Eldrskard
Die Schlafende Schwelle
Einleitung & Atmosphäre
Eldrskard ist das Ende der Welt – oder ihr Anfang. Hier trifft das Meer auf das Hochland, und das Land selbst scheint den Atem anzuhalten. Schwarze Klippen ragen aus der Brandung, gezeichnet von uralten Feuern. Aus tiefen Spalten steigt Dampf, und in stillen Nächten hört man das leise Grollen eines schlafenden Vulkans – den Herzschlag eines Riesen unter Stein.
Das Licht ist hier anders: gebrochen, rauchig, fast metallisch. Der Wind trägt den Geruch von Salz, Asche und kaltem Eisen, und manchmal scheint der Boden selbst zu zittern, als würde er sich unruhig im Traum wenden. Eldrskard liegt am westlichen Rand von Isfjorr und bildet die äußerste Schwelle zwischen dem Reich des Meeres und der inneren Tiefe – ein Ort, an dem selbst die Elemente zu horchen scheinen. Hier endet das Bekannte, und jenseits beginnt das Land der Legenden.
Landschaft & Eindruck
Eldrskard ist ein Reich aus erstarrtem Feuer. Die Klippen fallen steil ins Meer, durchzogen von alten Lavaströmen, die wie schwarze Adern glänzen. Zwischen den Felsen liegen flache Ebenen aus erkaltetem Gestein, von Spalten durchzogen, in denen glühender Dampf aufsteigt.
Im Landesinneren öffnen sich tiefe Gräben – die Schlundtäler, Überreste urzeitlicher Eruptionen. In ihren Tiefen pulsiert noch immer Wärme, und an den Rändern wachsen hitzeresistente Moose und Pilze in graugrünen Flecken. Wenn der Nebel sich hebt, glüht das Licht über dem Meer wie flüssiges Erz, und bei Sonnenuntergang färbt sich die Luft kupferrot. Nachts liegt Dunst über dem Land, durchzogen vom schwachen Leuchten der Tiefe, und das Meer klingt, als schlage es gegen eine leere Schale.
Wer sich in diese Landschaft wagt, spürt die stetige Bewegung des Bodens unter den Füßen und den metallischen Geschmack der Luft – ein Zeichen, dass der Schlafende in der Tiefe noch atmet.
Klima & Wetter
Das Klima in Eldrskard ist rau und wechselhaft, als würde die Erde selbst das Wetter atmen. Dichte Nebel ziehen über die Klippen, und Schwefeldampf hängt schwer in der Luft. Regen fällt selten, doch wenn er kommt, ist er warm und schweflig, und lässt den Fels glitzern wie poliertes Metall. Der Wind wechselt zwischen eisiger Kälte vom Meer und trockener Hitze aus den Spalten der Tiefe, sodass selbst ein Tag hier alle Jahreszeiten zu tragen scheint. Manchmal pfeift der Wind durch die Spalten, als würde er klagen, und die Hitze aus der Tiefe lässt den Boden vibrieren wie ein pochender Puls. Im Winter färben Polarlichter den Himmel in flüssiges Grün, und die Nächte glühen schwach vom Atem des schlafenden Vulkans.
Bewohner & Kultur
Nur wenige wagen es, in Eldrskard zu leben. Die Narfjarn betrachten das Gebiet als heilig und gefährlich zugleich – die Schwelle zum Herz der Tiefe. Kleine Gemeinschaften von Wächtern, Schmieden und Einsiedlern bewohnen die Klippen, um den Schlafenden zu beobachten.
Diese Hüter, die Skardwächter, tragen Gewänder aus dunklem Leinen und Kupferplatten. Sie lauschen dem Boden, sammeln Rauchsteine – kleine Kristalle, die im Dampf wachsen – und bewahren das Wissen der alten Feuer. Ihr Alltag ist geprägt von Stille, Gebet und Warten. Sie schreiben die Veränderungen des Bodens nieder, deuten jedes Zittern als Zeichen und sprechen leise Gebete, wenn das Grollen stärker wird. Pilger und Skardwächter begegnen sich mit gegenseitiger Ehrfurcht – die einen suchen Erkenntnis, die anderen bewahren sie. Manchmal besuchen Boten aus den Narfjarn-Siedlungen die Skardwächter, um Kunde über den Zustand der Tiefe zu erhalten.
Einmal im Jahr reisen Pilger nach Eldrskard, um in der Hallgruft niederzuknien, einer gewaltigen Felshöhle, in der man das Grollen der Erde hören kann wie das Atmen eines Gottes.
Glaube & Bedeutung
Für die Narfjarn ist Eldrskard die Schlafende Schwelle – der Ort, an dem Njarns Traum die Welt berührt. Hier endet das Reich der Menschen und beginnt das der Tiefe. Die Bewohner glauben, dass jedes Erdbeben ein Aufseufzen des Schlafenden ist, jedes Beben ein Zeichen seiner Unruhe. In den Nächten, wenn Polarlichter den Himmel entflammen, behaupten die Skardwächter, den Atem Njarns über die Felsen streichen zu sehen.
In ihren Gebeten sprechen sie: „Schlafe, Herz der Welt – ruhe, bis der Morgen neu geboren ist.“ Dieses alte Mantra wird in der Hallgruft geflüstert, begleitet vom Dröhnen des Bodens, als würde die Erde selbst antworten. Eldrskard gilt als Symbol des Gleichgewichts – zwischen Schöpfung und Zerstörung, zwischen Schlaf und Erwachen, zwischen Licht und Glut. Legenden erzählen, dass in den ältesten Zeiten hier die Feuerbrücke stand – ein Strom aus lebender Lava, der Land und Meer verband. Nur wenn Njarn erwacht, soll sie wieder erscheinen.
Gefahren & Legenden
Die Landschaft ist instabil; neue Risse öffnen sich ohne Vorwarnung, und manche führen tief in glühende Kammern. Diese heißen Spalten sind gefürchtet, denn sie können ganze Felsvorsprünge verschlingen. Rauchsteine, die aus dem Dampf geboren werden, speichern Hitze und Licht – doch wer sie zu lange hält, hört Stimmen in seinem Kopf, als würde das Gestein selbst flüstern.
Tief unter Eldrskard liegt das sogenannte Herz – eine Höhle, in der das Grollen am lautesten ist. Niemand, der sie betreten hat, ist zurückgekehrt. Manche sagen, der Vulkan unter Eldrskard sei kein Berg, sondern eine lebende Kreatur – schlafend, atmend, träumend. Andere glauben, dass Eldrskard die Grenze zwischen der sterblichen Welt und der Tiefe markiert – eine Schwelle aus Stein und Feuer, an der selbst die Götter innehalten. Hier, an der Kante des Daseins, scheint die Welt stillzustehen – ein Ort, an dem Traum und Wirklichkeit sich berühren.
Abenteueraufhänger
Die Skardwächter melden ein zunehmendes Grollen; sie glauben, Njarn sei kurz davor, sich zu regen. In einer neu entstandenen Spalte finden Forscher ein leuchtendes Fragment, das weder Stein noch Metall ist. Ein Pilgerzug verschwindet in der Hallgruft, und aus der Tiefe dringt ein rhythmisches Pochen wie ein Herzschlag. Während Polarlichter über dem Meer tanzen, steigen aus der Brandung glühende Silhouetten – als kämen sie aus dem Feuer selbst. So endet jede Geschichte über Eldrskard mit derselben Gewissheit: Nichts schläft ewig, und manches Träumen ist lauter als das Erwachen.
