Engel

Das Wesen stand still, gebunden an Ort und Stelle, scheinbar eingefroren in einem einzelnen Augenblick. Die rechte Hand war nach vorne gestreckt, die langen und grazilen Finger eng umschlumgen um das was aussah wie ein langer Stab mit Musterungen und Zeichen in einer fremden Sprache. Das linke Knie war leicht gebeugt, offensichtlich bereit in eine tiefe Verbeugung überzugehen. Das eindruckvollste jedoch waren die Flügel, gewaltige weiße Schwingen, die im Gegensatz zum Körper ihrer Farbe nicht beraubt worden waren. Keine einzelne der abertausenden Feder schien außer Position zu sein, sie alle absolut perfekt ineinander gelegt und scheinbar nur einen Moment davon entfernt den Körper wieder in den Himmel zu heben.

Das Gesicht des Engels war zart, ein Ausdruck von Güte lag in den erstarrten Augen und ein Lächeln zeichnete die schmalen Lippen. Hätte man versucht Makellosigkeit in ein menschliches Abbild zu bringen, so hätte das Antlitz dieser Frau wohl kaum näher an diesem Abbild sein können. Sie war perfekt. Und genau das war es, was Abneigung in Quint weckte. Irgendetwas daran stieß ihn ab, schien beinahe Übelkeit in ihm hervorzurufen. Fast schon verzweifelte versuchte sein Körper einen Hauch eines Fehlers zu finden, eine Unstimmigkeit, etwas das ihn davon überzeugen könnte, dass die Kreatur menschlich war.

Unfähig das zu finden, was er suchte, wandte er sich schließlich ab und erschauderte kurz. Stattdessen wanderte sein Blick zur Decke der Kammer, wo die gewaltigen Wurzeln des Baums sich ihren Weg durch das Erdreich gegraben hatten, bis sie schließlich diese unterirdische Höhle erreichten. Beinahe wie ein Gemenge aus ausgestreckten Händen und Fingern, wanden sich die Wurzeln in Richtung des hochaufragenden Engels und schienen ihn zu umwickeln. Die Verbindung zwischen beiden, beinahe wie eine Mutter, die ihr Kind wiegte, jagte Quint einen weiteren Schauder über den Rücken.

Engel sind Höheren Wesen, deren Herkunft bis heute nicht vollständig geklärt ist. Sie werden in die drei verschiedene Klassen aufgeteilt, die jeweils durch einen Erzengel geleitet werden. Engel werden auf Terria nur sehr selten gesichtet und scheinen sich primär in den äußeren Ebenen des Astraviriums aufzuhalten.

Inhaltsverzeichnis
a


Ursprung

Der Ursprung der Engel als Spezies ist nicht vollständig geklärt und selbst das Elystrat, das heilige Buch der Kirche des Lichts, gibt keinen klaren Aufschluss über die Hintergründe ihrer Schöpfung. Ihre erste Erwähnung findet sich in den Gesängen desSouman, dem zweiten Teil des Elystrats.

Nach der Schöpfung des Kosmos entbrannte ein Konflikt zwischen der Ame, der Göttin, und Virtas, ihrem Gegenstück. Der Konflikt der beiden drohte ihre Schöpfung zu vernichten, weshalb die Göttin floh und Virtas mit sich zwang. Hierbei wurden allerdings von beiden jeweils ein Gottwesen zurückgelassen. An dieser Stelle scheiden sich die Geister, ob die Engel und die Daimore anschließend durch die Gottwesen geschaffen wurden oder durch die Ame und Virtas selbst, bevor diese flohen.

Schöpfung

Das Elystrat erwähnt die ursprüngliche Schöpfung von drei Klassen von Engeln, von denen sich jeweils einer als mächtigster Vertreter herauskristallisierte und den Titel eines Erzengels erhielt. Rafaes, der älteste der Engel, erhielt die Herrschaft über die Peitschen, Gabran erhielt die Kontrolle über die Fanfaren und Micharis erhielt die Herrschaft über die Klingen. Jede der Gruppen wurde mit einer Aufgabe betraut, die ihrer Form angemessen war.

Die Klingen erschienen in Gestalt der Menschen, ausgestattet mit einem dritten Auge und einem Paar weißer Flügel auf dem Rücken. Die Fanfaren wurden Teil der Welt selbst, als Tiere, als Pflanzen, manchmal nur als Stimme im Wind gaben sie sich den Figuren im Elystrat zu erkennen. Die Peitschen, Richter der Engel selbst, erschienen dagegen in Form einer goldenen Sonne, um welche eiserne Ringe kreisten, aus denen menschliche Gliedmaßen erwuchsen.

Elystrat

Laut dem Elystrat war die Rolle der Engel am größten in den Verläufen des ersten Zeitalter. Im Gegensatz zu den Gottwesen, die am Firmament über Terria gegeneinander kämpften, tobten die Kämpfe der Daimore und der Engel in den äußeren Bereichen des Astraviriums, irgendwo zwischen den Pfaden des Himmels und der Hölle. Sowohl die Fanfaren als auch die Daimore sandten hierbei Geschenke und Botschafter an die menschlichen Bewohner des ersten Zeitalters.

Kommentare

Please Login in order to comment!