Keldra
Wo das Feuer zur Ruhe kommt und Wasser den letzten Atem trägt.
Einleitung & Atmosphäre
Hinter den glühenden Gipfeln der Südseite der Feuerkronenberge, dort, wo der Rauch dünner wird und der Boden wieder atmen kann, öffnet sich Keldra, ein weites Tal aus Stein, Asche und Wasser.
Hier endet das Feuer – nicht abrupt, sondern wie ein letzter, warmer Atemzug.
Keldra ist der stille Nachhall der Glut, ein Ort, an dem Hitze nicht zerstört, sondern nährt, und wo selbst der Wind warm zu sprechen scheint.
Im Gegensatz zu den schroffen Höhen der nördlichen Feuerkronen ist Keldra sanft, weit und atmend – ein Gegenbild zur wilden Glut, das die Balance der Berge bewahrt.
Geografie & Natur
Über die Hänge fließen heiße Flüsse, gespeist von den Quellen der Feuerkronen. Sie schneiden tiefe Furchen in den Fels, dampfen, glühen, singen. Zwischen ihnen liegen weite Flächen aus schwarzem Sand, durchzogen von weißen Kalkadern, die wie Narben glänzen.
Die Luft ist feucht und trägt den Duft von Eisen, Regen und Rauch.
Im Zentrum Keldras liegt der Große Strom, ein breiter Fluss aus heißem, mineralischem Wasser. Er bewegt sich langsam, träge wie geschmolzenes Glas, und sein Dampf hängt schwer über dem Land. Wenn der Wind den Dampf zerreißt, enthüllt er kurz die glühenden Steine darunter – wie Adern, die im Inneren des Tals weiterleben.
Trotz der Hitze herrscht hier eine Ruhe, die dem Land eine beinahe meditative Schwere verleiht.
Leben & Wandel
An den Ufern wachsen Aschefarne, deren Blätter silbern schimmern, und Keldrabüsche, deren Früchte Wärme speichern – weich, leuchtend, süß.
Diese Früchte sind in den Siedlungen der Feuerkronenberge begehrt, da sie in der Dunkelzeit Licht spenden und Körper wärmen.
Zwischen den heißen Strömen leben scheue Vögel mit aschgrauem Gefieder; sie nisten in Felsspalten, wo die Hitze sie vor Kälte schützt.
Manchmal sieht man sie über den Dampf hinwegfliegen – wie Rauchgestalten, die das Tal bewachen.
Die Bewohner Keldras sammeln die Früchte, trocknen sie zu Wärmesteinen und flechten die silbernen Farnblätter in Tücher, die bei Ritualen getragen werden – ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber der Erde.
Mythos & Bedeutung
Die Bewohner der Feuerkronenberge nennen Keldra das Tal des letzten Atems. Sie glauben, dass hier das Feuer der Erde seinen Frieden fand, und dass der Große Strom der Atem der Welt sei – warm, endlos, reinigend. In alten Liedern heißt es, wer am Ufer Keldras steht und schweigt, könne hören, wie das Land selbst ausatmet.
Manche Pilger kommen, um sich im Dampf zu reinigen, andere, um in der Stille Antworten zu finden.
In den Mythen Svalmors heißt es, dass Keldra und Skardrinn Zwillinge seien – der eine das Ende, der andere der Ursprung des Feuers; zwei Atemzüge derselben Schöpfung.
Bedeutung & Wahrnehmung
Am Abend färbt sich das Tal rot, wenn die Sonne hinter den Feuerkronen sinkt. Dann glühen die Flüsse wie flüssiges Kupfer, und der Wind trägt ein tiefes, langes Brausen von den Bergen herüber.
In der Nacht dagegen ist Keldra still – nur der Dampf bewegt sich, schwebt, fällt, steigt wieder auf.
Alles hier scheint zu atmen, aber nichts eilt.
Keldra ist das Ende der Glut – ein Land, das sich erinnert, aber nicht mehr kämpft. Hier kühlt das Feuer zur Wärme ab,
und was bleibt, ist Ruhe.
So atmet Keldra weiter – langsam, gleichmäßig, wie das Herz der Erde selbst, das nie verstummt.
„Wo Glut zu Atem wird, dort schläft die Erde – und träumt von Wasser.“ – Maelra aus Svalmor
– aufgezeichnet von Maelra aus Svalmor, Archivarin der Feuerkronenberge
