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Sun, May 25th 2025 01:28   Edited on Mon, Oct 27th 2025 11:11

[Tag 22:] Trümmer auf der Straße

Andeth schlenderte durch die engen Gassen der Stadt, die von der Nachmittagssonne in warmes Licht getaucht waren. Der Duft nach frischem Brot und Gewürzen hing in der Luft, als plötzlich der Boden unter seinen Füßen zu beben begann. Ein Zittern – kaum spürbar zunächst – durchfuhr die Straße. Er blieb wie versteinert stehen. Verwundert und mit einem wachsenden Unbehagen blickte er sich um. Feiner Staub rieselte aus den Fugen der alten Gemäuer, Mörtel bröckelte, als würde die Stadt selbst den Atem anhalten. Ein flüchtiger Schauder lief ihm über den Rücken. „Was… war das?“, murmelte er leise, als hätte er Angst, eine Antwort zu bekommen. Seine Stimme verklang im aufkommenden Wind. „Ist das… der Untergang der Welt?“ Kaum hatte er sich gefasst, bebte die Erde erneut – stärker, grollender. Etwa zweihundert Schritte vor ihm zerbarst mit einem markerschütternden Donnern die Fassade eines alten Hauses. Eine Staubwolke stieg auf, verschluckte für einen Moment alles in ein graues Nichts. Menschen schrien auf, wichen panisch zurück, warfen sich aus der Gefahrenzone. Und dann – inmitten des Chaos – sah er sie. Ein kleines Mädchen, kaum älter als sechs, gefangen unter den herabstürzenden Trümmern. Ihre zarten Hände griffen vergeblich nach Halt, dann verschwand sie unter dem Schutt. Für einen Augenblick stand Andeth wie gelähmt. Die Zeit schien stillzustehen. „Bei den Zwillingen… das kann nicht sein!“, stieß er entsetzt hervor, seine Stimme bebte vor Schrecken und Entschlossenheit. Ohne an sich zu denken, ohne Zögern oder Angst um das eigene Leben, rannte er los – mitten hinein ins Chaos, auf das Unglück zu.
Schicksalswurf Hauseinsturz | 2d6
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Sun, May 25th 2025 07:41
Sun, May 25th 2025 08:22   Edited on Sun, May 25th 2025 08:22

[Verwaltung] In der Nähe der Metronismauer auf der Höhe des Salztores im Westen der Stadt beginnen schon die ärmlichen Wohnviertel, die nach dem Passieren der Metronismauer in die Elendsviertel der Außenbezirke übergehen. Unter Tags ist man hier noch relativ sicher, doch mit Einbruch der Dämmerung tut man gut daran, sich nicht mehr auf den Straßen herumzutreiben. Die meisten Häuser sind heruntergekommen, einige beschädigt und je näher man der Metronismauer kommt mehren sich baufällige Ruinen. Das Viertel, durch das Andeth an diesem schönen Nachmittag spaziert, ist ärmlich, aber weit entfernt von dem Elend der Außenbezirke oder gar der Ruinenfelder.   Er kommt an einer kleinen Werkstatt vorbei und ein paar Dutzend Schritte vor ihm bäckt eine Frau ungesäuertes Fladenbrot auf einem transportablen Ofen auf der Straße, dessen Duft ihm in die Nase steigt. Die engeren Seitenstraßen des Viertels scheinen kaum bewohnt zu sein, so wie sie mit Abfall, Schmutz und Moder bedeckt sind. Als die Erde anfängt zu beben, bleibt die Frau seelenruhig an ihrem Ofen sitzen. Der Ofen und ihre Fladen sind ihre Lebensgrundlage, ohne die sie verhungern müßte. So nimmt sie das Risiko, erschlagen oder verschüttet zu werden in Kauf. Das Krachen und die Staubwolke weiter die Straße hinauf, scheint sie nicht zu kümmern, sie fächelt eifrig den glühenden Holzkohlen Luft zu. Es sind nur ein paar Leute auf der Straße und bis auf das kleine Mädchen haben alle Glück gehabt und sind den Trümmern und dem Schutt entgangen. Als Andeth losrennt, dringt ihm bald Mörtelstaub in die Nase und die Augen. Als er bei der Unglückstelle angekommen ist, brennen seine Augen und er muß immer wieder husten. Es sieht nicht gut aus. Die größeren Mauerteile sind von Schutt, Ziegeln und Mauersteinen bedeckt und von dem verschütteten Mädchen ist nichts zu sehen.  
Sun, May 25th 2025 09:57

