"Und so vergoß die Königin ein‘ letzte Trähn‘
Bevor ihr Leben auf immer sollt vergeh‘n.
Dieser letzte Tropfen jedoch war
nach all dem Schmerz und Leiden dar
zuletzt endlich ein Zeichen ihres Glücks.
Und dies ist nun das Ende dieses Stücks.
Auf ihrer Brust weint heut klein rosa Blüte:
Gescheh‘n ist‘s nun ums Königinnen Güte.
Ein kurzes Glück, ein hoher Preis.
War‘s das wert? Nur‘s Herzeleide weiß."
- Vom Herzeleid der Königin, von Maurice du Son
Allgemein:
Die Pflanze Herzeleid, auch als Grabwurzel bekannt, ist eine extrem robuste Grabpflanze. Ihre Verbindung zu Tod, Trauer und letztlich einem kurzen, bittersüßen Glück hat der Pflanze sowohl unter Kräuterkundigen als auch in den Kreisen der Nekromanten einen unvergleichlichen Ruf eingebracht. Ihre tödliche Schönheit und die tiefe symbolische Bedeutung, die sie in Gedichten und Legenden erhalten hat, machen das Herzeleid zu einer der berüchtigtsten Pflanzen im Reich, die seit jeher Metapher und Analogie vieler Dichter ist.
Aussehen
Das Herzeleid ist eine relativ unscheinbare Pflanze, wenn sie jung ist, doch ihre wahre Natur zeigt sich mit der Zeit. Die Blätter der Pflanze sind groß und rundlich, in einem satten Grün, das in starkem Kontrast zu den fast schwarzen, spitzen Wurzeln steht, die tief in den Boden dringen. Diese Wurzeln haben eine besondere Affinität für Fleisch – speziell für verrottende Überreste. Ihre Robustheit erlaubt es der Pflanze, selbst in den kargsten Böden zu überleben, solange es eine Quelle für organische Nährstoffe gibt.
Die Blüten des Herzeleids sind zartrosa und klein, doch in der Mitte der Blüte ragen längliche Samenfäden empor, die im sanften Wind wie eine Art Krone auf der Blüte wirken. Der Blütenstaub, der von diesen Fäden abgegeben wird, verbreitet einen äußerst angenehmen und einladenden Duft, der das Herzeleid in der Parfümherstellung so begehrt macht.
Mit der Zeit kann das Herzeleid, unter günstigen Bedingungen, zu einem baumartigen Gewächs heranwachsen. Die Wurzeln werden stärker, die Blüten größer, und die Pflanze entwickelt eine fast unheimliche Präsenz auf Friedhöfen und alten Schlachtfeldern. Es ist bekannt, dass besonders alte Herzeleid-Pflanzen bis zu 10 Meter hoch wachsen können, ihre Wurzeln tief in den Boden und durch das Fleisch und die Knochen der Verstorbenen grabend. Diese Herzeleid-Bäume thronen über den Toten der Grabstätten, die sie zieren. Einige Kulte und Religionsgemeinschaften vollziehen ihre Rituale an diesen Bäumen und glauben, dass die Seelen und Träume der Verstorbenen im Holz des Baums weiterexistieren.
Wirkung
Die Blüten des Herzeleids besitzen einen betörenden, süßen Duft, der sowohl anziehend als auch gefährlich ist. Ihre Wirkung erstreckt sich jedoch weit über den Geruchssinn hinaus. Die Samenschoten des Herzeleids enthalten ein starkes psychoaktives Toxin, das bei Einnahme zu intensiven, träumerischen Halluzinationen führt. Diese Halluzinationen verleihen dem Konsumenten ein Gefühl von überirdischem Glück, das alle Sorgen und Schmerzen vertreibt.
Allerdings ist dieser Zustand trügerisch, denn das Herzeleid verursacht auch irreversible körperliche Schäden. Während die Halluzinationen anhalten, beginnen die Organe des Konsumenten langsam zu versagen, und es kommt zu einer stetigen inneren Erschöpfung, die schließlich im Tod endet. Diejenigen, die das Herzeleid konsumieren, tun dies oft wissentlich, um dem Schmerz des Lebens zu entfliehen und in einem Moment seligen Glücks von dieser Welt zu scheiden.
