Hymnal und Terk
Die Welt war einst eine große Wiese, grün und fruchtbar und saftig. Es gab keine Flüsse, keine Bäche und Meere, keine Berge und Hügel. Am Himmel keine Wolken und keinen Wind. Nur Gras. Endlose Weiten aus Gras.
Unzählige Tage und Nächte zogen Sonne und Mond über die eine Wiese der Welt hinweg. Sie erfreuten sich an der Schönheit des Landes und wollten ihr ein besonderes Geschenk machen:
Hymnal wurde vom Himmel geboren und streifte fortan über die endlosen Weiten. Ihr Fell war weiß und strahlend wie das Mondlicht, und ihr Blick golden und warm wie die Sonne selbst. Als riesiger, weißer Hase der sie war, begann Hymnal jedoch bald emsig die Erde aufzureißen und davon zu scharren. So taten sich schnell Hügel und Berge auf und tiefe Gräben und Kuhlen durchzogen die Landschaft. Aus der wunderschönen grünen Wiese wurde alsbald ein zerfurchter Acker.
Sonne und Mond waren erbost über Hymnals Werk, und um sie zu bestrafen schickten sie Terk auf diese Welt.
Die Schwingen des Falken waren dunkel wie die tiefste Nacht und dunkel waren auch seine Augen. Wie ein Schatten zog er über den Himmel und suchte nach Hymnal. Doch sie ward nirgends zu finden.
Hundert Tage und Nächte suchte er den Acker ab, der einst eine wunderschöne Wiese gewesen war, doch nirgends konnte er den weißen Hasen entdecken. Wütend und enttäuscht, wie er war, begann er mit den Flügeln zu schlagen. Harte Winde peitschten über das Land und schliffen die Erdberge zu festen Felsen.
Doch auch das scheuchte Hymnal nicht aus ihrem Versteck. Terk begann vor Zorn zu weinen und seine Tränen flossen unzählige Tage und Nächte lang. Er weinte so bitterlich viel, dass die Tränen die Kuhlen und Gräben des Ackers füllten. Er weinte, bis Inaris‘ Stimme zu ihm sprach: „Gräme dich nicht, Terk. Sieh dir an was deine Schwester und du geschaffen habt.“
Und erschöpft sah er, dass auf der blanken Erde Gräser und Bäume sprossen und dass seine Tränen in den Gräben flossen wie Flüsse. „Geh und labe dich mit deinen Eltern an dem Anblick des Lebens, welches ihr diesem Acker geschenkt habt. Geh und lass sie wissen, dass ich mich diesem Leben annehmen werde.“ Und er flog hinauf zum Himmel, immer weiter und weiter, doch er konnte das Himmelszelt nicht erreichen. Erschöpft fiel er vom Himmel und seine Federn wurden weiß und zerstoben in alle Himmelsrichtungen, wo sie noch heute vom eigenen Wind gepeitscht über die Welt ziehen. Während Hymnal noch immer in ihrem Bau versteckt ruht.
Verbreitung
Häufiger Glaube, fast jeder kennt die Geschichte.
Datum der ersten Erwähnung
200 nL
Datum der Ereignisse
10000 vL
Remove these ads. Join the Worldbuilders Guild
Kommentare