Der Alte Waldweg von Keloris
Die Geschichte des Alten Waldwegs von Kerolis
Die Legende des Alten Waldwegs zieht sich wie ein unsichtbares Band durch die Geschichte von Kerolis, ein Relikt vergangener Zeiten, das noch heute vom Konflikt, der Magie und den Veränderungen der Insel erzählt. Die zerfallenen Wachttürme an den Enden des Weges und der ewige Nebel, der den Pfad umgibt, flüstern von einem vergangenen Zeitalter, dessen Spuren sich bis in die Gegenwart ziehen.
Die Anfänge: Der Bau des Alten Waldwegs
Vor mehreren Jahrhunderten, in einer Zeit, in der die Bewohner von Jortavall, einer blühenden Hafenstadt im Osten der Insel, die Kontrolle über weite Teile von Kerolis ausübten, wurde der Alte Waldweg geschaffen. Damals galt der südliche Wald als unerforscht und voller Gefahren. Doch Jortavall, bekannt für seine aufstrebende Macht und seinen unstillbaren Expansionsdrang, sah das Gebiet als Chance. Sie wollten Handelswege durch die Insel erschließen, um die reichen Bodenschätze der westlichen Hügel für sich zu gewinnen.
Der Bau des Waldwegs war eine gigantische Aufgabe, die Jahre in Anspruch nahm. Arbeiter schlugen Schneisen durch den dichten Wald, legten den Boden mit Steinen aus und errichteten an beiden Enden Wachttürme, um die Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten. Die Turm der Morgenwacht, am östlichen Ende, sollte die Hafenstadt Jortavall überwachen, während der Turm des Abendlichts am westlichen Ende das Grenzgebiet sicherte. Der Weg selbst wurde in regelmäßigen Abständen mit Runen markiert, die den Schutz vor den natürlichen Gefahren des Waldes bieten sollten.
Jortavall sah in diesem Weg mehr als nur eine Handelsroute – er symbolisierte ihre Macht über die Insel und ihre Fähigkeit, selbst die ungezähmte Natur zu bezwingen.
Der Konflikt mit den Tuath'varyra
Während Jortavall den Wald als Hindernis betrachtete, sahen die Tuath'varyra, das nomadische Volk von Kerolis, ihn als heiligen Ort. Für die Tuath'varyra war der Wald nicht nur eine Quelle des Überlebens, sondern auch ein spirituelles Zentrum, dessen Magie das Gleichgewicht der Insel bewahrte. Der Bau des Weges und die Präsenz der Wachttürme wurden von ihnen als schwerwiegender Eingriff in diese Balance gesehen.
Zunächst versuchten die Tuath'varyra, friedlich zu vermitteln. Sie warnten die Bewohner von Jortavall vor den Konsequenzen ihrer Taten – sowohl vor den spirituellen als auch den natürlichen Gefahren, die durch das Stören des Waldes hervorgerufen würden. Doch Jortavall ignorierte diese Warnungen und setzte den Bau fort. Schließlich kam es zum Konflikt. In einem unerwartet koordinierten Angriff vertrieben die Tuath'varyra die Arbeiter und Soldaten von Jortavall. Die Türme wurden geplündert und teilweise zerstört, und die Bewohner von Jortavall zogen sich in ihre Stadt zurück.
Die Nebel und der Rückzug von Jortavall
Nach ihrer Niederlage suchte Jortavall nach einer Möglichkeit, die Kontrolle über den Wald und den Weg zurückzugewinnen. Die Magier der Stadt, bekannt für ihre Beherrschung von Wassermagie und Illusionszaubern, entwickelten einen Plan: Sie riefen einen mächtigen Zauber herbei, um die Wälder mit einem ewigen Nebel zu durchziehen. Dieser Nebel sollte nicht nur Feinde fernhalten, sondern auch die magischen Signaturen der Runen entlang des Weges verbergen und so die Route für Außenstehende unpassierbar machen.
Die Manifestation dieses Nebels war ein Erfolg, doch er hatte einen unerwarteten Effekt. Der Zauber begann, mit der natürlichen Magie des Waldes zu interagieren, und anstatt lediglich als Schutzmechanismus zu dienen, wurde der Nebel zu einer lebendigen Kraft, die eigenständig agiert. Geschichten erzählen von Wanderern, die von den Nebeln in die Irre geführt wurden oder verschwanden, als sie versuchten, den Alten Waldweg zu finden. Selbst die Jortavaller verloren den Zugang zum Weg, und so verfiel dieser langsam in Vergessenheit.
Mit der Zeit verlor Jortavall an Macht. Die Stadt wurde durch innere Konflikte und äußere Angriffe geschwächt, bis sie schließlich fast vollständig aufgegeben wurde. Was blieb, waren die Ruinen der Wachttürme und die Erinnerungen an eine Zeit, in der die Menschen glaubten, die Insel beherrschen zu können.
Der Alte Waldweg heute
Heute ist der Alte Waldweg ein Relikt aus einer anderen Zeit, verborgen im Herzen des südlichen Waldes und umgeben von Geheimnissen und Gefahren. Die zerfallenen Wachttürme, die einst als Symbole für die Macht Jortavalls dienten, stehen nun als stumme Wächter über den Weg. Der Turm der Morgenwacht, überzogen von Moos und Pflanzen, ist ein Zufluchtsort für Tiere und wird von den Tuath'varyra gemieden. Der Turm des Abendlichts, halb eingestürzt, dient als Orientierungspunkt für jene, die den Wald durchqueren.
Der Weg selbst ist größtenteils überwuchert, die Runen verblasst. Doch an manchen Stellen erkennt man noch die Steinplatten, die von einer längst vergangenen Präzision sprechen. Der Nebel bleibt eine allgegenwärtige Kraft, mal als dichter Schleier, der jegliche Sicht blockiert, mal als sanfte, schimmernde Decke, die den Wald in eine unheimliche Stille hüllt.
Die Tuath'varyra nutzen den Weg nur selten. Für sie ist er eine Erinnerung an den Kampf ihrer Vorfahren, aber auch ein Ort, der von der fremden Magie Jortavalls durchdrungen ist. Sie warnen Außenstehende davor, den Weg zu betreten, und erzählen Geschichten von verlorenen Seelen, die versuchen, den Turm des Abendlichts zu erreichen, nur um in den Nebeln zu verschwinden.
Mythen und Legenden
Der Alte Waldweg ist heute auch Quelle für viele Mythen und Legenden. Manche glauben, dass die Magier von Jortavall nicht nur den Nebel manifestierten, sondern auch Geister heraufbeschworen, die den Weg bewachen. Andere sagen, dass die Runen entlang des Weges noch immer magische Kräfte besitzen und Zugang zu verborgenen Geheimnissen der Insel bieten.
Es gibt auch Geschichten, die von den Vetruhr, den Baumgeistern des Waldes, erzählen, die sich mit der Magie des Nebels verbunden haben. Sie sollen den Weg überwachen und nur jenen erlauben, ihn sicher zu passieren, die den Wald respektieren und seine Regeln verstehen.
Ein lebendiges Stück Geschichte
Der Alte Waldweg ist mehr als nur ein Pfad. Er ist ein Symbol für die Konflikte zwischen Natur und Zivilisation, Respekt und Hybris, Vergangenheit und Gegenwart. Für die Spieler in deiner Kampagne bietet er eine reiche Kulisse voller Herausforderungen, Geschichten und Entdeckungen. Werden sie den Weg meistern, die Geheimnisse der Runen entschlüsseln oder den Nebeln trotzen können? Die Geschichte von Kerolis wartet darauf, von ihnen weitergeschrieben zu werden.
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