[Nobilita] Ihrer Verwunderung über die Unkenntnis der gern gesehen Soldatin verleiht die alte Nobilita nur mit einem kurzen Hochziehen ihrer Augenbrauen Ausdruck. Sie ist ein Kind einer anderen Zeit, in der die Etikette der Kaiserzeit in ihren Kreisen noch sehr lebendig gewesen war und es als unschicklich galt, sich auch nur durch eine Geste abfällig über Unzulänglichkeiten eines geschätzten Gastes zu äußern. Etwas langatmig, aber sehr detailliert macht sie Sigrun mit der Auslegung der
Schöpfung und die Geburt Afyras durch den Tempel der heiligen Zwillinge vertraut.
"Nun, meine Liebe, mich dünkt, das Herz der Schattenherrin hat nie zu schlagen aufgehört und wird es wohl auch nicht. Afyra ist ein Teil von uns. Sie waltet in jedem Herzen und ihr Schatten verdüstert unserer aller Seelen. Ich bin nicht so vermessen mir anzumaßen eine Kundige zu sein, doch nach meinem Dafürhalten wird es immer Seelen geben, die sich ihr zuwenden, sei es aus Verzweiflung oder aus Bosheit. Diese Verlorenen sind ihre Kinder und für jene mag sie die letzte Hoffnung sein, aus der sie Stärke schöpfen können. Sie waren, wenn du mir meine Ausdrucksweise nicht übel nimmst, mein Kind, die Gemeinen, die ersetzbaren Fußsoldaten ihrer Prophetin. Doch ihre Auserwählten, daß waren die Offiziere, die Befehlshaber! In den letzten Wochen der Herrschaft der Prophetin waren sie selbst in den Reihen der Kinder Afyras verhaßt. Bis jetzt war ich geneigt, wie viele anzunehmen, daß ihre Kinder überdauert haben, jedoch ihre Auserwählten ihr blutiges Ende fanden, als sich die Kinder Afyras gegen die Prophetin erhoben hatten. Doch nun fürchte ich, daß wir dieses abscheuliche Kapitel zu früh zugeschlagen haben. Aber ich bin geneigt anzunehmen, daß selbst wenn diese Auserwählten überdauert haben sollten, sie keine Gewalt mehr haben über die Kinder Afyras. Zu verhaßt waren sie in den letzten Tagen als Schergen der falschen Prophetin. "
Die Nobilita zwinkert überrascht, als Sigrun etwas besonderer Ehrung sagt. "Da seien alle Schatten davor! Ich bitte euch, meine Liebe, seht ab von solchen Banalitäten! Ich bin weit zuviel Jahre auf meine Schultern geladen, als an solchen Eitelkeiten Vergnügen zu empfinden. Wenn jemandem eine Ehrung gebührt, dann seid ihr weit berufener, als ich es jemals sein könnte."