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Der Barde mit dem Lied im Gepäck

Die Aufregung über die fremden Jäger, die Mari, die Geliebte der Dargha, brutal aus dem lachenden Zwilling gezerrt haben, hat sich langsam gelegt, doch die Stimmung in der Schankstube ist immer noch ein wenig gedrückt. Selbst die lautesten Krakeeler haben ihre Stimmen gedämpft und an manchen Tischen, an denen man sich kennt und einander über den Weg traut, wird im Flüsterton über den Vorfall gesprochen und nicht mit Flüchen auf die Tätowierten des Hauses Imeria gespart.

Es war noch nicht ganz dunkel, als einer der Barden, die tagsüber an belebten Stellen spielten und abends durch die Kneipen zogen, den lachenden Zwilling betrat. Sein Haar war wie der gestutzte Bart schon grau, sein Gewand abgetragen, aber sauber. Niemand im lachenden Zwilling kannte ihn. Wahrscheinlich war er vom Gerücht angelockt worden, daß es seit der Neuübernahme mit dem lachenden Zwilling wieder aufwärts ging.

Gute Barden waren in vielen Schenken gern gesehene Gäste und so gepflegt, wie dieser Barde aussah, genoß er die Gunst seiner Zuhörer und spielte genug Münzen ein, um sich den Bart stutzen zu lassen. Es war Tradition, daß Barden in den Schenken um Erlaubnis fragten, ob sie spielen durften. Sowie es Tradition war, daß der erste Becher oder Krug auf das Haus ging, wenn der Wirt mit dem Angebot einverstanden war.

Der Barde setzte sich mit seinem Krug Dünnbier, daß ihm Tara eingeschenkt hatte, an einen freien Tisch und gönnte sich ein paar Schluck Bier, bevor er seine Laute aus dem Tragsack holte. Sorgfältig stimmte er sein Instrument, bevor er zu spielen begann. Es war eine einfaches Volkslied, daß er spielte, doch seine Improvisationen des Themas zeigte seine Meisterschaft im Lautenspiel. Um ihn war es stiller geworden und die Gäste begannen sich ihm zuzuwenden.

Die nächste Melodie, die er anstimmte, war etwas melchanolisch aber eingängig. Eine der Gäste am Nachbartisch zog eine Flöte aus dem Wams und began mitzuspielen. Der Mann mit der Flöte fand sich schnell in die Melodie und jetzt wurde es auch an den anderen Tischen stiller. Verhaltener Applaus ertönte, als das Lied endete. Der Mann mit der Flöte wandete sich an den Barden. "Das habe ich noch nie gehört? Was war das für Lied? Hat es auch einen Text?": erkundigte sich der Flötenspieler. Der Barde nickte: "Ja. Es ist ein Lied meines Meisters und Lehrers. Er war vor der Invasion Stammgast hier und nach dem Häuserkrieg hat er aus Nostalgie dieses Lied geschrieben." Dann begann er mit einer tiefen, klaren Baritonstimme zu singen. Schon ein wenig später ging es hoch her im lachenden Zwilling und Bier und Schnaps flossen in Strömen.

Doch neben den zotigen Trinkliedern und den beliebten Balladen wollten die Gäste immer wieder das neue Lied hören. Als der Barde dann gegen Mitternacht mit seinem Hut von Tisch zu Tisch zog, in dem sich ein schönes Sümmchen anhäufte, konnten selbst die Besoffensten zumindest den Refrain des Liedes vom lachenden Zwilling mitgröhlen.

Mit Dank an Nightone, der dem lachenden Zwilling dieses Lied gewidmet hat.
Das Lied vom lachenden Zwilling
Einst floss am Tresen hier literweise frisch ein güldenes Bier, und Becher um Becher, für den trunkenen Zecher, wurde eingeschenkt so fein, ein roter und ein weißer Wein.
Aus dem lachenden Zwilling wollte keiner mehr gehen. wir wollten nur saufen, konnten schon lange nicht mehr stehen.
Ach, welch schöne Zeit das war! als ich den Zwilling noch glänzen sah!
Der Barde mit Liedern im Gepäck (Nightone)


Cover image: Der Barde by Gregorian

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