Plötzlich hörte er etwas: ein langgezogenes Heulen.
Er konnte es erst nicht richtig verstehen. Aber es klang fast wie ein „Wo bist du?”
Da dachte er, das wären bestimmt Browny oder Whitey, die ihn suchten. Es war ihm peinlich, dass er sich verlaufen hatte, zumal er, wie er sein Glück kannte, vermutlich nur wenige Meter von einem Orientierungspunkt entfernt war. Um sich nicht die Blöße zu geben, dachte er, es wäre schlau, einfach in Richtung des Rufens zu gehen, anstatt selbst zu rufen. Er hörte erneut das Heulen in der Ferne, „Wo bist du?”, und fragte sich, wie weit es noch bis zum Hof wäre, als plötzlich der Schneefall aufhörte.
Er fand sich unerwartet unter den Zweigen eines dichten Fichtenwaldes wieder, hinter ihm bildete der Schneesturm eine undurchdringliche Wand, und vor ihm lag die Finsternis des Waldes, voller unbekannter Gerüche und Geräusche.
„Wo bist du?“, heulte es noch einmal in der Ferne.
„Hier, ich bin hier! Aber wo seid ihr?“, heulte er nun selbst in einem langgezogenen Ton. Er wiederholte es immer wieder, ehe er sich an einen Baum schmiegt und sich hinlegte, den Schweif fest zwischen den Beinen eingeklemmt.
Die Träume vom Heldentum waren nun vergessen, ihm war kalt, sein Fell war nass und er bekam wirklich großen Hunger. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
„Was haben wir denn hier? Eine kleine schwarze Katze, die verlernt hat, wie man auf Bäume klettert?“, ertönte eine tiefe, raue Stimme, die vor Hohn nur so triefte.
„Ich bin doch keine Katze! Ich bin ein Hofhund, ein Wachhund! Jawohl, das bin ich!“, bellte Blacky, sprang auf und begutachtete den Neuankömmling.
Er sah aus wie ein großer Hund mit gelben Augen und einer Narbe auf der langen Schnauze. Schnee hing in seinem zotteligen grauen Fell, und die Rute war tief angelegt.
Der Graue schnalzte mit der Zunge und bleckte die Zähne. „Und was machst du dann hier, Hofhund? Hier ist kein Hof, hier ist der Wald.“ Seine leuchtenden Augen taxierten den wesentlich kleineren Hund.
„Ich ... Ich war auf Erkundung, um uns vor Räubern zu schützen, und bin wohl etwas vom Weg abgekommen. Hast du hier zufällig ein paar Räuber gesehen?“ Blacky schluckte vor Verlegenheit und versuchte, das Thema zu wechseln.
„Räuber?“, fragte der Graue mit gespieltem Unglauben. „Nein, hier gibt es keine Räuber, nur uns freundliche Waldhunde. Sag mal, auf was für einem Hof lebst du eigentlich?“ Der Graue lächelte wölfisch, und Blacky fiel auf die gespielte Freundlichkeit herein.
„Oh, es ist ein schöner Hof. Unsere Familie kümmert sich um viele Tiere: da sind Bronto, das Pferd, und Ilsa, die Eselin. Oh, und dann sind da noch Mina, Margrett, Mechtild und Manuela, die Schafe, und die Hühner Kristina, Henrietta, Hanne ...“
„Oh, das klingt, als wären dort sehr viele Tiere; musst du sie alle alleine beschützen?“, unterbrach ihn der Graue mit einem sonderbaren Unterton.
„Nein, nicht allein, auch wenn ich es natürlich könnte. Aber meine Brüder Whitey und Browny helfen mir, vor allem, wenn der Bauer Herm nicht da ist, sondern die Felder bestellt oder was auch immer die Menschen so tun.“ Blacky ging nun voll in seiner Geschichte auf. So konnte er sich vor dem Fremden als strahlender Beschützer darstellen, ohne dass seine Brüder ihn hätten unterbrechen können.
„Oh, ich verstehe. Weißt du was? Der Schneefall ist so stark. Du solltest heute nicht mehr zurück. Komm mit mir. Ich zeige dir einen Ort, wo du schlafen, trinken und etwas essen kannst. Wenn der Sturm vorüber ist, bringen wir dich zurück zu deinem Hof.
Hungrig, nass und müde, wie Blacky war, stimmte er zu, und der Graue brachte ihn zu einer Felsenhöhle tief im Wald. Blacky fand, dass es dort sehr streng roch, aber er beschwerte sich nicht, denn der Fremde war so freundlich, ihm einen Schlafplatz anzubieten, und er gab ihm auch etwas Fleisch zu essen, ein Stück Reh, wie der Graue sagte. Es war bitterer im Geschmack als das, was ihm der Bauer sonst gab, aber er war so hungrig, dass er es trotzdem verschlang. Dann schlief er gesättigt und hundemüde sehr schnell in der trockenen Höhle ein. Er hörte nicht mehr, wie der Graue noch einmal hinausging und seine Freunde herbeirief.

Der Graue by Nightone w/ ChatGPT
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