Ordensbulle der Weisen Flamme
"Meine Damen, bevor Sie Feuermagie richtig erlernen, ist es grundlegend, dass sie die Bestimmungen der Ordensbulle der Weisen Flamme im Schlaf herbeten können. Wir werden deshalb in den nächsten Stunden die 99 Seiten Stück für Stück durchgehen.", eröffnete Nakima Teyoyo, eine elegante ältere Layini mit erhobenen Haupt und eindringlichen Blick, ihren Unterricht. Tiala starrte auf die Blätter des Buches vor sich. Sie wollte Feuermagie lernen, aber so hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. Obwohl es die erste Woche in der Weisen Flamme und die erste Stunde in Rechtskunde für die feuermagische Ausbildung war, empfand sie es jetzt schon als sterbenslangweilig!
Die Ordensbulle der Weisen Flamme bildet das Fundament der Schulen für Feuermagie und ist gleichzeitig eine wichtige Stütze des Safambiordens auf Layida. Bereits ab dem 2. Jahrtausend BEC gab es auf Layida erste feuermagische Fakultäten, die jedoch nur Teilbereiche unterrichteten.
Mit dem Erlass der Urkunde durch den Orden um 1.500 BEC wurden die ersten Hochschulen erlaubt, deren Hauptaufgabe der Schutz des Matriarchiats und Ausbau der Macht des Safambiordens bedeuten sollte.
Um die Ausbildung und Lehre von Feuermagie unter Beachtung der layidisch matriarchalischen Lebensweise über mehrere Generationen hinweg zu gewährleisten, gehört das Studium der Urkunde zu einem der wichtigsten Inhalte im 1. Studienjahr an der Flamme der Weisheit. Zwar ist die Rechtskunde des Dokuments sicherlich nicht das beliebteste Fach bei den Eleven der Hochschule, aber es bildet einen wichtigen Eckpfeiler, um am Ende der Ausbildung zu einer Funkensymbiose für die vollständige Ausübung der jahrelang gelernten Feuerkräfte zugelassen zu werden.
Struktur der Ordensbulle
Die Ordensbulle ist ein handschriftliches in Urkundenform verfasstes Statut, dass vom Safambiorden um 1.500 BEC in Safamali ratifiziert wurde. Vom Originaldokument gibt es zusätzlich zwei weitere antike Abschriften aus dem 14. Jahrhundert BEC . Um die Bedeutung des Originals und der beiden ältesten Abschriften zu erhöhen, wurden sie auf Feuerpurpur-Pergament festgehalten und mit einem goldenen magischen Siegel versehen. Das Siegel zeigt auf der Vorderseite das Wappen des Safambiordens und auf der Rückseite den später zum Leitspruch der Schulen gewordenen Satz: "In ihrem Licht wächst Weisheit". Das Siegel ist von magischen züngelnden Flammen umgeben, die auch nach mehreren tausend Jahren nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.
Beruhend auf dem Glauben der Layikani an die dreigesichtige Sonnengöttin besteht die Bulle aus drei Abschnitten zu jeweils sechs Kapiteln und neun Unterkapiteln. Jeder Abschnitt hat 33 Seiten, wobei jeder Abschnitt den zur damaligen Zeit höchsten drei Priesterinnen des Ordens Nadawi d. Ä. , Ziyanda v. Niwari und Siwani d. Große zugeschrieben wird. Um das Pergament zu schützen, wurde die Urkunde in das schimmernde Leder von Feuergabelböcken gebunden, da dieses Leder gegen äußere Einflüsse besonders robust ist.
Heute befindet sich das Original der Bulle im Hauptarchiv des Ordens in Safamali in Anshani. Die beiden antiken Abschriften liegen in der Hauptbibliothek der ältesten Flamme der Weisheit in der Nähe von Zimunya in Olayangi. Die zweite Abschrift liegt im antiken Flügel des Museums für Feuermagie in Rijangu in Tangisa. Auch in der Lage des Originals und der beiden Abschriften könnte man die dreigesichtigte Göttin und ihren Lauf von Ost über Süd nach West (Nord) interpretieren.
Aufbau & Inhalt
Wie der Lauf der Sonnengöttin am Firmament und ihre körperliche Entwicklung nach dem Glauben der Layikani ist auch der Aufbau der Ordensbulle zu verstehen. Im ersten Teil wurden die aus früheren Jahrhunderten im Laufe der Zeit etablierten und praktizierenten Grundsätze des Matriarchiats und des Safambiordens niedergeschrieben. Der zweite Teil umfasst den Aufbau und die Organisation der Hochschulen. Im dritten Teil wurden die grundlegenden Inhalte der Ausbildung festgehalten. Jeder Abschnitt wird mit einem Zitat der vermeintlichen Verfasserinnen eingeleitet und mit einem Gebet zur dreigesichtigen Göttin beendet.