Besonders tragisch ist der Wachstumszyklus der Pflanze: Nach dem Tod des Konsumenten beginnen die Samen, die im Körper zurückgeblieben sind, zu keimen. Bald dringen kleine Wurzeln durch das Fleisch, und an der Stelle, wo einst das Herz schlug, blühen zarte rosa Blüten auf. Diese Symbolik hat dem Herzeleid seinen Namen eingebracht, denn es scheint, als ob die letzte Trauer des Toten in eine Blume der Liebe verwandelt wird.
Effekte:
Glückseligkeit: Konsumenten des Herzeleids erleben für 1D4 Tage Halluzinationen, die ihnen das Gefühl geben, alle Probleme und Schmerzen überwunden zu haben. Während dieser Zeit haben sie einen Vorteil auf Charisma-Würfe.
Tödliche Erschöpfung: Nach Ablauf der Wirkung erleidet der Konsument 3D6 Erschöpfungsstufen. Sollte der Konsument 15 Erschöpfungsstufen erreichen, stirbt er.
Samenausbruch: Nach dem Tod des Konsumenten beginnt eine Herzeleid-Pflanze aus dem Körper zu wachsen. Dieser Prozess dauert 1W4 Tage.
Herstellung
Die Blüten des Herzeleids werden vor allem in der Parfümherstellung geschätzt. Ihr betörender Duft verleiht hochwertigen Ölen und Parfüms eine unwiderstehliche Note. Die Verwendung der Samenschoten als Droge oder in Ritualen ist allerdings weitaus gefährlicher. Einige okkulte Orden und Gruppierungen aus den Anhängern der
Liebesgöttin Lamprasi nutzen das Herzeleid, um Liebestränke herzustellen, die angeblich die Herzen zweier Menschen untrennbar vereinen sollen – oft jedoch mit fatalem Ausgang.
Vorkommen
Herzeleid ist vor allem in den Ländereien von
Lyda heimisch, einem Königreich, das für seine romantischen Balladen, tragischen Helden und weiten, nebelverhangenen Friedhöfe bekannt ist. Der Legende nach wurde die Pflanze von den Göttern der
Alvina gesät, um den Seelen der Verstorbenen und der Hinterbliebenen einen kurzen Trost zu gewähren, bevor sie in die Nachwelt übergehen.
Besonders häufig findet sich die Pflanze in den großen Friedhöfen von Lyda, aber auch auf verlassenen Schlachtfeldern, wo die Erde von den Blutopfern vergangener Kriege durchdrungen ist. Moore, in denen die Toten seit Jahrhunderten versinken, bieten ebenfalls den perfekten Nährboden für das Herzeleid. Auffallend ist, dass die Pflanze fast immer direkt auf dem Brust- und Magenbereich von Leichen wächst, als ob sie das Herz des Verstorbenen selbst in Besitz nehmen möchte.
Kulturelle Bedeutung
Die Pflanze ist stark mit der
Lydischen Kultur verknüpft und taucht in vielen Geschichten, Balladen und Gedichten auf. Besonders die berühmte Ballade von Maurice du Son über das Herzeleid der Königin, die ihre letzte Träne über ein zerbrochenes Herz vergoss, hat das Bild der Pflanze in die Köpfe der Menschen gebrannt.
Unter Ausübenden der
Nekromantie ist die hübsche Pflanze eher als Grabwurzel geläufig. Laut einer Legende habe eine mal liebes-, mal todkranke Mutter in ihrer Geburtsstunde die Grabwurzel zu sich genommen und gebar ihr Kind genau in dem Moment, als die Grabwurzel gerade aus der Mutterbrust brach. Dieses Kind, genährt von der Kraft der Grabwurzel, soll bereits in jungen Jahren zu einem schrecklichen Nekromanten herangewachsen sein.
Würdigung:
Dieser Artikel entstand in enger Zusammenarbeit mit Katharina Maria Kasper, die als Koautorin maßgeblich zur Entwicklung beigetragen hat. Ihr Engagement und ihre kreative Mitarbeit waren von unschätzbarem Wert für die Weiterentwicklung und Vertiefung der Welt von Thea. Für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre wertvolle Unterstützung möchte ich ihr herzlich danken.
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