Als Eicken zurückkommt, sitzt Sigrun immer noch da, das Kind in ihrem Arm, noch immer nur in ihrem leichten Unterhemdchen über der festen Uniformhose, und summt. Das Mädchen ist in einen Trance-ähnlichen Schlummerzustand übergegangen. Es wimmert nicht mehr, aber es macht keinen Anschein, zu irgendwelcher weiterer Regung fähig zu sein. Sigrun bewegt sich wenig, als Eicken zurückkommt und sich sogleich mit brachialer Gewalt an der Käfigstange zu schaffen macht. Es braucht aber keine großen Bewegungen, der Gesichtsausdruck, den Sigrun zutage legt, als die Stange endlich aus ihrem Halt springt, spricht Bände.
“Eicken, ich kann dir versichern,” sagt sie dann leise, “in der nächsten Zukunft gehen sämtliche Bierrunden in Zoras Etablissement auf mich. Ich kann dir gar nicht genug versichern, in wie weit ich stolz darauf bin, dich als meine Freundin bezeichnen zu dürfen.”
Sie steht dann auf, nimmt die Kette, die freilich noch immer am Fuß des Mädchens hängt, legt sie sich um den Hals. Dann geht sie, mit dem Kind im Arm, auf Eicken zu.
“Nun aber sollten wir zusehen, das arme Kind endgültig in Sicherheit zu bringen,” fügt sie hinzu. “Ich bin äußerst wenig erpicht darauf, hier auf einen dieser Schergen zu treffen, die diesem armen Ding all dies angetan haben.”
Es scheint Sigrun ernst damit zu sein. Denn entgegen aller zwischenmenschlicher Konventionen wartet sie nicht auf eine Antwort. Sie geht einfach los, und das in einem Tempo, das Eicken in ihrem Zustand der Erschöpfung wohl wenig entgegenkommen wird. Bald ist auch das Unterhemd der Zugführerin durchgeschwitzt, so wie sie, durch das Mädchen beschwert, über den Weg eilt, bis hin zu der Mauer, die ein ernstzunehmendes, aber nicht unüberwindliches Hindernis bildet. Wohl schlüpft Sigrun zwei-drei Mal ab, als sie, mit dem Mädchen im Arm, darüberklettern will, wohl wird sie sich ein Knie aufschlagen, aber schließlich schafft sie es doch. Und so stehen die beiden Soldatinnen wenig später auch vor der Tür des Palais der Nobilita. Sigrun klopft an.