Schon bald wird Andeth bemerken, dass unweit von ihm noch ein weiterer Mensch in die Richtung des verschütteten Mädchens rennt, dort, wo die ausgestreckte Hand begraben wurde, beginnt, die Schuttteile zur Seite zu räumen. Es ist eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, und obwohl Andeth sie nicht lange gesehen hat, kann er sich vielleicht noch an sie erinnern: Es ist das Mädchen, das sich ihm an die Fersen geheftet hatte, als er zur Baustelle der Akademie gelaufen ist, um dort diese Anstellung zu erlangen, die sich so sehr auf sein jetziges Leben ausgewirkt hat. Sie scheint ihn nicht zu bemerken, stürzt sich geradezu auf die Steine, scheint Bärenkräfte zu entwickeln, in ihrem verzweifelten Versuch, das Mädchen doch noch lebend aus dem eingestürzten Haus zu befreien.   “So helft mir doch, verdammt noch mal!” schreit sie geradezu heraus, als sie bemerkt, dass allzu viele der Anwesenden nur damit beschäftigt zu sein scheinen, mit ihrem eigenen Überleben durch und durch zufrieden zu sein.
Tue, May 27th 2025 07:02

Auf Andeth, eingehüllt in eine dicke Staubschicht, steht er wie eine Statue aus vergangener Zeit, umgeben von den rauchenden Überresten der eingestürzten Fassade. Der Schutt liegt schwer auf der Welt, doch seine Entschlossenheit ist schwerer. Mit verkrampften Händen und brennenden Muskeln reißt er Stein um Stein aus dem Weg – jeder einzelne ein stiller Schrei nach Rettung. Dort, wo das Mädchen zuletzt war, gräbt er wie besessen, der Blick starr, das Herz ein einziger pochender Wille. Selbst Felsbrocken, die kein gewöhnlicher Mensch auch nur zu rühren vermöchte, schleudert er zur Seite, getrieben von einer Urkraft, die nur in Momenten höchster Verzweiflung erwacht. Ein kurzer Blick, kaum ein Atemzug lang – da bemerkt er Hilfe. Doch selbst jetzt bleibt er wortlos, murmelt nur ein raues, kaum verständliches Brummen. Es ist kein Dank – es ist ein Bekenntnis: Keine Zeit. Kein Halt. Nur das Ziel. Sein Geist ist ein einziger Gedanke – das verschüttete Kind. Und dann, plötzlich – als er eine schwere Steinplatte zur Seite wirft – erstarrt die Zeit. Ein kleiner Arm. Blutverschmiert. Unnatürlich verdreht. Reglos unter dem Schutt.
Schicksalswurf - verschüttetes Mädchen | 2d6
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Tue, May 27th 2025 09:40
Tue, May 27th 2025 09:45

[Verwaltung] Als die beiden Helfer in Windeseile Schutt zur Seite räumen, stellen sie bald fest, daß ein größeres Mauerstück über der Verschütteten wie ein Schutzdach zu liegen gekommen ist, das Mädchen vor dem Schlimmsten bewahrt hat. Leises Wimmern dringt unter dem Mauerstück hervor.  
Sat, May 31st 2025 10:22

Es dauert nicht lange, und der Hohlraum ist so weit freigelegt, dass man auch hineinschauen kann. Und es dauert dann noch weit weniger lange, da ist das Mädchen, das mit Andeth dem Kind zur Hilfe geeilt ist, auch schon bis zur Hälfte in den Hohlraum gekrabbelt, ganz unbeachtet der Lebensgefahr, in die sie sich damit begibt. Es kann schließlich jederzeit passieren, dass in dem Schutthaufen noch etwas ins Rutschen kommt, dass sie auch verschüttet oder sogar von dem im Moment noch rettenden Mauerstück zerquetscht wird.   Nun denn, eine ganze Weile sieht man nur das Hinterteil der jungen Frau, dann ruft sie: “Ich hab sie! Zieh mich raus!”
Wed, Jun 18th 2025 02:21

[Verwaltung] Schließlich reagiert doch jemand der Umstehenden, vielleicht bedingt durch das ansprechende Hinterteil, das aus dem Schutt ragt, und zieht die junge Frau mit dem Kind aus dem Schutt.  
Wed, Jun 18th 2025 03:10

