2nd Hakim, 242

Remembered Forgotten Founder

by Aurelie More'ta

Wir entschieden uns dann doch dazu, eine Weile abzuwarten. In der Zeit sahen wir uns den Innenhof genauer an. Der Boden war gefüllt mir Krims-Krams: Haarbänder, Schlüssel, Kupfermünzen - alles Dinge, die man schnell vergisst oder verliert. Ich entschied mich dazu, den Ort "Courtyard of lost things" zu nennen. Auch Steam hatte diese Verbindung schon gemacht und begann, nach seiner "verlorenen" Mutter zu rufen, voller Hoffnung, sie könnte hier sein. Zentral in Hof fegte ein eindeutig magischer Besen seine Kreise. Selbst er schien vergessen zu haben, was seine ursprüngliche Aufgabe gewesen war.
Als der Diener auf uns zu kam, machten wir uns bereit, weiter zu gehen. Yuri sprach ihn darauf an, aber er wiederholte ausschließlich, was er uns bereits gesagt hatte. Deshalb versuchten wir unser Glück alleine. Wir folgten den Zeigern meines Kompasses, der scheinbar auch vergessen hatte, dass er eigentlich eine Uhr sein sollte...
Die Kompass-Uhr führte uns an einigen wunderlichen Stationen vorbei.
 
Als erstes erreichten wir einen zweiten, kleineren Innenhof in dessen Mitte ein großer Baum stand. Im Schatten dieses Baumes stand ein Brazier in dem ein deprimierter, ergrauter Fennek lag. Er war apathisch gegenüber seiner Umgebung und bemerkte uns nicht. Gelegentlich spitzte er die Ohren, wenn das schwache Echo von Stimmen und Gelächter durch den Hof wehte. Auf dem Boden lagen Scherben einer Urne, womöglich vom früheren Meister dieses Familiars. Ich nahm mir etwas Zeit, um die Scherben wieder zusammenzufügen und mit Mending zu reparieren. Alizée und Yuri entschieden sich dazu, das zu tun, was sie anscheinend am liebsten machten: Sie retteten das traurige Tier, da sie großes Mitleid mit ihm hatten. Der Fennek wurde in eine Art Hängematte hinter Yuris Schild gelegt, die sonst Tes'Sarim bewohnte.
 
Die Kompass-Uhr führte uns weiter durch eine verspiegelten Gang, der die Realität verzerrte. Manchmal kam das Geräusch unserer Bewegungen einige Sekunden zu spät. Ein anderes Mal konnte ich Yuris Stimme hören, bevor er seine Lippen bewegte. Die anderen wirkten etwas verstört von dem Konzept der nichtlineren Zeit - Für mich fühlte es sich vertraut an, ähnlich zu meiner Magie. Wir gelangten in einen Teil des Palastes der als Bedienstetenquartiere diente. Alles an diesem Ort war so weitläufig. Jedes einzelne dieser Zimmer war größer als unser ganzer Wohnbereich über MORE. Wenn man sein eigenes Unternehmen gründen möchte, muss man wohl ein paar Abstriche machen, bis es sich wirklich rentiert. Hinter einer Tür, die offen stand, sahen wir einen alten Man, der immer wieder nach einem Stein griff, aber ihn nie zu Fassen bekam. Der Stein könnte ein Tasmia gewesen sein, auch wenn er nicht so gepflegt aussah wie Nellys. Er war alt und abgewetzt. Vor langer Zeit war der Tasmia mit einer Gravur versehen, aber sie war so verwittert, dass der Name nicht mehr lesbar war. Wir versuchten, ihn dem alten Mann in die Hand zu legen, doch sogar dann konnte er ihn nicht greifen. Ich fragte den Mann nach dem Weg. Er begann mit der Wegbeschreibung bis er in der Mitte des Satzes abdriftete und das Gespräch von vorne begann. Die zweite Iteration verlief exakt wie die erste. Wir verabschiedeten uns und folgten eine Weile der Wegbeschreibung, bis wir merkten, dass sie uns weiter von unserem Ziel weg führte.
 
