Wir schreiben das Jahr 187 nach Rovans Fall. Es ist der 14.04. und ein aufregender Tag in der Zwergenstadt Ustgrav. Seines Zeichens nach eine lukrative Minenstadt, in der es vor einigen Tagen jedoch ein Unglück in einer der Minen gab.
Unsere Helden finden sich hier zu einer Gruppe zusammen und nehmen den Auftrag zu einer Rettungsmission in den unteren Minen an. Die Bevölkerung besteht hier hauptsächlich aus Zwergen, jedoch gibt es auch jede Menge Gnome, Menschen und vereinzelt auch Halblinge oder gar Elfen.
Ustgrav exportiert in diesem kargen Landstrich viele Rohstoffe in entlegene Gebiete des Reiches, um sich landwirtschaftliche Güter importieren zu können. Die Landschaft ist karg und nur mit wenigen Wäldern geschmückt. Auch wenn es eine Minenstadt ist, so ist der Ort in einer Ebene gebaut und die Minen befinden sich in Erdspalten. Warum das so ist, weiß kein Schwein.
Eine Reise empfiehlt sich in Gruppen, da es häufig Übergriffe durch herummarodierendes Gesindel gibt. Die Umlandsicherheit ist in der Gemeinde Ustgrav nicht gerade groß geschrieben.
Die Helden dieses Abenteuers befinden sich im Gasthaus „Zur fröhlichen Spitzhacke“ und sehen einer Rekrutierung durch einen Gnom entgegen. Es gibt immerhin pro Kopf 100 GM in jeder Suchgruppe, wenn sie zurück kommt und 100 GM pro Kopf, wenn Arbeiter lebend gefunden werden. Für den Sohn des Minenvorstehers gibt es bei Lebendfund immerhin 2000 GM zu verdienen...
Ich werde aufgerufen und soll meinen Namen nennen und die Fähigkeiten, die ich besitze. Als Druidin kann ich recht gut heilen und mit meiner Sense mache ich schon etwas her. Nachdem ich fertig bin und meine Losnummer 47 bekommen habe, begebe ich mich an die Bar, um ein Bier zu ordern. Der Wirt, Geron sein Name, tut mir fast ein bisschen leid, da die Taverne brechend voll ist und sich die Leute so zusammen quetschen, dass man schon fast nicht mehr bequem sitzen kann.
Nachdem der Gnom mit der Aufnahme aller Expeditionsteilnehmer fertig ist, sollen wir etwa eine Stunde warten. Unsere Nummer wird aufgerufen und wir werden entsprechenden Gruppen zugeteilt.
An der Bar schließe ich Bekanntschaft mit einem Zwergen namens Golond. Er ist hier im Bergbau tätig und mit seiner Spitzhacke quasi verheiratet. Er geht hier als Stammgast ein und aus und lässt nur anschreiben. Seines Zeichens nach ist er Kettensäufer. Zumindest bekomme ich das so nebenbei mit.
Er scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein, dass er genommen wird und ordert ein Spiezialbier bei Geron. Ich probiere auch einen Humpen. Es brennt mir den Rachen weg, hat aber eine würzige Note im Abgang. Allerdings hinterlässt es ein pelziges Gefühl auf der Zunge, ähnlich einem Hamster. Erst hinterher erfahre ich, dass so mancher blind davon geworden ist. In jedem Fall macht es den Kopf sehr angenehm, auch wenn meine Nasenspitze taub ist. Das Zeug könnte in jedem Fall eine tote Katze wecken.
Nach der mitgeteilten Stunde erscheint der Minenvorsteher Baldin von Ustgrav. Er sieht nicht adlig für mich aus, auch wenn er vor Prunk jeden Blinden sehend gemacht hätte. Allein die verzierte Axt an seiner Seite ist ein paar Goldmünzen wert, auch wenn sie zum Kämpfen nichts taugt.
Der Gnom verkündet die Gruppenzusammenstellung. Ich bin mit dem Zwerg in einer Gruppe gelandet und einem weiteren Menschen, der hier aus der Gegend kommt. Er sagt, dass sein Cousin, der für ihn wie ein Bruder ist, vermisst wird. Sein Name ist Rudi Dornwald.
Der Vorsteher leiert seinen Text runter, denn anders kann man es nicht bezeichnen. Sein Sohn ist verschüttet worden und er bringt es mit so viel Gefühl hervor, als sei seine Zunge an einem Gletscher gefroren. Oder vielmehr er selbst.
Mir schwant, dass dieses Unterfangen einem Selbstmordkommando gleich, doch nach allen tollen Ansprachen und einem kleinen Ausrüstungsgeld, verschwindet er wieder mit dem Gnom. Der ist in der Tat ein recht knauseriger Typ, denn mit Argusaugen überwacht er die Zuteilung der Gelder.
Da es erst Nachmittag ist, gehen wir mit Golond Ausrüstung kaufen. Er führt uns in einen herunter gekommenen Laden, deren Besitzerin Gertrude heißt. Golond ist eindeutig verschossen in sie. Sie sieht für eine Zwergin fast schon gut aus, so ohne erkennbaren Bart. In zwergenkreisen geht sie sicherlich als Supermodel durch.
Wir kaufen ein paar Kletterhaken, Kletterzeug, Seile, Schlafsack und allerlei nützlichen Kram, den wir auf unserem Himmelfahrtskommando... äh... unserer Rettungsmission gut gebrauchen können.
Als wir mit unserem Einkauf fertig sind, suchen wir wieder das Wirtshaus auf. Ich lasse mir von Golond den Weg zur Mine beschreiben, da er hier im Ort wohnt und ich mir ein Zimmer in der Spitzhacke nehme.
Geron ist ein komischer Kauz. Kaum bestellen wir Essen, zieht er aus den Untiefen seiner Kleidung eine Möhre hervor und knabbert lustig daran herum. Kurz darauf hat er einen Kohlrabi in der Hand, um weiter zu essen. Komischer Kauz.
Golond bestellt eine Suppe mit Schuss. Er hat es echt mit dem Alkohol. Nebenbei bekomme ich mit, dass der Wirt herum jammert, dass sein Wassertank nach Urin riecht, bzw. vielmehr der Inhalt. Dann schaue ich auf die dampfende Suppe und verstehe, warum Golond mit Schuss bestellt hat.
Um zu einem günstigen Zimmer zu kommen, frage ich Geron, ob er damit einverstanden ist, dass ich sein Wasserfass neu befülle und ich dadurch einen Rabatt auf das Zimmer bekomme. Er verlangt, dass ich es einmal durchspüle und erst dann auffülle.
Während ich das Fass spüle, kommt am Ende nochmal ein Schwall Urinduft hinterher und ich eile um das Haus, um denjenigen zu erwischen. Fehlanzeige, der Wassertankpinkler ist leider schon wieder verschwunden. Ich fluche mit derben Ausdrücken auf Zwergwuchs, sodass selbst dem abgebrühtesten Halunken die Ohren rot anlaufen würden und beende schließlich meine Arbeit.