Gjaska’s Schlund: Das Schmatzen in der Tiefe

Go to the english version: Gjaska’s Maw: The Slurping in the Deep
Am südlichsten Punkt der Brakmur, der Eisklippe, klafft auf Höhe des Meeresspiegels ein riesiges Loch. Man vermutet, dass hier vor vielen Jahrhunderten ein gewaltiger Brocken Eis abgebrochen ist, woraufhin das Meerwasser begann, die entstehende Öffnung zu unterspülen. Über ungezählte Stürme, durch Ebbe und Flut, wärmere und kältere Zeiten hinweg, hat sich so ein tiefer Schlund ins Eis gefressen.   Das Wasser drang immer weiter ein, schwappte hinein und heraus, löste dabei stetig Material und höhlte das Eis langsam aus. Heute misst die Öffnung etwa 25 Meter im Durchmesser, davon liegen ungefähr acht Meter unter Wasser. An der oberen Kante haben sich massive Eiszapfen gebildet, durchsetzt mit kleineren – als würde der Rand der Öffnung Zähne tragen. Der Eindruck eines gigantischen Mauls ist so eindringlich, dass sich niemand wundert, warum der Ort Gjaskas Schlund genannt wird.   Unterhalb der Wasseroberfläche fällt das Gelände ab: Eine glatte Kante, über die das Wasser strömt und größtenteils in der Tiefe verbleibt. Bei Ebbe ist diese Kante kurzzeitig sichtbar. Dahinter folgt ein etwa 30 Meter breiter, flach abfallender Beckenbereich, doch das Wasser hat sich noch weiter ins Eis gefressen.   Vor der Brakmur ist das Meer besonders tückisch: Oberflächen- und Tiefenströmungen verlaufen gegensätzlich, das Manövrieren an der Klippe ist äußerst gefährlich. Dazu kommen starke Wirbel und fallende Winde. Der Sog vor Gjaskas Schlund zieht alles in die Tiefe – sogar Boote wurden schon hineingerissen und zerschellten an den Eiswänden. Immer wieder führen Runenkrieger Erkundungen durch, wenn Fischerboote vermisst werden – nicht selten entdecken sie im schwachen Licht der Oberfläche noch Trümmer eines Knochenschiffes. Überlebende gibt es nie.   Wie tief der Schlund tatsächlich reicht, weiß niemand. Expeditionen, die ihn erkunden wollten, sind nie zurückgekehrt. Es heißt, der Schlund reiche durch das Eis hindurch – und es gäbe sogar einen weiteren Zugang.   Tief im Landesinneren, bei Virkin, erhebt sich die Yodunskuld – eine senkrechte Eiswand, in die einst eine Kaverne geschlagen wurde. Bei der Erweiterung stießen die Frostmenschen auf einen Spalt, der senkrecht in die Tiefe führte. Man versuchte, ihm zu folgen, doch der Rat und die Runenkrieger brachen die Arbeiten ab – zu gefährlich, zu nutzlos.   Betritt man heute den erweiterten Teil der Kaverne, hört man ein unheimliches Grollen: das ferne Rauschen des Meeres, das Knacken von Eis, das Schmatzen schwappenden Wassers – zumindest klingt es in den überdrehten Vorstellungen mancher Frostmenschen so. Viele glauben, dass der entdeckte Spalt oder ein verborgener Gang tief unter dem Eis bis hinab zu Gjaskas Schlund führt. Diese Theorie wird durch die Geräusche genährt, die wie aus großer Tiefe nach oben dringen – ein Echo aus dem Maul der Küste, das sich in der Eiswand sammelt.   Seitdem trägt die Kaverne den berüchtigten Namen: Gjaskas Arsch.   Die Temperaturen im Inneren sind spürbar niedriger als draußen, und die Feuchtigkeit ist extrem hoch. Der Ort wird heute als Notvorratslager genutzt, da Nahrung und verderbliche Güter hier besonders lange haltbar sind. Auch ein kleiner militärischer Außenposten wurde eingerichtet – der trotz einiger erheiterter Proteste ebenfalls unter dem Namen geführt wird.   Weitere Erkundungen sind seither durch den Rat strengstens untersagt. Zu viele Leben hat Gjaska bereits verschlungen.
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