Für unseren weiteren Weg vertrauten wir wieder dem Kompass. Dieser führte uns an einem Kinderzimmer vorbei. Die Möbel waren bereits verwittert und die Hinweise darauf, wer in dem Zimmer gelebt hatte, waren verblasst. Einzig eine Spieluhr in der Mitte des Raumes war übrig geblieben. Auf ihr drehte eine ungewöhnlich große Ballerina ihre Pirouetten. Auch die Spieluhr war der Zeit zum Opfer gefallen. Die Musik klang verzerrt und war von ungewollten Pausen durchzogen. Die Ballerina tanzte ebenfalls sehr ruckartig und ließ die Schultern hängen. Ich wollte mir das Uhrwerk, das sie antrieb genauer ansehen und pflegen, aber ihre Bewegungen machten das unmöglich. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich sehr hilflos. All diese Begegnungen mit verlorenen Personen , Tieren und Gegenständen, die traurig und einsam verwitterten. Ich wollte etwas für sie tun aber musste dabei zusehen, wie sie weiter an diesem Ort in ihrem Elend gefangen waren. Frederick brachte etwas Licht in die düstere Situation, indem er das Lied der Spieluhr zu interpretieren begann. Dabei bemerkte er, dass es einem Ausschnitt des First Song of the Founding ähnelte.
Vom Fenster aus hatte man eine gute Sicht über die ganze Stadt. Sie war deutlich größer als Shal'Azura. Oro war der erste, der einen Turm in der Entfernung entdeckte. Alizée konnte erkennen, dass darauf der Arabische Knoten abgebildet war. Endlich hatten wir unser Ziel vor Augen: der Turm des Prinzen, den wir aufsuchen wollten. Wir seilten uns vom Fenster ab, um etwas Zeit zu sparen. Wir waren schon alle sehr erschöpft und wollten schnell unser Ziel erreichen. Es war bereits mitten in der Nacht gewesen, als wir an diesem Ort ankamen und seither waren schon einige Stunden vergangen.
Unser weiterer Weg führte uns von Keller auf Dachterrassen, zwischen, unter, über und an Häusern vorbei. Nach einiger Zeit fanden wir uns vor einem verlassenen Park in dessen Mitte ein Baum mit einer Schaukel stand. Auf der Schaukel saß ein kleines Mädchen, ebenfalls mit ausgekratzten Augen uns zugenähtem Mund. Ich wollte mich ihr nähern, dabei bekam ich das Gefühl, sie würde auf mich einwirken und in meinem Kopf wühlen. Danach stellte sich das bekannte Gefühl des Vergessens ein. Was hatte sie mir genommen? Dieser Ort ist gefährlich für mich, gefährlicher als für die anderen. Sie haben ein ganzes Leben an Erfahrungen und Erinnerungen hinter sich - ein Puffer sozusagen. Bei mir sind es nur vier Jahre. Ich hatte schon öfter das Gefühl gehabt, dass etwas auf mich einwirken wollte, kurze Momente des Vergessens, dann wieder Erinnern. Wäre ich bei den anderen Malen schwach geworden, hätte mich dieser Ort wahrscheinlich ausradiert und ich wäre eine der gebrochenen Bewohner geworden.
Wir rannten so schnell wie konnten an dem Mädchen vorbei und standen plötzlich inmitten eines leeren Marktplatzes. Im Zentrum, am Rand eines Blumenförmigen Brunnens, saß ein Mann. Im Gegensatz zu den anderen Bewohnern wirkte er erreichbar. Er hatte Augen und Mund und sang wiederholt einen Vers. Alizée und Frederick erkannten den Vers aus dem First Song of the Founding. Die Passage handelte von einer Frau namens Salome, the Tempestuous Founder. Steam war es, der den Tiefling mit violetter Haut aus seinem verlorenen Zustand holte. Er erzählte von einem Besuch in einer Bar namens "Hadibi's" in Karam, in der er ein Bild dieses Mannes gesehen hatte, mit einer Plakette: "The Forgotten Founder". Diese eine Erinnerung an Ibn Al-Hadibi schien ihn zurück zu holen in das Bewusstsein dieser Welt. Er bekam seine Farbe zurück, seine Standfestigkeit und war bereit, mit uns zu sprechen. Zum Dank schenkte er Steam eine Schneeflocke. Wenn Steam sie zerbricht, holt der Djinn ihn aus einer gefährlichen Situation.
Oro kam ebenfalls mit ihm ins Gespräch. Er traf eine Art Abmachung mit ihm. Ich muss ihn bei Gelegenheit fragen, worum es dabei ging. Außerdem fragte er Ibn nach dem gefrorenen Gedicht, dass er vor ein paar Tagen im Ta'Alaq gesehen hatte. Es handelte sich dabei um ein Gedicht, das Ibn Al-Hadibi über Salome Boethos geschrieben hatte.
Wir unterhielten uns noch eine Weile mit dem Djinn und es wurde mehrmals ein Karpfen erwähnt. Was ist los mit diesem Fisch? Wieso sprechen alle darüber? Das war mit wirklich zu viel Karpfen für einen Tag.
 
Ich konnte auch noch eine Visitenkarte an Ibn Al-Hadibi überreichen. Nelly wird Augen machen, wenn ich ihr erzähle, dass ich sogar einen echten Djinn des Elemental Court of Ice als Kunden anwerben konnte.

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  2. Ice & Tea
    23. Basir 242 AC
  3. CSI - Shal'Azura
    24. Basir 242 AC
  4. I forgot.
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  5. Brief an Nelly und Luvyck
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  6. Red Hot Bananas
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  7. (not so) Ace Attorney vs. Balthasar 2.0
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  8. Remembered Forgotten Founder
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  9. Der Aufzug
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  10. Forgotten once more
    3rd Hakim, 242 AC