Die Nymarithar
Die Nymarithar sind ein amphibisches Volk aus den dunklen Tiefen der Meere, Lagunen und Flussmündungen Njörvallas. Sie verkörpern den urtümlichen Schrecken der Tiefe, verbunden mit einer archaischen Kriegerkultur, die sie zu erbitterten Feinden des Lebensnetzes Gardnar macht. In Schwarmgemeinschaften und Clans leben sie entlang der Küsten, unter dicken Eisschichten oder in schwer zugänglichen, versunkenen Tempelanlagen. Der Schutz des Eises ist ihnen heilig, da es Überreste ihrer alten Welt bewahrt – etwa gefrorene Ahnenstätten, versunkene Totemkammern oder noch aktive Kristallnester der Drau'thal.
Erscheinung
Die Nymarithar besitzen eine geschmeidige, reptilienhafte Gestalt mit feingliedrigen Gliedmaßen, zwischen denen sich Schwimmhäute spannen. Ihre schillernde, dunkle Schuppenhaut trägt phosphoreszierende Muster, die im Dunkeln leuchten. Ihre großen, irislosen Augen ermöglichen perfekte Sicht bei schwachem Licht. Ein stacheliger Kiemenkamm auf dem Rücken dient sowohl der Kommunikation als auch der Drohgebärde. Ihre Körper trotzen extremer Kälte, was ihnen das Überleben unter Eisfeldern und in gefrorenen Tiefen ermöglicht.
Gesellschaft & Kultur
Die Nymarithar leben in Clans, die von Tiefenfürsten geführt werden – charismatischen Kriegern oder Schamanen mit spiritueller Verbindung zu den Meeresgeistern. Jeder Clan besitzt eigene Totemzeichen und Bewahrer der Blutchronik – einer Sammlung mythischer Erzählungen und Glyphen, die in Knochenritzungen überliefert werden.
Ihre Gesellschaft ist stark auf Ruhm und Kampf ausgerichtet. Wer sich in Überfällen, Ritualkämpfen oder Duellen bewährt, steigt im Rang. Der Kampf ist Ausdruck ihrer Daseinsweise – ein Mittel, Gardnars Einfluss zu schwächen und gleichzeitig Ehre innerhalb der Gemeinschaft zu erlangen. Legendäre Duelle wie der Bruderkampf von Njall-Turak, bei dem zwei Zwillingsfürsten um die Führung eines Clans kämpften, oder Tiefenfürsten wie Yssor-Khal, der Eismundige, der einst allein ein Gardnar-Heiligtum versiegelte, prägen ihr kollektives Gedächtnis.
Spiritualität & Magie
Die Nymarithar verehren chaotische Wasser- und Eisgeister namens Drau'thal – formlose, mehrstimmige Entitäten jenseits der Sichtbarkeit. Sie gelten als natürliche Gegenspieler Gardnars. Ihre Religion beruht auf Opfergaben, tranceartigen Gesängen und kultischen Versammlungen, besonders in den Sturmtiefen und eingefrorenen Heiligtümern. Ein zentrales Ritual ist das Rufopfer der Sirene, bei dem ein Teil der eigenen Stimme geopfert wird, um ein Zeichen aus den Tiefen zu empfangen.
Besonders gefürchtet ist ihre Blutmagie: Mit dem Blut von Feinden weben sie Flüche, beschwören Kälte und errichten Eisbarrieren. Die Ursprünge dieser Magie reichen bis in ihre Zeit als Gärtner der eisigen Welt zurück. Ihre Zauber wirken sich nicht nur auf Individuen aus, sondern können ganze Landstriche in klirrende Starre versetzen oder Flüche über Ahnenlinien legen. Diese Magie hinterlässt sichtbare Spuren – gefrorene Wurzeln, blasse Schatten und knirschende Winde. Schamanen nutzen Nebelmagie, Sirenengesänge und Gezeitenlenkung zur Täuschung. Krieger verstärken ihre Waffen mit Eis, Druckwasser und gebundenen Seelen in Knochensplitteramuletten.
Motivation & Beziehung zu Gardnar
Die Nymarithar stehen in offener Feindschaft zum Lebensnetz Gardnar. Für sie ist dessen Einfluss auf das Meer eine Krankheit – ein Licht, das ihre Welt zerstörte. Einst waren sie selbst Gärtner der Welt, im Einklang mit uralten Eislinien. Die Kontinente – Frideyja, Isfjorr und Frostvir – waren fast vollständig von Eis bedeckt. Nur im tiefsten Süden schmolz gelegentlich etwas Eis, wodurch seltene Rohstoffe wie schwarzes Tiefenerz oder Frostharz zugänglich wurden. Doch als Gardnars Wurzeln in die Welt griffen, das Eis schmolzen und die alte Ordnung brachen, verloren sie ihre Heimat.
Direkte Konfrontation mit Gardnar ist ihnen unmöglich – seine Formlosigkeit und die Tiefe seines Netzes lassen keine klare Front zu. Stattdessen zielen sie auf seine Ankerpunkte: Küstensiedlungen, Tempel, Quellen und Knotenpunkte magischer Energie. Jeder Überfall dient dem Ziel, Gardnars Netz zu schwächen und die Rückkehr der Drau'thal einzuleiten.
Regionale Präsenz
Nymarithar-Schwärme wurden vor allem entlang der rauen Küsten von Eikelund und Fjordglanz gesichtet, sowie in tiefen Gräben südlich der Donnernden Gipfel, wo die Gezeiten unberechenbar sind. Auch das Dämmermoor birgt Legenden über versunkene Tore zu ihren Heiligtümern – etwa die Flüsterkluft, in der ein uralter Kristallspeer aus dem Eis ragt und in manchen Nächten Stimmen zu hören sind. Einer alten Geschichte nach soll dort ein junger Schamane mit dem Drau'thal selbst gesprochen haben – und verstummt zurückgekehrt sein.
Abtrünnige
Unter den Nymarithar gibt es wenige Abtrünnige, die sich dem neuen Gefüge Gardnars anpassen wollen. Sie suchen nach Wegen des Ausgleichs und überleben oft versteckt unter Menschen oder in vergessenen Eisrissen. Doch ihre Existenz ist gefährlich – in den Augen der Clans gelten sie als Verräter und werden erbarmungslos gejagt. Manche träumen davon, einen Mittelweg zwischen den Kräften zu finden – und könnten so langfristig das Gleichgewicht zwischen Gardnar und Drau'thal beeinflussen. Eine bekannte Abweichlerin ist Sayvra-Tarn, die sich offen für ein Bündnis mit Menschen aussprach und seither spurlos verschwunden ist.
