Snædreki

Wo das Eis fließt wie Atem, dort gleitet er – lautlos, geduldig, uralt.


Einleitung & Atmosphäre

Tief unter den endlosen Schneefeldern von Frostvir, wo selbst das Licht der Sonne im Eis gefangen bleibt, bewegt sich etwas – nicht sichtbar, nicht hörbar, aber spürbar. Ein Zittern im Frost, ein leises Knacken unter dem Schuh, und die Stille wird zu einer Drohung. Dort lebt der Snædreki, der Frostwurm, eine Kreatur, die aus der Essenz des gefrorenen Bodens selbst geboren scheint.

Sein Name wird in Flüstern ausgesprochen. Reisende berichten, dass der Schnee über seinen Spuren sofort wieder gefriert, als wolle die Welt seine Anwesenheit verbergen. Kein Schrei kündigt seinen Angriff an, kein Schatten verrät sein Kommen – nur das leise, unheimliche Glucksen, wenn Säure auf Eis tropft.


Erscheinung & Verhalten

Der Snædreki ist kein Drache im klassischen Sinne, sondern eine schlangenartige Bestie, eine Mischung aus Eis, Muskel und Geduld. Sein Körper, lang und geschmeidig, ist bedeckt von Schuppen in einem blassen, fast durchsichtigen Weiß, das mit dem Schnee verschmilzt. Nur wenn er sich bewegt, glitzern feine Lichtreflexe über seinen Rücken, wie das Brechen einer gefrorenen Wasseroberfläche.

Er gleitet durch Schnee und Eis mit lautloser Eleganz, seine Bewegungen kaum wahrnehmbar, bis er zuschlägt. Seine Kiefer sind von säuretriefenden Zähnen gesäumt, und sein Atem riecht nach kaltem Eisen und Gletscherschmelze. Trotz seiner Furchtbarkeit handelt er nicht aus Blutlust – der Snædreki ist ein Jäger der Notwendigkeit, der das Gleichgewicht seines Reiches wahrt.

Er lebt zurückgezogen in Eishöhlen und tiefen Spalten, wo er über Jahre hinweg unbeweglich ruht. Nur wenn Hunger oder Kälte ihn ruft, erwacht er – und dann ist kein Ort sicher, der vom Frost berührt wird.


Fähigkeiten & Natur

Das wahrhaft Gefährliche am Snædreki ist nicht seine Kraft, sondern seine Präzision. Er greift an, wenn der Feind schwächer ist, wenn die Stille vollkommen und die Kälte lähmend geworden ist.

Sein Speichel enthält eine ätzende Säure, die selbst gehärteten Stahl schwächt und Fleisch binnen Augenblicken verätzt. Alte Aufzeichnungen berichten, dass selbst magisch gehärtete Klingen, die mit seinem Blut in Berührung kamen, zu Staub zerfielen. Diese Säure des Frostes dient ihm sowohl als Waffe wie auch als Verdauungshilfe – sie zersetzt die Beute, noch bevor sie verschlungen wird.

Manche Gelehrte vermuten, dass der Snædreki über eine Art frostmagische Symbiose mit seiner Umwelt verfügt. Sein Körper reagiert auf Temperaturveränderungen, seine Schuppen reflektieren Wärme, und manche behaupten, er könne durch Vibrationen sogar Bewegungen unter dem Eis orten.


Lebensweise & Habitat

Der Snædreki ist ein Einsiedler der Kälte, dessen Existenz sich zwischen Schnee, Stein und Dunkelheit abspielt. Er lebt allein, meidet Artgenossen und markiert sein Territorium durch chemische Spuren, die andere Frostwürmer meiden.

Seine Jagdgebiete liegen tief in den Gletschern Frostvirs, dort, wo das Eis nie taut. Er ernährt sich von allem, was sich wagt, seine Bahnen zu kreuzen – von Schneehirschen und Frostratten bis zu unvorsichtigen Wanderern. Doch er tötet niemals wahllos. Wenn der Hunger ihn nicht treibt, ruht er, eingewickelt in sich selbst, als Teil des Gletschers, den er bewohnt.

Wenn er alt wird, sucht er einen Ort, an dem das Eis unberührt ist. Dort legt er sich zur Ruhe, und der Frost schließt sich über ihm, bis selbst die Erinnerung an ihn gefriert.


Mythos & Bedeutung

In den Geschichten der Bewohner Frostvirs ist der Snædreki mehr als nur eine Bestie – er ist ein Prüfer, ein Spiegel des Winters selbst. Er steht für Geduld, für das stille Warten, das in der Kälte Stärke bedeutet.

Ein alter Aberglaube sagt, dass dort, wo der Frostwurm ruht, das Eis niemals schmilzt. Manche Schamanen sehen in ihm den „Zweiten Atem des Nordwinds“, eine Verkörperung des Lebens im Stillstand. Andere glauben, er sei ein Bote des Todes – nicht zerstörerisch, sondern reinigend, ein Wesen, das den Schnee wieder weiß macht, wenn Blut ihn befleckt.

Frostvirische Fischer erzählen, dass sie im Eis manchmal „das Flüstern des Snædreki“ hören – ein tiefes, rhythmisches Grollen, das aus der Tiefe des Gletschers kommt. Sie sagen: „Er träumt, und solange er träumt, bleibt der Winter gnädig.“


Verwendung & Gefahren

Nur wenige wagen es, einen Snædreki zu jagen. Seine Schuppen sind begehrt – sie gelten als Material für frostresistente Rüstungen, die selbst gegen magische Kälte schützen. Seine Säure wird in winzigen Mengen für alchemistische Prozesse verwendet, besonders zur Veredelung von Runenmetallen.

Doch wer ihn töten will, riskiert mehr als den Tod: In alten Liedern heißt es, dass der Boden selbst sich gegen jene erhebt, die den Frostwurm verletzen. Und manchmal, wenn ein Jäger verschwindet, findet man Wochen später nur noch seinen Schatten – eingebrannt in das Eis, als hätte die Kälte ihn behalten.


Zitat

„Er war kein Drache aus Feuer, sondern aus Geduld. Und als er zuschlug, war es nicht Wut – es war das Ende des Wartens.“
— Fragment aus den Chroniken von Hildr Frosthaug

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