Turm an der Eisgrenze

Go to the english version: Tower at the Edge of Ice
Der Außenposten der Golems liegt jenseits der Eisgrenze, auf einer der wenigen größeren Inseln, deren Grund aus grauem Felsgestein besteht. Für Frostmenschen ist dieser Ort fremd und verstörend. Sie kennen keine Gebäude aus Stein – ihre Architektur besteht aus Eis, mit Knochen als Verstärkung oder Verzierung. Alles, was sie errichten, ist breit, massiv und niedrig. Der Turm der Golems hingegen ragt über zwanzig Meter in die Höhe, schlank und präzise, ein Bauwerk, das in ihrer Welt nicht existieren könnte.   Die Steine des Turms sind so exakt gearbeitet, dass sie fast unnatürlich wirken. Jeder Quader ist identisch in Höhe, Breite und Tiefe. Nach oben hin verjüngt sich der Turm, und selbst die Winkel der Steine passen sich perfekt an. Es gibt keine Unebenheiten, keine Spuren von Werkzeug oder Witterung. Für Frostmenschen ist diese Perfektion beängstigend – nur Magier mit Frostglas wären in der Lage, etwas annähernd Vergleichbares zu erschaffen.   Der Turm ist unbewohnt. Im Erdgeschoss befindet sich nichts außer einer steinernen Wendeltreppe, die sich spiralförmig an der Wand entlang nach oben zieht. Ganz oben, unter dem Dach, liegt ein Raum, der als Empfangsbereich dient. Er ist schlicht eingerichtet: ein drei Meter langer Tisch aus Stein, flankiert von zwei Quadern, die als Stühle dienen. Die Stühle stehen an den Kopfenden des Tisches, weit genug voneinander entfernt, um Sicherheit zu bieten, aber nah genug für ein Gespräch. Zwei Fenster an den Längsseiten lassen Licht herein – ohne Schutz, ohne Stoff oder Leder. Wind und Wetter dringen ungehindert ein.   Bei der Kapitulation der Golems wurde festgelegt, dass die Frostmenschen die Eisgrenze nicht überschreiten dürfen. Das Gebiet dahinter gehört den Golems. Der Turm dient allein diplomatischen Zwecken. Alle 69 Wochen darf ein Frostmensch in offizieller Mission den Turm betreten – in der Hoffnung, dass ein Golem erscheint und das Gespräch sucht. Bisher war bei jedem dieser Termine ein Frostmensch im Turm, doch nie ein Golem.   Diese diplomatische Aufgabe gilt unter den Frostmenschen als gefürchtet und ungeliebt. Die Auserwählten fühlen sich nicht ernst genommen, und doch ist man insgeheim erleichtert, wenn die Golems fernbleiben. Niemand wünscht sich einen weiteren Krieg. Wer für diese Mission bestimmt wird, geht mit gemischten Gefühlen: Pflichtbewusstsein, Misstrauen, und der leisen Hoffnung, dass der Turm leer bleibt.
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