Lua sieht Auris an, und je länger er spricht, desto mehr verschwindet das Lächeln aus ihrem Gesicht und macht einen Ausdruck tiefster Traurigkeit Platz. Schließlich kommt er nicht dazu, sich wieder zu dem Bild zu drehen, denn kaum hat er geendet, wandert auch die zweite Hand zu seinen Schultern. Lua drückt Auris fest an sich, wohl 20 Sekunden lang. Dann lässt sie ihn wieder los. Sie sieht ihm tief in die Augen.
“Wisst Ihr, Meister,” beginnt sie dann leise zu sprechen, “als ich mich noch auf der Straße durchschlagen musste, da ist es mir einmal passiert, dass ein stinkender, betrunkener Mann seine Hände um meinen Hals gelegt hat und begonnen hat, mich zu würgen. Ich habe ihm ordentlich in die Eier getreten, da hat er die Hände zurückgezogen.”
Sie schaut den Meister nun wieder an, mit einem nun sehr zaghaften Lächeln auf den Lippen und unheimlich viel Wärme in ihrem Blick. Sie nimmt nun auch die zweite Hand, auch wenn der Pinsel dabei auf ihrem Unterarm einen kornblumenblauen Streifen hinterlässt.
“Ich muss den Garten nicht für mich herrichten,” fährt sie dann fort. “Ich bin glücklich hier, und daran ändert es nichts, ob der Busch in der linken hinteren Ecke verdorrt ist oder nicht. Aber wenn Ihr so schöne, so wichtige Erinnerungen mit diesem Garten verbindet, wäre es dann nicht schön, wenn wir den Garten wieder zu Leben erwecken, so dass er Euch daran erinnert, was damals war, und nicht daran, dass es jetzt nicht mehr so ist? Ist es nicht die Erinnerung an sich, die es wert ist, dass wir sie hegen und pflegen? Ganz ehrlich, Meister, hätte ich Bilder von meinen Geschwistern, ich würde sie in meinem Zimmer aufhängen, und ich würde sie jeden Morgen und jeden Abend küssen, und ich würde mich daran erinnern, wie wir am Feuer zusammen saßen und miteinander gegessen haben, und nicht daran, dass ich nun nicht mehr weiß, wie es ihnen geht. Denn daran erinnere ich mich soundso, jeden Morgen, jeden Abend.”