Mýrrskog

Wo Feuer atmet und Leben dampft.

Einleitung & Atmosphäre

Im Osten von Geysvidda, dort, wo das Land sich senkt und die heißen Quellen in Becken und Flüsse übergehen, beginnt Mýrrskog – der Wald des Dampfes. Eingebettet in das weite Geflecht der Feuerkronenberge, liegt er wie ein lebendiges Herz inmitten von Stein und Glut. Es ist ein Ort, an dem Feuer und Leben sich versöhnen. Die Luft ist feucht und schwer, durchzogen von Wärme und süßem Harz. Hier dampft alles: Erde, Blätter, Wasser, selbst das Licht. Von den Höhen der Berge fließt heißes Wasser in schmalen Bächen herab, gespeist aus uralten Quellen, die tief in der Erde von flüssigem Gestein genährt werden. Es sammelt sich in moosigen Mulden, in klaren Seen und überfluteten Lichtungen, wo Blasen leise aufsteigen und in Nebel zerfallen.

Geografie & Natur

Der Übergang von den schroffen Höhen der Feuerkronen in die sanften Täler Mýrrskogs ist fließend. Nebel steigt aus den feuchten Senken, rollt zwischen den Wurzeln hindurch und legt sich wie ein atmender Schleier über den Boden. Der Dunst schwebt zwischen den Stämmen wie Atem, schimmert im Sonnenlicht und färbt die Welt in weiches Silbergrün. Wer hier geht, hört den Boden atmen – ein leises, nasses Pochen, das an Herzschläge erinnert.

Die Vegetation ist üppig und fremd. Farne ragen mannshoch aus dem Boden, ihre Wedel tropfen und glänzen wie feuchtes Leder. Zwischen ihnen wachsen Glutmoos, das Wärme speichert, Nebelorchideen mit glashellen Blüten und Wasserbäume, deren Wurzeln über der Erde hängen, um im heißen Dampf zu trinken. An manchen Stämmen tropft Harz, das im Nebel nicht erstarrt, sondern ewig flüssig bleibt – golden, duftend, lebendig.

Das Licht in Mýrrskog ist gedämpft, doch nie dunkel. Sonnenstrahlen brechen durch den Nebel, in schmalen, beweglichen Säulen, die wie greifbares Gold zwischen den Stämmen stehen. In diesem Licht tanzen Insekten mit gläsernen Flügeln, und Sporen treiben langsam durch die Luft, leuchtend wie feiner Staub. Manchmal glimmt der ganze Wald, wenn die Feuchtigkeit sich mit der Hitze mischt – ein atmendes Leuchten, das in der Dämmerung von innen heraus scheint.

Leben & Rhythmus

Das Wasser ist warm, klar, von Mineralien gesättigt. An den Ufern wachsen Aschealgen, die sich wie feine Schleier bewegen, und über dem Wasser tanzen Schwärme winziger Leuchtfliegen. Ihre Körper tragen Spuren der Hitze, und wenn sie verglühen, riecht die Luft nach Rauch und Blüten.

Die Geräusche sind leise, aber allgegenwärtig: Tropfen, Summen, Rascheln, ein fernes Brodeln. Manchmal glaubt man, Stimmen zu hören – sanft, flüsternd, als würde der Dampf selbst sprechen. In Mýrrskog verliert man schnell das Gefühl für Zeit. Tage und Nächte verschwimmen im Nebel, und das Leben folgt einem anderen Rhythmus. Wärme, Feuchtigkeit und Schweigen bestimmen alles. Jeder Atemzug riecht nach Erde, jeder Schritt sinkt weich in Moos, und jede Bewegung löst einen neuen Nebelhauch aus. Wer durch ihn wandert, spürt, wie das eigene Herz sich dem Atem des Waldes angleicht.

Bedeutung & Mythos

Manche sagen, Mýrrskog sei das Herz Geysviddas – der Ort, an dem die Erde sich selbst vergibt. Hier brennt nichts, hier heilt nur. Alte Geschichten erzählen, dass im Nebel die Geister verloschener Feuer wandeln – sanfte Flammenwesen, die das Gleichgewicht zwischen Glut und Leben wahren. Es heißt, wenn man in stiller Nacht im Nebel verweilt, könne man ihre Gestalten kurz aufleuchten sehen, bevor sie wieder in die Wärme der Erde zurücksinken. Die Bewohner der umliegenden Dörfer entzünden zu den Nächten der langen Dämpfe kleine Feuer am Waldrand, um die Flammengeister zu ehren und das Band zwischen Hitze und Leben zu wahren.

Und wer den Wald verlässt, trägt seinen Duft lange bei sich – das Gewicht des Dampfes, den Klang des Tropfens und die leise Gewissheit, dass auch Feuer leben kann. So lehrt Mýrrskog jene, die ihn betreten, dass selbst Glut in Sanftheit übergehen kann.


„Wo Dampf atmet, schweigt das Feuer.“
Aufgezeichnet von Weltenweber

Art
Forest, Temperate (Seasonal)
Übergeordneter Ort