Wenig später erscheint auch der Kopf des Mädels wieder auf der Straße. In ihrem Arm hat sie das verschüttete Kind, Staub- und blutüberströmt. Es bewegt sich fast gar nicht, wimmert nur einzig hie und da. Die junge Frau erhebt sich, das kleine Mädchen im Arm. Besorgt wandert ihr Blick durch die Menge.   “Einen Heiler!” ruft sie plötzlich. “Dieses Kind braucht einen Heiler! Hat denn niemand von euch so viel Erbarmen mit so einer armen, kleinen Seele? So helft doch, ihr feigen Gestalten, so helft doch diesem armen Kind!”
Wed, Jun 25th 2025 02:40   Edited on Wed, Jun 25th 2025 02:40

[Verwaltung] "Schau dich um, Kleine! Meinst du, hier läßt sich ein Heiler nieder? Und selbst wenn wir einen hätten, glaubst du, der würde irgendeine Straßenrange einfach so verarzten? Nur für den Dank der Zwillinge? Lebst du unter einem Stein?": erkundigt sich eine Frau mit grauen Strähnen in ihrem Blondhaar. "Oder hast du ein paar Münzen zuviel in deinen Taschen? Schaust mir nicht so aus."  
Der Geruch von Staub und verbranntem Holz lag in der Luft wie ein nasses Tuch auf seiner Haut. Leif sog die stickige Luft ein, während er durch die aufgewühlte Menge trat, seine Stiefel wirbelten den feinen Schutt auf. Die Schreie hatten ihn hergeführt – nicht die der Erwachsenen, sondern das wimmernde, zerbrochene Laut eines Kindes. Es schnitt durch alles, selbst durch das Brüllen seiner eigenen Erinnerungen.   Er sah das kleine Mädchen. Staubverkrustet, blutend, hilflos. Und daneben eine junge Frau, kniend, verzweifelt rufend, die Augen voller Hoffnung und Zorn zugleich. Leif kniete sich ohne ein Wort zu sagen neben sie. Die Schürfwunden an seinen Händen scherten ihn nicht. Nicht jetzt.   Er riss ein Stück Stoff von seinem Hemd, das ohnehin zerlumpt war. Grob, aber sauber genug. Er presste es fest auf die stark blutende Stelle am Arm des Kindes, spürte, wie es unter seinem Griff zuckte.   „Still, Kleines... still... musst du bleiben“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Seine Stimme war rau, aber seltsam sanft. Wie wenn er früher mit seinen Geschwistern auf dem Boot gesprochen hatte, die seekrank geworden waren.   Er tastete den Puls – schwach, aber da. Das Atmen flach, unregelmäßig. Er hatte genug gesehen auf See, um zu wissen: mehr konnte er nicht tun. Langsam richtete er sich auf. Der Blick seines verbliebenen Auges traf die junge Frau neben ihm. „Ich kann das nicht heilen. Das braucht einen, der mehr kann als Netze flicken und Fisch ausnehmen.“   Dann griff er an seinen Gürtel. Ein kleines Lederbeutelchen. Abgezählt, ein kleiner Vorrat. Er öffnete es, ohne zu zögern. Münzen klimperten in seiner schwieligen Hand.   Er streckte die Hand aus, hielt sie der Frau hin. Seine Stimme war tief, fast tonlos: „Wird das reichen... für eine Kräuterfrau?“   Sein Blick blieb ernst, prüfend, fast bittend – nicht für sich, sondern für das Kind. Er hatte schon zu viele untergehen sehen. Eines mehr würde er nicht ertragen.  
Thu, Jun 26th 2025 02:17

Die junge Frau nimmt die Münzen, schaut dann erst Leif an. Ihre Augen werden groß, sofort erkennt sie ihn wieder: Das ist der Kapitän, auf dessen Schiff sie Schutz gesucht hat, der ihr den Schutz letztendlich verweigert hat. Unweigerlich spürt sie wieder jeden Schlag auf ihrer Haut, den ihr Mann ihr verabreicht hatte, nachdem er wieder ihrer habhaft geworden war. Bis ihr Leben eine ordentliche Wendung genommen hatte, eine Anstellung auf der Baustelle der Akademie. Nun ist der Mann wieder da, ein Kapitän, der sicher Verbindungen hat, wieder von halbherziger Hilfsbereitschaft. Aber nun geht es um ein Leben eines Kindes.   “Dieses Kind braucht nicht irgendeine Kräuterfrau,” antwortet also die junge Frau bestimmt. “Dieses Kind braucht einen Heiler. Kennt Ihr denn keinen, oder kennt Ihr niemanden, der einen kennt? Ich mache alles, wirklich alles, aber dieses Kind soll nicht sterben.”