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Fri, May 23rd 2025 08:11   Edited on Mon, Oct 27th 2025 11:10

[22.Tag, Nachmittag] Ein Spaziergang

Nach dem Schreibunterricht und dem Mittagessen hat sich Julia hingesetzt und weitere Schreibübungen gemacht. Jetzt, nachdem sie das System verstanden hat, macht sie gute Fortschritte, doch nach zwei Stunden hat sie genug und legt den Griffel aus der Hand. Eine Weile überlegt sie, dann beschließt sie, das Skriptorium für einen Spaziergang zu verlassen. So zieht sie ihren besseren Kittel an, bindet sich ihr honigfarbenes Halstuch, fährt sich durchs Haar und macht sich auf den Weg. Zuerst geht sie über den Platz zum Flußufer und schaut auf einer Stufe sitzend den Booten zu, die den Olifern befahren. Nach einer Weile gibt sie dem Bewegungsdrang nach, steht auf und geht Richtung Prena davon. Bei Tempel der Zwillinge biegt sie in die ehemalige Prachtstraße ein und schlendert Richtung Okeanus.   Sie hat die Residenz fast erreicht, als ein unheimlicher Laut ertönt und die Erde unter ihren Füßen bebt uind kurz darauf ein weiterer Erdstoß die Straße unter ihren Füßen wanken läßt. Eine Passanten brechen in Panik aus, andere verharren an ihren Plätzen, wie auch Julia. Die Prena ist so breit, daß selbst wenn ein Gebäude einstürzen sollte, keine Gefahr besteht, von den Trümmern erschlagen zu werden. Instinktiv hat sie eine Verteidigungsposition eingenommen, doch nach kurzer Zeit entspannt sie sich, da keine weiteren Erschütterungen auftreten. Doch die Lust auf einen Spaziergang ist ihr vergangen und sie sorgt sich zudem um das Skriptorium, ihre Kollegen und Freunde. Sie beeilt sich und als sie Gregorian auf dem Platz vor dem Skriptorium bemerkt, der in Begleitung seiner Leibwache auf die Anlegestelle zuhält, eilt sie zu ihm. Es fällt ihr ein Stein vom Herzen, als ihr Gregorian versichert, daß niemand zu Schaden gekommen ist und nur etwas zerbrochenes Geschirr zu beklagen ist, und dann davon eilt. Unschlüssig sieht sie sich um, überlegt einen Augenblick und schlägt dann die Richtung ein, aus der sie gekommen ist. Der Nachmittag ist zu einfach schön, um ihn im Skriptorium zu verbringen. Das Beben ist zum Glück nur mit geringfügigen Spuren vorbei gegangen und die meisten Gebäude, an denen sie vorbeikommt, sind unbeschädigt. Sie beeilt sich nicht, doch dann kommt schon wieder die Residenz in Sicht.  
Sat, May 31st 2025 11:46

Überrascht sieht Julia der Blaujacke nach, die in vollem Lauf an ihr Richtung Residenz vorbei stürmt. Soldaten der Wachkompanie rennen nicht ohne Grund! Julia hofft aus ganzem Herzen, daß es kein größeres Unglück gegeben hat. Als sie der Residenz näher kommt, kann sie erkennen, daß jetzt auch am Tor unter den Blaujacken hektische Betriebsamkeit herrscht und laute Kommandos ertönen. Jetzt packt sie die Neugierde und sie geht auf die gegenüberliegende Straßenseite, setzt sich auf die Stufen eines Hauseingangs und wartet ab.  
Sat, May 31st 2025 11:47

[Verwaltung] "Bewegt euch, ihr Sackratten!": dröhnt kurz danach der Baß eines altgedienten Zugsführers im Torhof, als er die Bereitschaftssoldaten antreibt. "Wo sind die Schaufeln? Tempo, ihr Kretins!" Doch die Soldaten müssen nicht angetrieben werden. Sie wissen, daß es um Kameraden geht und sind so schnell als möglich mit den Schaufeln angetreten. Angeführt von dem verschwitzen Boten verläßt der Trupp im Laufschritt die Residenz und läuft in Richtung Palast die Prena hinauf.  
Wed, Jun 11th 2025 02:21   Edited on Wed, Jun 11th 2025 02:30

