dem Kreislauf des Wassers verbunden – viele Arten haben sich an die ständige Feuchte angepasst, mit Blättern, die Nebeltröpfchen sammeln oder Tau in den Boden leiten. Das Land bildet ein Mosaik aus Regen, Grün und Dunst, doch nicht tropisch – eher wie ein endloser Frühling.
In den südlichen Niederungen breiten sich immerfeuchte Laub- und Nebelwälder aus, durchzogen von Farnen, Moosen und lichtliebenden Kräutern. Die Zentralhügel tragen lichte Eichen- und Buchenwälder, deren Wipfel im Wind wie ein atmendes Meer wogen. Weiter im Norden wachsen Lorbeer, Weiden, Myrten und heilige Feigenbäume – Relikte milder Küstenwärme. Auf offenen Lichtungen schimmert das Nebelgras, Sinnbild des Lebensflusses, und zwischen den Wurzeln glimmt im Sommer das Mondlichtgras, ein silbernes Blühen, das nur im Tau der Dämmerung sichtbar wird.
Fauna & Wesen
In den Mythen der Tuath’vayra gelten manche Tiere als Boten des Lebensnetzes – die Lirhen als Sinnbild für Erneuerung, die Wassertänzer als Stimmen der Gezeiten. Ihre Begegnungen mit diesen Wesen sind Teil ritueller Erzählungen, die den Alltag durchziehen.
In den Tälern ziehen Herden der Lirhen, rehähnliche Tiere mit hellem, schimmerndem Fell, deren Zyklen den Regenzeiten folgen. In den Marschen leben Wassertänzer, amphibische Wesen, deren Stimmen den Nebel in feine Schwingungen versetzen. Über ihnen kreisen Windvögel und Dämmerfüchse, deren Federn im Abendlicht metallisch glühen – als erinnerten sie sich an Lieder des Ostwinds.
Geologie & Ressourcen
Unter dem humusreichen Boden ruht dunkler Basalt, durchzogen von mineralreichen Adern. Warme Quellen treten entlang der Westküste zutage, wo das Gestein porös wird; dort finden sich Ablagerungen von Glühsand, einem hell funkelnden Mineral, das in Ritualfeuern seine Farbe wechselt. In den Wäldern bergen die Tuath’vayra Wurzelsteine – klare, leuchtende Minerale, die Energie und Erinnerung speichern. Sie gelten als das Gedächtnis des Bodens, Kristalle des träumenden Landes.
Kultur & Siedlung der Tuath’vayra
Die Tuath’vayra leben in Clangemeinschaften, deren Hierarchie auf Erfahrung und spiritueller Einsicht beruht. Alte Sängerinnen und Geschichtshüter tragen das Wissen der Ahnen weiter, während junge Jäger und Sammler durch Prüfungen ihren Platz im Gefüge finden. Ihr Glaube wurzelt im Lebensnetz, einem mythischen Verständnis aller Dinge als Teil eines atmenden Ganzen, das durch Lied, Tanz und rituelles Handeln gepflegt wird.
Die Dörfer liegen auf erhöhten Terrassen oder auf Wurzelplattformen über den Flüssen. Ihre Wege folgen Windlinien und Wasseradern, niemals geradlinig. Ackerbau bedeutet hier Fruchtgärten, Wurzelfelder und Fischteiche, die in den Gezeiten atmen. Zeremonien finden in den Nebelwäldern statt, wo Gesang und Trommel den Lebensfluss erneuern. Der Jahreslauf kennt drei Zyklen: Erwachen – Beginn der Regenzeit; Fülle – Zeit der Blüte; Rückkehr – die Stille des Winters.
Besonderheiten & Magie
Keloris ist durchzogen von Ley-Adern, die an Quellen, Wurzelbäumen und Steinkreisen spürbar werden. Magie zeigt sich hier als Feuchte, Klang und Licht – im Atem des Regens, im Rauschen des Nebels, im Wachsen der Wurzeln. Die Tuath’vayra glauben, die Insel atme in einem eigenen Rhythmus: Jedes Lebewesen sei ein Gedanke des Wassers, jede Quelle ein Herzschlag der Erde. In diesem Einklang von Natur, Magie und Geist sehen sie das wahre Wesen ihrer Heimat – ein stilles Gleichgewicht, das sie zu bewahren suchen.
Geographie
Ecosystem
Ecosystem Cycles
Fauna & Flora
Natürliche Ressourcen
History
„Jeder Sonnenaufgang über Keloris bringt neue Muster in das Geflecht der Welt – und wer achtsam ist, erkennt darin seinen eigenen Weg.“
