Darna al Kimar
"Karim hat mir einmal davon erzählt. Äcker sind ja eigentlich nicht so mein Ding, also wirklich nicht, aber interessieren würde es mich ja schon, wie das genau abläuft. Und wenn der Boden danach wieder so ist wie er sein sollte, ist das doch super oder nicht?"
Auch wenn die Kastaan damals im Einklang mit der Natur lebten oder zumindest diesen Zustand anstrebten, bedeutete das nicht, dass sie nur von dem leben wollten, was die Natur ihnen so gab. Stattdessen betrieben sie selbstverständlich auch Landwirtschaft, die aber natürlich ihren Prinzipien folgen und die Natur nicht schädigen sollte. Darna al Kimar, Kastaana für Heilung des Bodens, stellte genau dies sicher, in dem ein Schamane nach der Ernte den Acker oder auch die Wiesen nach Beweidung besuchte, untersuchte, was den Böden fehlte oder zu viel, um gesunder Teil der Natur sein und nächstes Jahr auch wieder reichlich Ernte einbringen zu können und dieses dann zufügte oder entfernte, um die Böden zum Abschluss mit Arem al Awa wieder vollwertigen Teil der Natur werden zu lassen.
Geschichte
Die ersten Kastaan begannen ihr Leben in einer durch die Technomagie Asamesams vielfach zerstörten Umwelt, in der Natur nur Mittel zum Zweck für noch mehr Fortschritt und Wohlstand gewesen war. Die Äcker waren durch Monokulturen ausgelaugt und ohne die chemischen Dünger nicht mehr in der Lage, Früchte in ausreichender Menge für die Bevölkerung zu tragen, die zu diesen Zeitpunkt nicht umsonst vielfach unter Erdfäule litt.
Ein radikaler Wechsel, wenn auch von vielen gewollt, hätte den Tod vieler Menschen allein durch Hungersnot bedeutet, was so dann auch nicht gewollt war. Entsprechend gab es natürlich anfänglich schon einige Gebiete, in denen radikal umgestellt wurde, in den meisten Bereichen musste sich aber weiter der Technik bedient werden, bevor umgestellt werden konnte.
In beiden Fällen kamen die Schamanen ins Spiel, die sich schon davor bemüht hatten, mit der Natur in Einklang zu kommen, was durch weitgehende Zerstörungen allerdings nicht einfach war und vielfach einer sehr schmerzhaften Erfahrung glich.
In den Gebieten des radikalen Wechsels, in dem für diesen tatsächlich ausreichend guter Boden vorhanden war - etwa weil es sich um Naturressorts gehandelt hatte -, achteten sie darauf, dass nicht unbewusst Gifte ausgebracht wurden und sorgten dafür, dass der Boden durch die in früheren Jahrhunderten genutzte Fruchtwechselwirtschaft soweit möglich alleine regenerieren konnte. In diesen intakteren Umweltbereichen sammelten sie zudem ihre Energien und ganz materiell auch Pflanzen zur Rettung der anderen Bereiche.
In den "Übergangsgebieten" genannten noch wie zuvor bewirtschafteten Feldern kamen sie ein- bis zweimal jährlich vorbei, um dort durch Verbindung mit der Natur das jeweils größte noch vorherrschende Problem zu lokalisieren und zu beheben. Teilweise half es, bestimmte Pflanzen einzubringen, die diese Stoffe den Böden entzogen, teilweise wurde auch mit Miniaturen gearbeitet, mit denen die Essenz des Gifts in eine irdene oder hölzerne Miniaturfeldfrucht geleitet und diese anschließend verbrannt wurde.
Mit den Jahren, mit denen die Einsichten und Fähigkeiten der Schamanen wuchsen, die Vergiftung der Böden langsam schwand und sie Arem al Awa erfinden konnten, entwickelte sich aus den Begutachtungen, Ratschlägen und Erste-Hilfe-Maßnahmen das Ritual, wie es bis zum Ende Kastaanisims weiter bestand und dank den Geistern der verstorbenen Schamanen vor einigen Jahrhunderten auch wieder aufgegriffen werden konnte, wenn das Ritual auch zunächst wieder im Verborgenen durchgeführt wurde, bevor es unter dem Glorreichen vereinigten Bund von Masmiim trotz Widerstands Addellirazars im Jahr 99.912 AZT wieder offiziell erlaubt wurde.
Durchführung
Im Vergleich zur Anfangszeit ist die Ausübung des Darna al Kimar seit der Etablierung Kastaanisims durch die intaktere Natur insbesondere psychisch für den Schamanen deutlich vereinfacht und wurde mit der Zeit und Belebung der Natur sogar immer einfacher.
Gebraucht wird ein kastaanischer Schamane und natürlich der Boden, der "geheilt" werden soll. Der Schamane bringt sich in Einklang mit der Natur und lässt das Land mit sich sprechen, wofür er zunächst an fünf Stellen des Ackers oder Feldes Proben von Boden und Pflanzen nimmt, alles mit einem Mahlstein zerreibt und danach verbunden mit Wasser auf seine Haut, meist die Unterarme, reibt und dann meist im Schneidersitz mitten auf dem Acker oder Feld meditiert. Der Vorgang kann dadurch erleichtert werden, wenn in dem Gebiet die Natur zumindest geringfügig belebt ist, denn dann können in diesem Stadium die Geister der Kastaan als Medium dem Schamanen deutlich schneller mitteilen, was dem Boden fehlt.
Wenn dann bekannt ist, was fehlt oder aber auch zu viel ist, beginnt die Phase der Beseitigung des Mangels oder der Entfernung des Überflusses. Insbesondere Mangel sind dabei einfach zu beseitigen, da den Schamanen geeignete Erden oder Pflanzen bekannt sind, die als Pulver oder in Gänze aufgebracht die entsprechenden Mängel beseitigen. Wenn es gilt, Überfluss aus dem Boden zu ziehen, wird meist die Pflanze, die dies eigentlich vermögen würde, als Medium genommen, alternativ eine miniaturisierte Tonpflanze, und in diese mittels Verbindung mit der Schöpfungsenergie die Essenz des Stoffes im Überfluss in das Medium geleitet. Wenn der Boden dann wieder im Einklang mit der Natur ist, bringt der Schamane über diesem zum Abschluss noch etwa Arem al Awa aus, um die Widerstandsfähigkeit des Bodens vor schädlichen Einflüssen zu stärken.
Großer Vorteil des Rituals neben einem intakten Boden ist es, dass man keine Fruchtwechselwirtschaft benötigt, um die Böden stabil zu halten, sondern anbauen kann, was man möchte, wenn die Schamanen in den Gebieten, in denen sie nicht jährlich oder öfter das Ritual durchführen können, auch weiterhin eine Fruchtwechselwirtschaft empfehlen und es in Kastaanisim tatsächlich je nach Bodenart und klimatischen Bedingungen empfohlene Fruchtwechselfolgen mit exakt darauf ausgerichteten Feldfrüchten gab.
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