Lenrik Holm

Der Sohn des Nebels

Kurzüberblick

Lenrik Holm ist ein junger Gärtner, Alchemist und Mystiker, der in der sonnengetränkten Küstenregion Solvigfjord auf dem Kontinent Frideyja lebt. Freundlich, hilfsbereit und von stiller Präsenz, lebt er im Einklang mit Pflanzen, Tränken – und einem tiefen Geheimnis. Seine magische Begabung stammt von einer verstoßenen Hexe: seiner Mutter. Doch obwohl seine Kräfte mächtig und verboten sind, verbirgt Lenrik sie sorgsam – aus Angst vor Ablehnung, aus Respekt vor dem Licht, das Solvigfjord durchdringt. Er ist kein Dieb aus Gier, sondern aus Notwendigkeit – kein Schurke im Herzen, sondern ein Wanderer zwischen Moral und Überleben.


Herkunft & Umgebung

Lenrik wurde in Røvika geboren, einem kleinen Dorf am Solvigfjord. Die Region ist bekannt für ihre intensive Helligkeit – das Licht ist hier mehr als Wetterphänomen: Es prägt Kultur, Architektur und Lebensgefühl. Zwischen goldenen Buchten, rauen Felsklippen und glitzerndem Fjordwasser lernte Lenrik früh, im Schatten zu leben. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Vorsicht.

Seine Mutter – einst Hexe eines geheimen Zirkels namens Nebelbund – wurde verstoßen, weil sie sich in einen Menschen verliebte. Der Nebelbund gilt als mächtig und fremdartig, seine Mitglieder ziehen durch die verborgenen Schleier der Welt und sprechen mit Kräften, die andere fürchten. Sie zog Lenrik alleine auf, mit einer Mischung aus Kräuterwissen, instinktiver Magie und Überlebenskunst. Der Vater starb früh, aber die Erinnerung an ihn ist in Lenriks Blick und Sanftmut bewahrt.


Magie im Alltag

Lenriks Magie ist leise, instinktiv, körperlich. Wenn er etwa eine Wunde versorgt, murmelt er kaum hörbar alte Silben, während seine Finger Pflanzen zu einem Brei zerdrücken – die Haut schließt sich nicht ruckartig, sondern langsam, als würde sie sich erinnern, wie sie war. Oder wenn er bei Nebel eine verschwundene Katze sucht, streut er Salz in Spiralen auf den Boden – wenig später sitzt das Tier dort, als wäre es nie fort gewesen. Seine Magie fragt nicht, sie handelt – in kleinen Gesten, mit stiller Wirkung.

Ein typischer Tag beginnt bei Sonnenaufgang, wenn Lenrik barfuß durch den feuchten Garten schreitet, die Blätter prüft, das Erdreich riecht und mit dem Wind spricht. Wenn ein Kind mit Fieber kommt, reicht er duftenden Tee und legt ihm einen Stein unter das Kissen, den er mit einem alten Ritual geflüstert hat. Die Dorfgemeinschaft nimmt ihn als nützlich wahr: ein stiller Helfer, ein Kräuterkundiger, der keine Fragen stellt. Die Kinder mögen ihn. Die Alten sind vorsichtig. Nur wenige ahnen, dass in Lenrik mehr wohnt als Tee und Freundlichkeit.


Die Schule des Schattens

Doch Lenrik beherrscht weit mehr als Heilung und Heimlichkeit. Seine Mutter, sich der Gefahren der Welt und der Kraft ihres Sohnes bewusst, lehrte ihn früh, im Schatten zu überleben. Sie brachte ihm bei, wie man mit der Dunkelheit spricht, wie man sich darin verliert und wieder auftaucht – unsichtbar, tödlich, lautlos.

Er kann Nebel rufen, Licht brechen, in Schatten verschwinden und aus ihnen heraus angreifen. Seine Kämpfe gleichen Tänzen – lautlos, präzise, von Magie durchdrungen. Seine körperliche Schwäche gleicht er durch geschärfte Reflexe, Nebelmagie und gezielte Überraschung aus.

Wenn Lenrik kämpft – was selten geschieht – dann aus dem Verborgenen, mit Präzision und nahezu lautloser Effizienz. Eine aus Nebel geformte Klinge ist seine stärkste Waffe – stumm, aber durchdringend, entstanden aus purem Willen und altem Wissen. Seine Präsenz in der Dunkelheit ist mehr als Heimlichkeit: Sie ist ein Teil seiner Identität.

Bei einem nächtlichen Überfall auf ein entlegenes Gehöft verschmolz er einmal mit der Dunkelheit, bewegte sich durch Nebelschwaden und schaltete die Eindringlinge aus, ohne dass je ein Schrei erklang. Die Familie, die er beschützte, weiß bis heute nicht, wer sie rettete.

Diese Fähigkeiten machen ihn nicht zu einem Krieger im klassischen Sinne, sondern zu einem Geist in Menschengestalt – jemand, der angreift, bevor er entdeckt wird, der schützt, ohne gesehen zu werden. Doch sie sind auch Ausdruck eines inneren Konflikts: Lenrik möchte heilen, nicht verletzen. Doch er weiß, dass er in einer Welt lebt, in der man manchmal zuerst verschwinden muss, um bestehen zu können.


Vererbung & Gefahr

Die Kraft, mit der er wirkt, ist an Ruhe gebunden – in Momenten innerer Stille entfaltet sich seine Magie am klarsten. Und je dunkler die Umgebung, desto mehr scheint seine Präsenz darin aufzugehen. Manche sagen, man sehe ihn nur mit dem Herzen, wenn er ganz bei sich ist. Andere fürchten ihn – aus Unwissen, aus alten Legenden, aus der Ahnung, dass seine Kräfte nicht von dieser Welt sind.

