Der Geruch von Staub und verbranntem Holz lag in der Luft wie ein nasses Tuch auf seiner Haut. Leif sog die stickige Luft ein, während er durch die aufgewühlte Menge trat, seine Stiefel wirbelten den feinen Schutt auf. Die Schreie hatten ihn hergeführt – nicht die der Erwachsenen, sondern das wimmernde, zerbrochene Laut eines Kindes. Es schnitt durch alles, selbst durch das Brüllen seiner eigenen Erinnerungen.
Er sah das kleine Mädchen. Staubverkrustet, blutend, hilflos. Und daneben eine junge Frau, kniend, verzweifelt rufend, die Augen voller Hoffnung und Zorn zugleich. Leif kniete sich ohne ein Wort zu sagen neben sie. Die Schürfwunden an seinen Händen scherten ihn nicht. Nicht jetzt.
Er riss ein Stück Stoff von seinem Hemd, das ohnehin zerlumpt war. Grob, aber sauber genug. Er presste es fest auf die stark blutende Stelle am Arm des Kindes, spürte, wie es unter seinem Griff zuckte.
„Still, Kleines... still... musst du bleiben“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Seine Stimme war rau, aber seltsam sanft. Wie wenn er früher mit seinen Geschwistern auf dem Boot gesprochen hatte, die seekrank geworden waren.
Er tastete den Puls – schwach, aber da. Das Atmen flach, unregelmäßig. Er hatte genug gesehen auf See, um zu wissen: mehr konnte er nicht tun.
Langsam richtete er sich auf. Der Blick seines verbliebenen Auges traf die junge Frau neben ihm. „Ich kann das nicht heilen. Das braucht einen, der mehr kann als Netze flicken und Fisch ausnehmen.“
Dann griff er an seinen Gürtel. Ein kleines Lederbeutelchen. Abgezählt, ein kleiner Vorrat. Er öffnete es, ohne zu zögern. Münzen klimperten in seiner schwieligen Hand.
Er streckte die Hand aus, hielt sie der Frau hin. Seine Stimme war tief, fast tonlos:
„Wird das reichen... für eine Kräuterfrau?“
Sein Blick blieb ernst, prüfend, fast bittend – nicht für sich, sondern für das Kind.
Er hatte schon zu viele untergehen sehen. Eines mehr würde er nicht ertragen.