12519 Splendor 15
15. Splendor 12519 – Kameraden?
Heute habe ich ein paar Leute im Wald getroffen und sitze nun am Abend mit ihnen zusammen am Lagerfeuer. Ich kann es selbst kaum glauben, aber das Leben hat wohl doch noch Überraschungen für mich übrig.
Am Morgen hatte ich meinen Wasserschlauch aufgefüllt, meine Messer geschärft und meine letzte Banane gegessen. Danach stellte ich ein paar Fallen auf, in der Hoffnung, am Nachmittag etwas Leckeres kochen zu können. Ich ruhte mich auf einem dicken Ast aus, bis mich plötzlich ein Schrei weckte. Ich hoffte, es wäre ein wildes Tier, das in eine meiner Fallen geraten war – etwas, das ich zu einem ordentlichen Essen verarbeiten könnte.
Doch stattdessen war es ein kleines, zahmes Äffchen, das offenbar etwas suchte. Anscheinend mich. Ein süßer, kleiner Fratz. Es zeigte in Richtung einer meiner Fallen. Meine Instinkte sagten mir schon, dass wohl kein Wildtier, sondern jemand anderes hineingeraten war. Und tatsächlich – kurz darauf bestätigte sich meine Vermutung.
Ich ließ das Äffchen auf meine Schulter klettern und machte mich schwingend auf den Weg. (Ich sollte ihm wirklich mal beibringen, wie man richtig klettert...)
Schon aus der Ferne sah ich meine Hoffnung auf eine Pilzsuppe mit Wildkatze an mir vorbeiziehen. Als ich näherkam, entdeckte ich die entschärfte Falle – und daneben einen großen Pilz und eine katzenartige Gestalt, die sich angeregt unterhielten. Meine Enttäuschung über das fehlende fleischige Abendessen weckte eine innere Wut: die Falle war ruiniert.
Doch dann fiel mir auf, dass ich seit Monaten mit niemandem mehr gesprochen hatte. Das letzte Mal war vor etwa vier Monaten, als ich Gewürze in einer Stadt gekauft hatte.
(Apropos – ich muss meine Vorräte mal wieder aufstocken...)
Wie auch immer, ich war wohl etwas zu hochmütig in meinem Auftreten, was nicht sonderlich überzeugend wirkte. Aber gut.
Die beiden stellten sich als Saya, eine Katari, und Lizzy, eine Fungril, vor. Das Äffchen – Purzel – war übrigens Lizzys Begleiter. Und wie sich herausstellte, war Lizzy diejenige, die in meine Falle getappt war. Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen.
Gerade, als das Gespräch interessanter wurde – es ging um Bananen –, hörte ich, wie sich in einer anderen Falle etwas verfangen hatte. Ich eilte schnell, gefolgt von den anderen, zur Falle. Ich sah ein Wildschwein und war begeistert: endlich doch noch Fleisch! Ich stürzte mich auf das Tier, während Lizzy mich unterstützte. Leider kam mir Saya immer wieder in die Quere, wodurch ich einige Verletzungen davontrug, die leicht zu vermeiden gewesen wären. Aber immerhin: wir haben das Wildschwein gemeinsam erlegt.
Um es über dem Feuer zu grillen, zog ich es wie gewohnt an einem Baum hoch, damit es ausbluten konnte. Währenddessen sammelte ich Feuerholz. Zurück, entfernte ich die Innereien und den Kopf – Routinearbeit. Leider konnte ich nicht alles tragen, und die beiden fanden den Anblick ziemlich ekelhaft. Also nahm ich nur etwa ein Drittel mit. Verständlich, für jemanden, der so etwas nicht gewohnt ist.
Dann machte Lizzy etwas Beeindruckendes: es sah so aus, als würde sie die wilden Tiere befehligen, die Reste zu verzehren. Ich hätte schwören können, dass sich auch die Pflanzen um uns herum bewegten. Doch ich hatte keine Zeit, genauer hinzusehen – wir wollten schließlich nicht selbst zur Beute werden.
Am Strand angekommen, vergaß ich meine Wut auf Saya und konzentrierte mich aufs Zubereiten des Wildschweins. Die beiden wollten nichts vom Fleisch, also packte ich mir Rationen für die nächsten drei Tage. Jetzt sitze ich mit Saya, Lizzy und Purzel am ausglühenden Lagerfeuer. Niemand von uns scheint ein klares Ziel zu haben – also werden wir wohl gemeinsam zur nächsten Stadt reisen. Ich glaube, sie ist nur einen Tag entfernt.
Ich brauche ohnehin neue Gewürze. Und Purzel muss dringend lernen, besser zu klettern.
Vielleicht bleiben wir ja fürs Erste eine kleine Reisegruppe. Mal sehen, was daraus wird.
Vielleicht finde ich hier sogar meine Bestimmung?