Alarik Runesmidr
Wenn man die Bibliothek des Lichts betritt, spürt man sofort die besondere Atmosphäre. Die Luft scheint erfüllt von der Stille alter Bücher und der Magie jahrhundertealten Wissens. Inmitten dieser Welt fällt Alarik Runesmidr auf – nicht weil er laut wäre, sondern weil er eine Ruhe ausstrahlt, die andere innehalten lässt. Oft senken selbst hitzige Diskussionen ihre Lautstärke, wenn er den Raum betritt, als würde seine bloße Anwesenheit einen Moment des Nachdenkens erzwingen. Er trägt einfache Roben in Grau und Blau, verziert mit goldenen Runen. Sein Gesicht ist ernst, sein Bart sorgfältig geflochten, und seine Augen blicken aufmerksam, als würden sie alles um ihn herum genau prüfen.
Vermittler zwischen Zeiten
Alarik ist der leitende Gelehrte der Bibliothek. Doch er tritt nicht auf wie ein typischer Anführer. Vielmehr sieht er sich als Vermittler: zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen festem Wissen und neuen Fragen. Statt Antworten zu geben, stellt er oft selbst Fragen. Viele spüren, dass seine Worte Gewicht haben – nicht durch Macht, sondern durch Nachdenklichkeit.
Geprägt durch Verlust
Früher war Alarik ein Forscher, der durch abgelegene Regionen reiste. Er besuchte verlassene Tempel, sprach mit Einsiedlern und versuchte, vergessene Magie zu verstehen. Doch eine gefährliche Reise in den Süden veränderte ihn. Alarik hatte gehofft, dort ein altes Observatorium zu finden, von dem man sagte, es enthalte Schriften über die Ursprache der Magie. Doch sie wurden in einen magischen Sturm verwickelt, ausgelöst von einem unvollständig gebannten Siegel. Sein engster Begleiter wurde dabei tödlich verletzt – ein Moment, den Alarik nie vergessen konnte. Seitdem trägt er ein inneres Schweigen mit sich. Er glaubt: Nicht alles Wissen bringt Gutes – manche Dinge sollten verborgen bleiben.
Wissen als Wandel
Trotzdem setzt er sich dafür ein, dass altes Wissen mit neuen Ideen verbunden wird. In der Bibliothek belebt er alte Rituale neu, kombiniert sie mit moderner Theorie und erlaubt sogar Experimente, die nicht alle gutheißen. Seine größte Schwäche ist sein starker Wunsch, alles begreifen zu wollen – selbst das, was sich vielleicht gar nicht begreifen lässt. Er verbringt viele Nächte im geheimen Archiv, und einige glauben, dass die magischen Runen dort auf ihn reagieren.
Beziehungen und Resonanz
Mit Ingrid Fjatrún, einer Kollegin, verbindet ihn ein besonderes Band. Besonders eindrücklich war ein gemeinsames Projekt zur Deutung eines fragmentierten Manuskripts in einer vergessenen Sprache – sie ergänzten sich dabei fast wortlos, als hätten sie denselben Gedanken. Noch heute erinnern sich andere Gelehrte an den Moment, als sie gemeinsam das entscheidende Zeichen entschlüsselten – ohne ein Wort zu wechseln, nur mit einem Blick. Sie verstehen sich gut, ohne viele Worte zu brauchen. Es wirkt manchmal so, als hätte es zwischen ihnen mehr geben können – doch Alarik entschied sich für seine Arbeit. Er sitzt oft unter dem silbernen Baum im Innenhof und liest alte Schriften, nachdenklich und allein.
Den jungen Magier Gunnar Bókrún betrachtet er mit gemischten Gefühlen. Gunnar erinnert ihn an seine eigene Jugend – voller Energie und Entdeckerdrang. Alarik sieht darin Hoffnung, aber auch Gefahr. Er gibt Ratschläge, hält sich aber meist zurück und beobachtet mit leisem Bedauern.
Sprache mit Bedacht
Alariks Stimme ist ruhig und klar, manchmal unterbrochen von langen Pausen. Viele hören ihm aufmerksam zu, denn seine Worte wirken wohlüberlegt und bedeutsam. Manche Schüler fühlen sich von seiner Langsamkeit irritiert, andere hingegen beschreiben das Zuhören als beruhigend und inspirierend. In der Wortkammer hört man ihn manchmal leise sprechen, als würde er mit den Worten selbst reden. Und es heißt, dass manche antworten.
Er trägt stets ein kleines Fragment eines zerbrochenen Runenkreises bei sich, eingewickelt in einen Lederfaden. Niemand weiß, woher es stammt. Doch Alarik hält es oft in der Hand, wenn er zuhört oder schweigt – als sei es für ihn eine Erinnerung und ein Schutz zugleich.
Ein Mensch wie ein Buch
Wer Alarik begegnet, merkt schnell: Er ist nicht leicht zu durchschauen. Aber hinter seiner ruhigen Art steckt Tiefe. Er wirkt wie ein Buch, das nicht leicht zu lesen ist – doch wer sich die Mühe macht, entdeckt darin einen Menschen, der durch Verstehen Frieden sucht. Doch wer weiß – vielleicht wartet irgendwo in den Tiefen der Bibliothek eine Erkenntnis, die nicht nur ihn verändert, sondern all jene, die bereit sind, die richtigen Fragen zu stellen.