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Kloster am Riss

Das Kloster am Riss hat eine dunkle Vergangenheit, die aber so eng mit der Tanalriah verwoben ist, dass kein Gläubiger sie je leugnen würde. Es handelt sich um ein abgelegenes Kloster, in dessen Nähe Mönche vor Jahrhunderten den Eingang zu einer Höhle entdeckten. Diese Höhle schien nahezu unendlich tief in die Erde zu führen. Menschen, die zu Erkundungen der unterirdischen Gänge aufbrachen, kehrten nicht zurück. Andere berichteten von Irrwegen, Wänden, die tags zuvor noch nicht da waren, einem stetigen dumpfen Grollen im Untergrund und Abgründen, so tief, dass man keinen Stein fallen hörte. Große Hitze dränge aus der Tiefe und seltsame, steinerne Figuren lägen zuweilen wie umgekippte Statuen in den Gängen.

Die Goren des Sunujo-Kapitels, dem das Kloster angehört, verbreiteten jahrhundertelang die Überzeugung, es handle sich um den Zugang zur Unterwelt, in den einst Tanal die Kreaturen Dimurrs zurückgedrängt hatte. Demnach seien die gefundenen Figuren in den tieferen Gängen Überbleibsel der weniger angepassten Geschöpfe, die es weder in Tanals Sphäre noch in Dimurrs Unterwelt ausgehalten hatten und als Ausgestoßene beider Welten zwischen ebendiesen gelebt hatten, bis die verängstigte und trauernde Tanal sie auf ihrer Suche nach Dimurr in Wut versteinert hatte. Der Riss, wie die Höhlen inzwischen genannt wurden, wurde unter Bewachung gestellt und dann und wann entsandte man Expeditionen, um Beweise für die Raserei Tanals kurz vor ihrem Tod zu finden oder die Kreaturen zu studieren, die man glaubte dort zu finden.

Es war vor ungefähr 400 Jahren, als ein junger Priester, der kurz zuvor im Kloster am Riss seine Weihe erhalten hatte, eine Expedition in den Riss plante, die tiefer als je zuvor in die Höhlen vorstoßen sollte. Sein Name war Tuomen Indolfur und er hatte sich bereits seit Jahren im Rahmen seiner Weihearbeit eingehend mit dem Riss befasst. Er war viele Male dort gewesen und kannte die Höhlen und ihre Gefahren besser als jeder andere. Er war es, der das Material der Figuren in den Höhlen als Quarz erkannte. Seine Expedition hatte neben der weiteren Erkundung des Risses zum Ziel, eine ergiebige Quelle für diesen Quarz zu erschließen, um ihn als Kleinod für neue Riten allen Kirchen des Landes verfügbar zu machen. Auf seiner Expedition bemerkte Indolfur durch Zufall ein seltsames Klopfen im Gestein, das er zuvor noch nie wahrgenommen hatte. Er legte sein Ohr an den Fels und hörte ein rhythmisches Schlagen, Schaben und Nagen, und es wurde immer lauter. Er wich zurück, als er Vibrationen in der Wand spürte. Ein lauter Knall ertönte, als der Fels zerbarst und Indolfur konnte gerade noch aus dem Weg springen, auf dem ein großer Stein von der Explosion ausgehend auf ihn zu raste. Während sich der Staub legte trat der Priester näher an die neue Öffnung und das Licht seiner Laterne traf auf blasse, feuchte Haut, die binnen Sekunden staubtrocken wurde. Das Wesen wand sich aus dem Loch in der Wand, fiel zu Boden und war im nächsten Moment nichts weiter als eine zusammengekrümmte, feste Figur, wie Indolfur sie zuvor in den Höhlen schon hunderte Male gesehen hatte.

Die Kunde von der Entdeckung Indolfurs verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Klerus Svartwends. Eilig versuchte man sein Erlebnis zu deuten. Schließlich kam man zu dem Schluss, dass tief unter dem Riss die Kreaturen Dimurrs noch immer lebten und wenn sie, ob durch eigenen Wunsch oder Zufall, in die Gefilde der Welt Tanals vorstießen, durch die Veränderungen, die diese ihnen zugefügt hatte, augenblicklich verenden mussten. Die Methoden Indolfurs hatten es ermöglicht, den Riss unter geringeren Gefahren zu bereisen. Man verirrte sich nicht mehr so leicht und konnte nun auch besser vorhersagen, wo sich Gänge auftun oder wieder verschließen würden. In den Riten der Reinigung vollzogen nun Priester überall im Land die symbolische Verbannung der Kreaturen Dimurrs durch Tanal nach, indem sie fein zerriebenen Quarzsand in geweihtes Wasser gaben und in mit Erde gefüllte Becken schütteten. Der Riss war die einzige Quelle für diesen Quarzsand und bald drohten die Vorkommen zu versiegen. Also fasste man den Plan, Dimurrs Geschöpfe gezielt nach oben zu locken, um die Quarzvorkommen auf diese Weise anzureichern. Indes etablierte sich der Name Quorr für die Wesen, der so viel bedeutet wie „aus Stein“. Wieder war es Indolfur, inzwischen ein gealterter Hohepriester im Kloster am Riss, der durch beharrliche Forschung einen Weg fand, die Quorr mittels Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen. Er verwendete eine besondere Konstruktion aus langen, miteinander verbundenen Eisennägeln, die tief ins Gestein getrieben wurden. Stetes Hämmern in einem bestimmten Rhythmus schien eine unwiderstehliche Wirkung auf die Wesen zu haben. So präparierten die Priester der Tanal immer neue Teile der tiefen Höhlen im Riss und als Indolfur starb, war das rhythmische Hämmern bereits fast überall in den bekannten Teilen des Risses zu hören. Diesem religiösen Eifer fielen in den folgenden 300 Jahren hunderttausende Quorr zum Opfer – eine Schuld, der sich die Kirche der heiligen Tanal erst in unserer Zeit allmählich bewusst wird.

Das Kloster am Riss versucht heute neben seiner religiösen Arbeit, über die Geschichte von Tuomen Indolfur und der Quarzmine im Riss aufzuklären. Über die Schuld besteht jedoch in Svartwend und in der Kirche der heiligen Tanal keineswegs Einigkeit. Wenngleich alle Goren heute von der Verwendung echten Quarzes in den Riten der Kirche Abstand nehmen, weigern sich die meisten von Ihnen die Quorr als intelligente Spezies anzuerkennen. Sie seien nicht mehr als Tiere und ihre Verwendung als Nutzvieh grundsätzlich nicht verwerflich. Gleichwohl wurde in mehreren Urteilen des Hohen Gerichts der Ältesten entschieden, dass es unethisch ist und daher gegen die Tanalriah verstößt, die Quorr einzig zum Zweck der Quarzgewinnung in den Tod zu locken. So ist das Ursprungsland des Tanal-Glaubens heute das einzige Land der Welt, das trotz der Möglichkeit der Quarzgewinnung auf eigenem Boden, diesen Rohstoff ausschließlich importiert. Die religiöse Bedeutung des Klosters am Riss bleibt indes intakt. Das Kloster ist eine von zwei heiligen Stätten weltweit, die die Priesterweihe erteilen. Jedes Jahr beginnen über 100 Priester hier ihre Karriere in den Rängen der Kirche der heiligen Tanal.
Art
Village


Cover image: by Chrisdehin

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