BUILD YOUR OWN WORLD Like what you see? Become the Master of your own Universe!
Thu, Mar 20th 2025 11:20   Edited on Mon, Oct 27th 2025 09:27

[Tag 21, vormittags] Eine herzliche Einladung

Es wird still im Zwilling. Nun ist es ja nicht sehr laut zu dieser Tageszeit, an der sich zumeist nur die Kumpanen im Zwilling aufhalten, denen es weit besser stünde, ihn gar nicht mehr zu besuchen, diejenigen, die zumeist schweigend über ihrem Glas sitzen, darauf zuwartend, bis das Getränk ihre Wirkung tut. Die Zunge lockert. Das vergessen lässt, was man vergessen will. Die Kopfschmerzen vom Vortag lindert. Doch das, was nun passiert, das lässt jeden seine Probleme, seine Kopfschmerzen vergessen, drückt jegliches Gespräch, so wichtig es auch sein mag in den Hintergrund. Zwei Jäger betreten nämlich das Lokal. Jeder der Gäste hofft nun freilich inständig, dass der Besuch nicht ihnen gilt, dass nicht sie es sind, denen der Zugführer, die Dargha, wer auch immer Fragen zu stellen hat. Denn meistens kommen die Schläge vor der Frage, und der Umstand, dass die Dargha sich in den letzten Tagen doch außergewöhnlich verhalten hat, hat noch wenig daran geändert. Außergewöhnlich in dem Sinne, dass die Jäger plötzlich die Banden zurückzudrängen versuchen, dass die Brunnen repariert werden. Außergewöhnlich in dem Sinne, dass die neue Dargha nicht so sehr darauf erpicht scheint, den Bürgern noch einige Filis mehr aus der Tasche zu pressen, als doch auch darauf, das Leben wenigstens etwas lebenswerter zu gestalten.   Nun denn, die Jäger betreten den Raum. Sie machen wenig Aufhebens darum, wer sich nun unter den Gästen befindet oder nicht, etwas, das vor wenigen Tagen noch völlig anders war. Stattdessen gehen sie direkt auf Tara zu, der neuen und unter den Gästen sehr beliebten Bedienung und, wenigstens seit Ruthard nicht mehr aufzutauchen scheint, unumstrittenes Faktotum in dem Lokal. Und die Jäger sind wenig um Nettigkeiten bemüht. Sie berühren Tara zwar nicht, doch der Tonfall lässt keinesfalls auf einen freundlichen Plausch schließen.   “Wir brauchen ein halbes Pfund Rattenfleisch,” herrscht einer der beiden die junge, hübsche Frau an. “Und du sollst mitkommen. Die Dargha will dich sehen. Und komm in die Hufe, sonst machen wir dir Beine!”
Fri, Mar 21st 2025 10:33

Sie geht wie immer an den Tagen arbeiten. Sie öffnet den Lachenden Zwilling. Bis dahin wusste sie nichts vom Ableben von Ruthard. Ihr kam es nur merkwürdig vor, dass er so lange weg war. Nun ja, irgendwann wird er sicher auftauchen oder jemand wird ihr Bescheid geben, was jetzt mit ihm los ist. Sie bediente, wie immer, freundlich die Gäste, die kamen. Doch dann ging die Tür auf und zwei Männer traten ein; es waren Jäger. Sie schaute die beiden genau an und merkte sofort, dass sie bestimmt zu ihr wollten und es sehr wahrscheinlich nicht freundlich werden würde. So machte sie ihre Arbeit weiter und wartete, bis die beiden bei ihr waren. Als es endlich soweit war, begrüßte sie die beiden freundlich. Im Nachhinein hätte sie es sparen können; nun war es zu spät, und sie hatte es bereits getan, sie zu grüßen. Sie hörte die brummende Frage: „Ja, sie können Rattenfleisch haben, einen Moment bitte.“ Sie ging sofort ins Lager, um nachzusehen. Kurze Zeit später kam sie mit einem halben Pfund Rattenfleisch zurück und sprach selbstbewusst: „Hier, bitte sehr.“ Sie bekam auch sofort die andere Information mit. Sie kassierte bei den Kunden ein und die Gäste gingen dann nach Hause, weil sie beim Mittagessen helfen mussten, und so hatte sie Zeit, mit den beiden Männern mitzugehen. „So, die Herren, ich bin soweit, wir können gehen, wenn mich Dargha sehen will.“ Sie gingen zur Tür, verließen den Lachenden Zwilling, und sie schloss ab und verstaute den Schlüssel. So ging sie mit den Jägern mit.
Sat, Mar 22nd 2025 08:14

Der Weg ist bekanntlich nicht weit. Die Residenz der Dargha liegt ja nur wenige Gehminuten nördlich des Lachenden Zwillings, und da man das große Eingangstor vom Zwilling aus sehen kann, auch gar nicht zu verfehlen. Trotzdem warten die Jäger darauf, bis Tara den Zwilling abgeschlossen hat – und wenn ihnen die Ungeduld auch auf das Gesicht geschrieben steht, so verhalten sie sich doch ruhig. Dann nehmen sie Tara in ihre Mitte. Sie berühren sie nicht, aber Tara weiß, dass sie hart zuschlagen würden, wenn sie sich aus dieser Mitte lösen wollte.   Sie gehen durch das große Tor. Die Wache grüßt kaum, lässt sie kommentarlos passieren. Die Hofeinfahrt kennt Tara ja schon, sie führt geradewegs in den ungepflegten Innenhof. Links geht die Tür ab zu dem Verhörraum, den Tara wohl ebenfalls schon kennengelernt hat. Nun geht es aber durch eine Tür zur Rechten, eine Treppe nach oben. Sie befinden sich in einem geräumigen Esszimmer, hochwertig eingerichtet, doch nicht luxuriös. Der Raum wird durch einen gewaltigen Tisch dominiert, an dem wohl gut und gerne 20 Personen Platz finden würden. Der Tisch ist jedoch leer, nur einige Kerzenständer mit halb abgebrannten Kerzen stehen darauf. Doch es ist Tag, es gibt keinen Grund, die Kerzen zu entzünden. Eine weitere Treppe führt noch ein Stockwerk nach oben. Zwei Türen gehen von dem Esszimmer ab. Eine ist geöffnet, der Duft kochenden Eintopfes strömt daraus hervor. Lässig an den Türstock gelehnt, kann Tara die Dargha erkennen. Das heißt, sie kann eine Schulter und ein Bein erkennen, doch der durch die hochgekrempelten Ärmel sichtbare muskulöse Unterarm mit dem auftätowierten Schuppenmuster machen den Arm unverkennbar.   „Dargha,“ sagt schließlich einer der Jäger ziemlich ruhig, „die Schnecke vom Zwilling ist jetzt da.“