Seine Vergangenheit als Kind einer verstoßenen Hexe ist für ihn mehr als Geschichte – sie ist ein lebendiges Echo. Die Ahnen des Nebelbundes spüren seine Existenz, und es gibt Kräfte, die ihn zurückholen wollen – nicht aus Liebe, sondern aus Pflicht oder Angst. Die verbotene Natur seiner Gabe lässt ihn schweigen, wo andere sprechen.


Die Last der Träume

Die Albträume, die ihn heimsuchen, sind mehr als Bilder – es sind Erinnerungen an etwas, das er nie erlebt hat, Schatten von Stimmen, die flüstern, als wären sie Teil eines größeren Plans. Wenn er nachts aufschreckt, ist es nicht nur der Schweiß auf seiner Stirn, der ihn beunruhigt – sondern das Gefühl, dass jemand ihn beobachtet. Vielleicht träumt er nicht allein. Vielleicht träumt der Nebel mit ihm.

In einem dieser Träume steht er am Rand des Fjords, über ihm ein Himmel voller Monde. Aus dem Wasser steigen Hände – keine bedrohlichen, sondern bittende. Und eine Stimme flüstert: „Du erinnerst dich nicht. Aber wir schon.“ Wenn er erwacht, riecht er manchmal Salz in der Luft, obwohl die Fenster geschlossen sind.


Innere Lüge

"Nur wer mich nicht kennt, kann mich lieben."

Lenrik glaubt, dass seine Wahrheit – seine Herkunft, seine Magie, seine Moral – ihn isolieren würde. Als Kind beobachtete ihn einst ein anderer Junge beim heimlichen Rühren eines glimmenden Suds, der sich in Licht auflöste. Noch am selben Abend wurde Lenrik von dessen Vater als „verflucht“ beschimpft. Es war das erste Mal, dass er verstand, wie allein man mit einem unsichtbaren Erbe sein kann. Deshalb lebt er im Verborgenen, hilft, heilt, schenkt, aber spricht nie offen.

Seine größte Angst ist, dass Sichtbarkeit Verlust bedeutet. Seine Kindheit war geprägt von Momenten, in denen selbst kleine Offenbarungen zu Misstrauen führten – einmal sah man ihn bei einem magischen Ritual, danach wechselten manche Dorfbewohner die Straßenseite. Sein größter Wunsch: wirklich gesehen zu werden – und trotzdem bleiben zu dürfen.


Persönlichkeit & Wirkung

Lenrik ist ruhig, freundlich, zugewandt. Er hat eine weiche Stimme, die oft in Bildern spricht. Seine Sprache ist geprägt von Naturvergleichen, seine Bewegungen sind vorsichtig und bedacht. Er hört mehr, als er sagt. Und wenn er spricht, scheint das Licht kurz stillzustehen.

Seine Kleidung ist schlicht, aber symbolisch: Dunkle Überwürfe, Runenhandschuhe, ein Amulett seiner Mutter, das bei Wahrheit kühlt. Seine Augen sind grau mit silbernem Schimmer – bei Magie beginnen sie zu spiegeln. Er wirkt wie jemand, der nicht viel braucht – und dabei alles sieht.

In der Begegnung mit anderen ist er vorsichtig – aufgeschlossene Menschen irritieren ihn anfangs, dominante Persönlichkeiten lassen ihn schweigen. Doch wer ihm Zeit gibt, entdeckt einen tief loyalen, humorvollen und empathischen Gefährten.


Beziehungen & Emotionen

Die Beziehung zu seiner Mutter ist tief und komplex: mehr als Liebe, weniger als Vertrauen. Sie sind ein eingeschworenes Team – aber Lenrik weiß, dass auch zwischen ihnen Dinge ungesagt bleiben.

Zum Dorf hat er ein zwiespältiges Verhältnis: Er gehört dazu – und doch nicht. Fremde fühlen sich oft schnell zu ihm hingezogen – aber niemand kennt ihn wirklich.


Entwicklung & Vision

Lenrik steht am Beginn seiner Reise. Noch flieht er vor seinem Ruf, noch verbirgt er sein Erbe. Doch der Zirkel der Hexen weiß, dass er lebt. Und irgendwann wird er sich entscheiden müssen: Bleibt er verborgen? Oder tritt er heraus – nicht als Sohn einer Hexe, sondern als Mensch mit eigenem Licht?

Sein Weg ist keiner der Macht, sondern der Annahme. Doch erste Risse durchziehen die Stille: Ein Bote aus dem fernen Süden stellte Fragen, die er nicht beantworten konnte. Eine alte Freundin seiner Mutter schickte Kräuter, die nur im Nebelbund wachsen – eine stumme Einladung. Und die Träume, die ihn heimsuchen, zeigen fremde Gesichter, die seinen Namen kennen. Lenrik weiß, dass sich etwas nähert – und dass der Moment kommt, an dem er sich nicht mehr verbergen kann.

Wenn das Licht der Sonne über Solvigfjord gleitet und der Nebel zwischen den Klippen hängt wie ein geatmeter Schleier, dann spürt Lenrik: Das Verborgene hat Gewicht. Vielleicht wird ein Kind aus dem Dorf ihn eines Tages fragen: „Warum glänzen deine Augen im Dunkeln?“ Und vielleicht wird er dann sagen können: „Weil ich mich nicht mehr verstecke.“

Bis dahin lebt er im Nebel. Aber der Nebel ist in Bewegung. Und Lenrik beginnt, sich zu erinnern, wer er ist.

Children



Articles under Lenrik Holm