Und so wird Tara vom Jäger nicht einmal sehr unfreundlich in das Esszimmer verfrachtet und auf einen Stuhl gesetzt. Es dauert nun etwas, bis der Jäger der Bedienung des Zwillings einen Krug frisch gezapften Bieres vor die Nase stellt.
“In den Hals der Schwarzen Schlange!” sagt er dabei, zieht sich dann einen Stuhl zurecht, setzt sich Tara gegenüber und betrachtet sie dann. Er sagt kein Wort, doch sein Ausdruck lässt leicht darauf schließen, dass ihm wohl gefällt, was er sieht.
In der Küche wird noch weniger gesprochen. Astrid macht sich daran, das Gulasch zuzubereiten, und die Dargha lehnt immer noch lässig an ihrem Türstock und beobachtet sie dabei. Irgendwann dreht sie sich so weit um den Türstock, dass sie auf der einen Seite Tara, auf der anderen Seite Astrid sehen kann. Sie schaut immer immer noch zu letzterer.
“Schaut ganz gut aus, was du da machst,” meint sie schließlich. “Scheint so, als wüsstest du, was du tust.”
Falls Astrid nun zu ihr schaut, wird sie einen Hauch eines freundlichen Lächelns auf dem Gesicht der Dargha wahrnehmen können. Das Lächeln verschwindet jedoch bald wieder, und sie setzt wieder den gewohnt kühlen, fast kalten Blick auf. Sie schaut kurz zu Tara und ihr Bier, dann wieder zu Astrid, beginnt mit etwas lauterer Stimme zu sprechen.
“Also, ich habe euch nicht hierhergeholt, um mir den Tag zu versüßen,” sagt sie dann. “Ich bräuchte dann all dies Gesülze nicht, ihr wäret beide bereits in meinem Bett. Aber ich will gleich zur Sache kommen: Ruthard hat sich dazu entschieden, den Zwilling nicht mehr weiterzuführen. Allerdings ist der Zwilling doch eine fundamentale Einrichtung dieses Viertels, wodurch ich ihn nicht schließen kann und auch nicht will. Ich habe deshalb entschieden, dass ihr beide den Zwilling weiterführt. Es ist mir gelinde gesagt, scheißegal, wie ihr euch organisieren wollt, ob Tara das Sagen hat, ob Astrid das Sagen hat, ob ihr das beide gleichberechtigt tun wollt. Es ist mir scheißegal, ob ihr noch weitere Angestellte braucht oder es alleine machen wollt. Wenn ihr jemanden anstellen wollt, werdet ihr mit ihm oder ihr verhandeln, ihr werdet den Angestellten bezahlen. Ich kann euch Leute besorgen, ich weiß, wer was kann und was sucht.”
Sie schaut wieder zwischen den beiden hin und her.
“Von jeden 10 Filis, die ihr einnehmt, gehören 2 Filis mir,” fährt sie dann fort. “Bin ich mit den Einkünften nicht zufrieden, gehe ich auf einen Fixbetrag über. Ob ihr dann verhungert oder nicht, das geht mir am Arsch vorbei. Aber ihr seht beide gut aus, und wenn ihr Euch halbwegs ordentlich anstellt, werdet ihr weit mehr Geschäft machen, als es Ruthard getan hat. Die Leute wollen lieber von hübschen Frauen umgarnt werden als von hässlichen Männern.”
Wieder schaut sie zwischen den beiden hin und her.
“Sollte euch allerdings der Gedanke kommen, mich zu bescheißen,” sagt sie dann mit noch lauterer Stimme, die keinen Zweifel an dem Gesagten aufkommen lässt, “dann werdet ihr noch merken, welch Wohltat es sein kann, zu den Schatten zu wechseln!”