Für einen Moment bringt Julia die Neugierde in Versuchung den Blaujacken nachzulaufen, doch dann unterdrückt sie diese Anwandlung schnell. Wer weiß, wozu die Schaufeln gut sind und sich ungefragt in die Angelegenheiten der Blauen zu mischen, endet für gewöhnlich schmerzhaft. So steht sie auf, doch die Lust hinunter zu den Docks zu laufen und auf den Okeanus hinauszuschauen ist ihr vergangen. So kehrt sie um und schlendert gemächlich zurück zum Skriptorium. In ihrem Zimmer angelangt, zieht sie sich ihren Trainingskittel an und geht hinüber zur Trainingshalle. Unterwegs hat sie beschlossen, heute noch ihre Übungen zu machen, zu lange ist sie nur herumgelegen.   Zuerst kniet sie sich hin, hockt sich auf ihre Fersen, legt die Hände in ihrem Schoß übereinander und konzentriert sich auf ihren Atem, bis sie langsam und gleichmäßig atmet und sich der Strom der Gedanken verringert. Erst dann erhebt sie sich und beginnt sich aufzuwärmen. Das anschließende Krafttraining schränkt sie etwas ein, denn für das volle Programm fühlt sie sich noch zu schwach. Die Anstrengung und Bewegung tun ihr gut. Ihr Kittel ist schon an einigen Stellen durchgeschwitzt, als sie den tiefen Stand einnimmt und sich nochmals kurz auf ihren Atem konzentriert, bevor sie mit einer der langen Abfolgen von genau festgelegten Bewegungen beginnt, die das Grundgerüst für den waffenlosen Kampf sind. Sie bewegt sich langsam und kontrolliert, als sie plötzlich spürt, daß jemand den Raum betritt. Sie weiß bereits, bevor sie sich umdreht, daß es der Waffenmeister ist. Immer noch blaß und gezeichnet, doch unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung steht er vor ihr. Julia kniet sich vor ihm hin, legt die Handflächen auf den Boden und verbeugt sich nach karischer Sitte vor dem Waffenmeister, bis ihre Stirn den Boden berührt, bevor sie den Blick zu ihm hebt. Es ist nicht nur tiefe Dankbarkeit und großer Respekt, der in ihren Bewegungen zum Ausdruck kommt, sondern vor allem tiefe Verbundenheit. "Meister! Ich verdanke euch mein Leben! Ich danke euch aus tiefem Herzen!": sagt sie bewegt.  
Wed, Jun 11th 2025 02:23   Edited on Wed, Jun 11th 2025 02:33

[Waffenmeister] "Steh auf!": befiehlt der Waffenmeister barsch. Doch schon als Julia aufsteht, erhellt ein breites Lächeln das gefurchte Gesicht. "Kein Krieger kniet vor einem anderen Krieger!": sagt er bestimmt, aber mit großer Zuneigung. "Du bist keine Schülerin mehr, Julia. Du hast den schwierigsten, gefährlichsten und unerbittlichsten Gegner besiegt, mit dem du dich messen kannst, dich selbst! Selbst jenen, die sich ein ganzes Leben lang auf diesen Kampf vorbereiten, gelingt nicht immer, was dir gelungen ist. Du brauchst mir nicht zu danken! Ich habe dich nur geweckt. Du hast gekämpft und vor allem gesiegt!" Dann tritt er einen Schritt näher und legt Julia beide Hände auf die Schultern. "Ich bin stolz auf dich, mein kleiner Skorpion!": sagt er sanft. In seinen Augen leuchtet tiefe Zuneigung.      
Mon, Jun 16th 2025 02:50

In ihrem ganzen Leben haben Worte kein größeres Gewicht gehabt, als dieser letzte Satz des Waffenmeisters! Julia kennt den Waffenmeister gut genug, um zu wissen, daß er keine Komplimente macht. Dieses Lob ist wahrhaftig und kommt aus dem Herzen. Sie kann seine Zuneigung spüren wie eine warme Woge, die sie hochhebt und trägt. Tränen der Freude schießen ihr in die Augen. Dieses Lob hat sie sich nicht erschwindelt oder erschlichen, wie so vieles in ihrem Leben. Sie hat es sich verdient! Ihre Stimme ist etwas gepresst, als sie dann Worte findet. "Meister, ohne euch wäre ich tot. Wenn ihr nicht gekommen wärtet und mich aufgeweckt hättet....." Julia beendet den Satz nicht, als sie fortfährt: "Und ich habe doch noch so viel zu lernen, Meister! Soviel!" Sie schaut ihn an und macht kein Hehl daraus, daß sie ihm zutiefst dankbar und zugeneigt ist.  
Mon, Jun 16th 2025 03:34   Edited on Mon, Jun 16th 2025 03:35

[Waffenmeister] Zustimmend nickt der Waffenmeister. "Das stimmt! Du mußt noch viel lernen! Aber die wichtigste Lektion hast du gelernt. Es ist so wie ein Schmied ein Schwert nach dem Härten schärfen und polieren muß, um es perfekt zu machen. Aber das Schwert, du Julia, ist geschmiedet, jetzt muß du daran gehen es zu schärfen! Vergiß nicht, daß wir alle Lehrlinge sind, Julia, auch ich. Der Weg des Kriegers endet erst im Tod. Bis dahin ist es unsere Aufgabe unermüdlich zu lernen und das Gelernte zu verfeinern, auch die winzigste Unregemäßigkeit solange auszupolieren, bis sie verschwindet." Er nimmt seine Hände von Julias Schultern. "Es ist gut, daß du aus eigenem Antrieb gekommen bist, um zu trainieren, aber du solltest die Formen nicht allein üben! Dabei besteht die Gefahr, daß du dir kleine Fehler anlernst, die später nur schwer wieder korregiert werden können. Mache dein Krafttraining und übe die Grundtechniken, bis wir wieder gemeinsam üben können. Es wird nicht mehr lange dauern. So, aber jetzt muß ich zurück. Sonst kann ich mir eine Standpauke anhören, wenn mich Levena außerhalb meines Bettes erwischt. " Er zwinkert Julia zu. "Mögen die Sturmgeister über dich wachen": sagt er zum Abschied und geht davon. Doch in der Türe bleibt er nochmals stehen, wendet sich zu Julia um und sagt mit einem feinen Lächeln: "Ich bin Batu, aus dem Clan der Sonnenmähnen!" Bevor Julia noch etwas sagen kann, ist er um die Ecke verschwunden.