1. Abschnitt: Die Grundsätze des durch Feuer entfachten Erbes unserer Autorität
"Feuer entspringt dem Wissen, dass es selbst im dunkelsten Schatten einen Funken gibt."- Nadawi d. Ältere -
Hauptgrundsatz des Ordens und der layikanischen Gesellschaft ist die Bewahrung des feuermagischen Erbes und der Glauben an die dreigesichtige Sonnengöttin. Die Entdeckung der ersten Funkensymbiose führte zur Entwicklung der Kultur der Feuerläufer unter matriarchialischen Führung starker Frauen. Diese Autorität gilt es zu fördern, zu bewahren und zu schützen.
Im ersten Abschnitt erden deshalb die Geschichte der layidischen Kultur und ihre Entwicklung bis ins 15. Jahrhundert BEC beleuchtet.
Zusätzlich werden heraus Schlussfolgerungen gezogen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Macht auch zukünftig zu erhalten und für folgende Generationen zu sichern.
Wichtige Inhalte:
- Das Erbe der dreigesichtigen Göttin und der layidische Glaube
- Stellung der Frau in der layidischen Gesellschaft
- Aufbau einer demokratischen durch Frauen geführte Gesellschaft
- Errichtung feuermagischer Institutionen
- Umgang mit Männern, die gegen ihr Recht eine Funkensymbiose versucht haben, zu überstehen
"Herrinnen der Sonne erleuchtet uns mit eurem Licht, dass es in uns gedeihen und zu eurem feurigen Schwert hier auf Erden heranwachsen möge."
2. Abschnitt: Die Grundsätze zur Errichtung von lichtbringenden Institutionen zum Glanze unseres Erbes
Dieser Abschnitt beschäftigt sich damit, wie zukünftige Institutionen für Feuermagie gebaut, strukuriert und finanziert werden. Hierzu wurden die Tätigigkeiten der bis zum Ende des 16. Jahrhundert BEC existierenden feuermagischen Einrichtungen studiert und hieraus entsprechende Konsequenzen für den Bau entsprechender Schulen, die Struktur des Personals, zusätzlich notwendige Einrichtungen und Auswahl der Schüler gezogen.
Es ist wohl auch der Teil, der in den folgenden Jahrhunderten am heftigsten diskutiert wurde, da Männern aufgrund ihrer fehlenden Fähigkeit eine erfolgreiche Funkensymbiose zu erleben, komplett von feuermagischen Einrichtungen ausgeschlossen wurden. Gleichzeitig wollte der Orden jedoch auch verhindern, dass Männer durch den Zugang zu den Schulen Einblick in die Lehren der Feuermagie erhielten oder auch Technoligien entwickeln könnten, die zum Sturz der matriarchalische Gesellschaft führen.
"Alles, was wir heute tun, legt den Grundstein für das Feuer, dass uns morgen erleuchtet."- Ziyanda v. Niwari -
"Herrinnen der Sonne gebt uns die Kraft, andere in euren Lehren zu unterweisen und auf den rechten Pfad eures Lichts zu führen."
3. Abschnitt: Die Grundsätze über die Erlangung des feuermagischen Wissens
"Sei durch dein in dir schlummerndes Feuer das Licht und die Dunkelheit um dich herum wird verschwinden."- Siwani d. Große -
"Herrinnen der Sonne segnet eure Töchter, auf dass sie ihr Licht finden mögen, um euer Vermächtnis des Feuers zu ehren und für folgende Generationen zu beschützen."
Der dritte Abschnitt basiert auf den Erkenntnissen der bis Ende des 16. Jahrhunderts BEC gängigen Praxis und wurde im Laufe der folgenden Jahrhunderte immer wieder modernisiert. Während sich um 1.500 BEC der Lehrplan rein auf die Ausübung feuermagischer Kräfte und das einen kleinen Teil der layidischer Theologie konzentrierte, wurden vor allem ab dem 1. Jahrhundert AEC nach Gründung des Rats der Elemente die Rufe nach einer gleichberechtigteren Bildung für Frauen und Männer lauter.
Dies führte zur Ergänzung der bereits existierenden theologischen und feuermagischen Kernbereiche durch den Bereich der Geisteswissenschaften. Auch wenn das Erlernen von Feuermagie immer noch allein Frauen vorbehalten ist, gibt es eine Vielzahl von Männern, die im Bereich der Geisteswissenschaften unterrichten oder als Hilfspersonal an den Akademien eingesetzt werden.
Comments