Das erste, woran Varn sich erinnert, war eine Nacht, in der der Sturm die Welt verschlang. Er war kaum drei Jahre alt, als seine Familie das Haus der Großmutter verließ – hastig, wütend, fast fliehend. Durch das tosende Schneetreiben trugen sie ihr Weniges, während hinter ihnen die Stimme der alten Frau wie ein Fluch durch die Kälte hallte.
Er verstand damals nicht, warum Großmutter so schrie. Später hörte er, dass sie seine Mutter hasste, weil sie glaubte, sie hätte Skaldrs Zuneigung gestohlen. Für einen Frostmenschen galt Blut mehr als Liebe, und seine Mutter war nicht von Föndir.
Ihr Ziel war das Haus von Arleif Schmodder, Skaldrs Bruder – ein Mann mit langen, fettigen Haaren, schwarzen Zähnen und einem Gestank, der selbst Fische erblassen ließ. Doch Arleif empfing sie ohne Zögern. „Besser ein stinkender Bruder als ein kaltes Grab“, hatte er gelacht, und seine Arme waren warm trotz des Schmutzes.
In den Wochen, die folgten, wurde Arleif zu Varns Held. Er schnitzte Figuren aus Knochen, spielte mit ihm, und erklärte, dass der Gestank Absicht sei – ein Schutzschild gegen Menschen, die Ärger suchten. Als Varn beim Spielen versehentlich einer geschnitzten Runenkriegerfigur das Schwert in Arleifs Hand stach, lachte dieser nur und sagte:
„Dann schulde ich dir wohl was – ich schnitz dich als Nächstes.“