Enuma Ailiam

"Verzeiht Herrin", der alte Zwergenmann trat auf die Elfendame zu und deutete eine tiefe Verneigung an, die bei dem Größenunterscheid wohl ebenfalls als eine Darbietung des eigenen schütteren Haares gewertet werden könnte. Quint schmunzelte bei dem Gedanken, während Sepp neben ihm weiterhin mit den Wachen diskutierte darüber wie genau das Einreiseformular auszufüllen sei und welche Ware genau aus Gründen der Verzollung anzugeben sei.

"Wie kann ich Euch helfen?", erwiderte die Frau und ging ihrerseits ein wenig in die Knie, um die gebrechliche Stimme klarer hören zu können.
"Ich weiß ihr tut wahrlich schon genug für uns, aber die Beete im Süden der Stadt machen uns seit einigen Tagen Probleme.", brummte der Zwerg zu ihr empor, "wäret Ihr so gütig das Ritual zu erneuern, sobald Eure Arbeit hier getan ist?"
"Ich vermute, dass hier noch so manches an Arbeit zu verrichten ist, aber wenn es Euch nicht stört, würde ich Euch einen meiner Gehilfen zur Seite stellen. Er mag sich hier noch keinen Namen gemacht haben, aber sein Glaube an die Götter ist stark und ihr Vertrauen in ihn wird mit jedem Tag stärker.

Quint wandte sich vollends der Unterhaltung zu. Irgendetwas an der Situation erweckte beinahe etwas wie Befremdlichkeit in dem jungen Mann, nicht weil die Situation unangenehm war, immerhin waren es nur zwei Personen. Eine auf der Suche nach Hilfe, eine bereit zu helfen. Es war viel eher die Natur der Personen, die das seltsame Gefühl in ihm erweckte. Ein Lächeln kam über seine Lippen, während das ungewöhnliche Paar sich in Bewegung setzte, hin zu einem Elfen, der wohl kaum älter als 200 Jahre sein konnte.
"Ihr miesen Halsabschneider!", riss Sepps Hasstirade Quint aus seinen fröhlichen Gedanken und brachte ihn dazu sich erneut dem Tor der Stadt Lopuste zuzuwenden.

Enuma Ailiam ist ein elfisches Ritual, welches die Macht eines göttlichen Aspekts des Pantheons der Aelias herbeibeschwört. Die Aelias glauben innerhalb ihres Pantheons nicht an ein Raster von Deitischen, sondern eher an heilige Konzepte, denen Göttlichkeit innewohnt. Eines dieser Konzepte ist Ailiam, das Konzept der Fruchtbarkeit, welches mit diesem Ritual beschworen werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe

Weder der Begriff "Enuma" noch der Begriff "Ailiam" lassen sich direkt in die Sprache der Elfen übersetzen, im Groben bedeutet es jedoch "Anrufung der Fruchtbarkeit". Im Pantheon der Aelias existieren keine personifizierten Götter, sondern verschiedene göttliche Aspekte, die Teile der Realität widerspiegeln. Eines dieser Aspekte ist "Ailiam", das Konzept der Fruchtbarkeit, welches sowohl Fortpflanzung im sexuellen Sinne als auch die Zucht der Flora betrifft.

Durch die Beschwörung dieses Aspekts, wird "Fruchtbarkeit" auf den Boden übertragen und macht diesen unabhängig von Umwelteinflüssen. Thalruns Gnaden, eine wohltätige Organisation, die in Warnial wirkt, nutzt dieses Ritual, um trotz der kataklysmischen Wetterbedingungen in der Region die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu sichern.

Prozess

Um Enuma Ailiam anzuwenden, wird das entsprechende Gebiet mit hölzernen Pfählen abgesteckt, um ein Nonagon zu bilden. Der praktizierende Elf tritt in die Mitte der Form und vergräbt eine Reihe von Saatkörnern im Zentrum. Anschließend werden Grashalme zerrissen und entlang von fünf Linien gelegt, die fünf Ecken in einem gleichmäßigen, spiralförmigen Muster verbinden. Der Beschwörer tritt ins Zentrum des Rituals und gießt frische Milch über die Körner. In die Ritualfläche wird ein totes Tier gebettet. Je größer das angestrebte Areal, desto größer muss das entsprechende Tier sein, wobei dies auch durch mehrere tierische Opfergaben ausgeglichen werden kann.

Nachdem das gesamte Ritual vorbereitet wurde, tritt der Praktizierende zu dem Pfahl, welcher nach Süden gerichtet ist und senkt diesen gut zwei Zentimeter tiefer als die übrigen Pfähle. Auf diesen letzten Schritt folgend, gehen die Tierkadaver in Flammen auf und ein Bett aus Asche verteilt sich über die Fläche. Die Saatkörner werden gemeinsam mit der Milch in die Erde gezogen. Die Grashalme werden von einem kräftigen Windstoß aus dem Areal geschleudert und sobald die Asche komplett in die Erde gesunken ist, ist das Ritual beendet.

Kultur
Aelias

Anwender
Morgana

Zuordnung
Übernatürlich
Elfisch
Fruchtbarkeit
Agrarkultur


Dauer und Wirkungen

Wie lange das Ritual eines Enuma Ailiam andauert ist kaum vorherzusagen und basiert ausschließlich auf dem wahrhaften Glauben des Anwenders. Allerdings kann der Ablauf anhand des südlichen Pfahls beobachtet werden, der nach und nach von Feuchtigkeit durchzogen wird und morsch wird. Je weiter das Holz zerfällt, desto näher ist auch das Ende des Schutzes des Rituals.

Solange es allerdings andauert gelten eine Reihe von Wirkungen innerhalb des Areals. Das Wetter im Inneren wehrt äußere Einflüsse ab und schafft perfekte Bedingungen für jeweils eine Art von Pflanze. Gleichzeitig beschleunigt es das Wachstum der Pflanzen im Inneren, sodass von einer etwa dreifach schnelleren Ernte auszugehen ist. Die Qualität der Nahrung steigt ebenfalls an, sodass eine höhere Nährstoffdichte festgestellt werden kann. Die Ernte aus dem Enuma Ailiam bleibt außerdem länger von Zerfall behütet und verdirbt langsamer.


Cover image: by CSor96 using Midjourney

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