Geschichtenmeister
Der Anfang der Geschichte
Schon während der Frühzeit der Zwerge, als sie noch durch die Unterlande wanderten, kristallisierte sich eine Notwendigkeit heraus, Wissen und Erlebnisse zu sichern und weiterzugeben. Es konnten keine schriftlichen Aufzeichnungen angelegt werden, da es zu umständlich war, diese durch die Unterlande zu tragen. Sie irgendwo zu lagern war auch nicht möglich, wer weiss, ob man da jemals wieder vorbeikam oder wer sie in der Zwischenzeit finden konnte.
Es wurden immer wieder Zwerge geboren, der Jagd- oder Handwerksgeschick sehr zu wünschen übrig liess. Ihre Kampffähigkeiten waren singulär: Verteidigung, hauptsächlich sich selbst. Lange wurden diese Zwerge als zu weich betrachtet und gemieden, wenn nicht sogar ausgestossen, da sie keinen Nutzen hatten und nichts zum Überleben des Stammes beitrugen.
Als einem der Stämme nach einer besonders verlustreichen Schlacht gegen die Monster des Unterlandes klar wurde, dass sie regelmässig Wissen verloren, weil derjenige, der es hatte, starb, war es an der Zeit etwas zu unternehmen. In dieser Schlacht fiel der Koch des Stammes und mit ihm das Wissen darüber, wie man einige der nahrhaftesten Pilze finden konnte. Die Rezepte waren bei seinem Lehrling sicher, doch das Wissen um die Pilze konnte er nicht weitergeben, bevor er starb. Es war einer der "Nutzlosen" der den Stammesrat darauf aufmerksam machte, wo man die Pilze finden konnte und wie man sie erkannte. Der Koch habe das mal betrunken am Lagerfeuer erzählt und er habe sich das gemerkt.
Der Stammesrat, misstrauisch, ob der "Nutzlose" recht hatte, schickte Späher aus, um das zu prüfen. Dieser kam auch wirklich mit den korrekten Pilzen zurück, wie der neue Koch bestätigte. Obwohl es Gegenstimmen gab, wurde der Zwerg zum Gedächtnis des Stammes berufen. Er sollte sich alles merken, was der Stamm zum Überleben wissen musste und im Falles eines Überfalls nur das tun, was er am besten konnte: Sich verteidigen.
Die Wandlung
Mit der Zeit wandelte sich die Aufgabe des Gedächtnisses. Zum einen, weil die Menge an Wissen nicht mehr zu meistern war, ohne es in eine handlichere Form zu bringen. Sie fingen an, das Wissen in Geschichten zu verpacken und so weiterzugeben. Die Geschichten wurden, vor allem bei den Jungen, ein Ereignis am Lagerfeuer, auf das man sich freute. Und so wurde das Wissen nicht mehr so leicht vergessen. Wenn zwei Stämme sich trafen, verglichen die Geschichtenmeister, wie sie sich nun nannten, ihre Geschichten und übernahmen solche, deren Inhalt sie vorher nicht kannten. Die Hülle der Geschichte konnte verändert werden, solange der Kern, das Wissen, intakt blieb.
Neuzeit
In der heutigen Zeit arbeiten die Geschichtenmeister nicht mehr nur mit auswendig gelernten Geschichten. Als die Zwerge sesshaft wurden, bauten sie sich Häuser, in den sie Niederschriften aufbewahrten. Diese wurden in Goldtafeln geritzt, da es die grösste Widerstandskraft gegen äussere Einflüsse hatte. Der Geschichtenhort kann von jedem Bewohner besucht werden, um die Geschichten zu lesen. Man kann auch den Geschichtenmeister bitten eine zu erzählen oder vorzulesen. Die Geschichten werden immer noch auf Goldtafeln geschrieben, jedenfalls bis sich ein Material findet, das noch besser geeignet ist.
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