Askraholm
Die Inseln des schwarzen Glases
Einleitung & Atmosphäre
Askraholm ist ein Ort von kalter, unwirklicher Schönheit – ein Archipel aus scharfkantigen Inseln, geformt aus schwarzem Basalt und gläsernem Stein. Im Westen von Isfjorr gelegen, markiert es den Rand zwischen Feuer und Meer. Wenn die Sonne über dem Ozean steht, funkeln die Felsen wie geschmolzenes Metall, und das Wasser scheint selbst Rauch zu atmen. In den Nächten glimmt die Gischt grünlich, als ruhe im Ozean ein altes Feuer, das niemals erlischt. So wird Askraholm zum äußersten Atemzug des Landes – ein Grenzort, an dem das Feuer der Tiefe den Ozean berührt.
Die See um Askraholm ist unruhig und launisch. Schwefelblasen steigen aus der Tiefe auf, und heiße Strömungen durchziehen die Kanäle zwischen den Inseln. In der Ferne hallt das Dröhnen uralter Lavaströme, die tief unter den Basaltschichten fließen und das Land in einem endlosen, heißen Atem durchziehen.
Landschaft & Besonderheiten
Askraholm besteht aus dutzenden kleiner Inseln, Klippen und Felsnadeln, die wie Fragmente eines zerbrochenen Thrones im Meer stehen. Ihre Oberflächen sind glatt und dunkel, durchzogen von schimmernden Adern aus Obsidian. Einige Inseln sind hohl, ihre Kavernen hallen mit tiefem Klang, wenn der Wind durch sie streicht, und erzeugen eine Musik aus Stein und Sturm.
Die Luft trägt den Geruch von Salz, Schwefel und Eisen. Wo Regenwasser in Mulden sammelt, schimmern die Pfützen wie flüssiges Glas. In manchen Nächten, wenn das Meer ruht, spiegeln sich Sterne in den Basaltflächen, so klar, dass man glaubt, in den Himmel selbst zu blicken. Tagsüber bricht sich das Licht an den Felsen, flirrt über das Wasser und tanzt in tausend gebrochenen Spiegeln. Der Wind trägt das Summen der Geysire und das Knacken erkaltender Steine – eine Melodie, die von der Unruhe der Erde erzählt.
Zwischen den Inseln treiben phosphoreszierende Algen, und Fische mit leuchtenden Schuppen ziehen durch das schweflige Wasser. Wer den Mut hat, an den Ufern zu verweilen, spürt die Wärme unter den Füßen und das stetige Pochen der Tiefe, als wolle die Welt selbst daran erinnern, dass sie lebt.
Bewohner & Kultur
Nur wenige Menschen nennen Askraholm ihr Zuhause. Fischer, Einsiedler und Alchemisten haben sich auf den Inseln niedergelassen, um fern vom Lärm der Welt zu leben. Sie nutzen das schwefelhaltige Wasser und die mineralreichen Gesteine für Tränke, Glasarbeiten und rituelle Mischungen. Manche glauben, dass die Inseln selbst Magie speichern – ein uraltes Erbe der Erde.
Die Siedlungen bestehen aus niedrigen, dunklen Häusern, deren Wände aus geschliffenem Basalt errichtet sind. Fenster sind selten, stattdessen reflektieren Spiegel aus Obsidian das Licht der Feuer, die in den Häusern brennen. Unter den Bewohnern gilt die Überzeugung, dass das schwarze Glas die Erinnerungen der Erde bewahrt. Viele tragen kleine Splitter bei sich, um Träume, Gesichter Verstorbener oder flüchtige Gedanken darin einzufangen.
Eine alte Redensart der Inselbewohner lautet: „Das Meer vergisst nichts – und das Glas erinnert sich.“ So leben die Menschen von Askraholm in stiller Ehrfurcht vor der Tiefe, wissend, dass selbst ihre Stimmen irgendwann im Stein widerhallen. Handel mit dem Festland ist selten, doch manchmal kommen Händler und Forscher, angelockt von den Geschichten über lebendiges Glas und flüsternde Steine.
Glaube & Geheimnisse
In Askraholm spricht man von den Flammen unter der See, einem schlafenden Feuergeist, der tief unter den Inseln ruht. Manche sagen, er sei ein Bruder Njarns, geboren aus derselben Glut, doch verbannt in die Tiefe des Meeres. Sein Atem erwärmt die Gewässer, und sein Herz schlägt in den heißen Strömungen zwischen den Inseln.
In stillen Nächten steigt aus den Rissen im Stein ein flackerndes Leuchten auf. Die Bewohner nennen es das Flimmern der Tiefe und sehen darin die Anwesenheit alter Mächte. Fremde aber meiden dieses Licht, denn es bringt Träume von Feuer, Salz und Ertrinken. Wenn das Flimmern erscheint, versammeln sich die Inselbewohner in Stille am Ufer, werfen Splitter von Glas ins Meer und murmeln alte Gebete, um den Schlaf des Geistes zu ehren. Alte Schriften berichten von einer Zeit, da die Flammen unter der See offen loderten und die Inseln selbst sangen – ein Klagelied des Feuers, das vom Meer verschluckt wurde.
Gefahren & Legenden
Die Gewässer rund um Askraholm sind trügerisch. Unsichtbare Strömungen reißen Schiffe in die Tiefe, und manche Boote beginnen zu sieden, wenn sie über heiße Quellen treiben. Bei Stürmen brechen die Felsen, und die scharfkantigen Bruchstücke treiben wie schwarze Klingen im Wasser. In den tiefsten Höhlen flüstert der Wind, und wer zu lange lauscht, verliert das Gefühl für Zeit und Richtung. Die Alten sagen, das Meer selbst spreche zu jenen, die bereit sind zu hören.
Einige glauben, dass Askraholm einst Teil eines größeren Landes war, das in den Fluten versank. In den dunkelsten Grotten sollen Artefakte aus Glas liegen, nicht von Menschenhand geschaffen, und ihr Licht soll das Gedächtnis der Erde selbst bergen. So bleibt Askraholm ein Ort zwischen Welt und Legende – eine Schwelle aus Stein, Feuer und Erinnerung, die weder ganz lebt noch ganz schläft. Wer hier steht, spürt, dass selbst der Wind Geschichten flüstert, älter als die Zeit und schärfer als das Glas, aus dem die Inseln bestehen.
