Veyrskog
Wo der Atem der Erde den Wald erfüllt.
Einleitung & Atmosphäre
Aus der träumenden Stille hebt sich der Wald selbst – ein lebendiger Schleier aus Dampf und Blattwerk, der sich sanft über die Landschaft legt und den Übergang von Erde zu Himmel verwischt.
Zwischen den heißen Quellen und den feuchten Wäldern Skogarstrands liegt ein Ort, an dem der Boden selbst zu atmen scheint. Veyrskog, „der Wald, der atmet“, nennen ihn die Norrhask – ein Land aus Nebel und Wärme, in dem jedes Geräusch gedämpft wird, als lausche man durch die Lunge der Welt. Hier steigt Hitze aus dem Erdreich wie Dampf aus einem schlafenden Tier. Die Luft ist schwer von Feuchtigkeit und Leben, der Boden weich und von stetigem Pulsen durchzogen. Alles an diesem Ort wirkt wach und träumend zugleich.
Geografie & Natur
Ein leises Zischen und Gurgeln erfüllt die Luft, begleitet vom dumpfen Grollen des Bodens tief unter der Erde; der weiche, nachgiebige Untergrund scheint an manchen Stellen leicht zu vibrieren, als würde der Wald selbst atmen. Die Dampfhaine bestehen aus Silberbirken, Farnen und dampftrinkenden Moosen, die sich über geothermischem Grund ausbreiten. Zwischen den Stämmen steigen dünne Fäden aus Schwefeldampf empor, sammeln sich in schimmernden Becken und fließen weiter durch das Unterholz. Der Duft von Harz, Salz und nasser Erde hängt über allem – ein Geruch, der nie ganz vergeht, gleichgültig, wie viele Jahreszeiten vorüberziehen.
In den dichten Teilen des Waldes dringen weder Sonne noch Himmel durch das wabernde Dunstdach. Dort glimmen in der Dämmerung Leuchtflechten und Nebelpilze, deren sanftes Grün den Nebel von innen heraus erhellt. Auf offeneren Lichtungen hingegen gedeihen Dampfblumen, fragile Gewächse mit gläsernen Blättern, die sich bei Hitze zusammenrollen und im Kühlen des Nebels wieder öffnen – wie das Ein- und Ausatmen des Waldes selbst.
Klima & Leben
Die Pflanzen und Tiere des Veyrskog beeinflussen einander beständig: Moose speichern Wärme, die den Reptilien Zuflucht bietet, während deren Bewegung den Boden lockert und neue Wuchsflächen schafft. Einige Norrhask erzählen, dass die Salamander des Waldes Botschafter Gardnars seien, die im Dampf seine Gedanken tragen – ein Zeichen, dass selbst die kleinsten Wesen Teil des heiligen Kreislaufs sind.
Veyrskog besitzt ein mildes, fast tropisches Mikroklima – ein seltener Kontrast zum kühlen Hochland Skogarstrands. Selbst im tiefsten Winter bleibt der Boden frostfrei, und die Luft summt von Insekten, die sich um die warmen Wasseradern scharen. Zwischen den Wurzeln kriechen Salamander und dampfliebende Echsenarten, deren Schuppen matt glänzen wie feuchtes Erz. Für viele Tiere des Nordens ist der Dampfhain Zuflucht und Winterquartier zugleich.
Bedeutung & Glaube
Für die Menschen Skogarstrands sind die Dampfhaine mehr als nur Naturphänomen – sie sind heilige Orte, in denen Ruhe, Heilung und Erinnerung ineinanderfließen. Heilkundige pilgern hierher, um seltene Pflanzen zu sammeln: Wurzeln, die nach Schwefel duften und Fieber senken, Moose, die Hitze speichern oder Wunden kühlen. In den Erzählungen der Norrhask weht in Veyrskog der zweite Atem Gardnars – der Atem, der heilt, nicht erschafft. Wenn der Wind über die feuchten Blätter streicht, klingt es wie das langsame, beruhigende Herzklopfen eines uralten Wesens.
Während der Nebel sich über den Boden legt, entzünden die Norrhask kleine Schalen aus schwarzem Stein, in denen sie Harz und Moos verbrennen, um die Luft mit heilendem Rauch zu füllen. Diese Zeremonie, Skogrvind genannt, gilt als Bitte um Genesung und geistige Klarheit. Alte Legenden berichten von jenen, die in den Dampfhaine schliefen und träumend Antworten fanden – Visionen, die von Gardnars zweitem Atem gesandt wurden.
Zitat
„Als der erste Dampf aus der Erde stieg, legte Gardnar seine Hand auf das Herz des Waldes, und er begann zu atmen. Seitdem trägt jeder Hauch des Nebels ein Stück seiner Erinnerung.“
— Aus den Liedern der Alten Pfade
