Nebelwesen
Kinder des verirrten Lichts
Ein Flirren im Dunst. Der Nebel zieht sich zusammen, als atme er. Formen flackern darin auf – Gesichter ohne Ursprung, Hände aus Rauch, Augen aus Licht. Dann wieder Stille. Nur das Gefühl, dass etwas euch ansieht, aus einer Tiefe, die keine Richtung kennt.
Überblick & Ursprung
Die Nebelwesen sind Ausfransungen des Lebensnetzes, Fragmente von Magie, die sich vom Geflecht gelöst und ein eigenes, chaotisches Bewusstsein gebildet haben.
Sie entstehen dort, wo Magie ohne Form gewirkt wurde – an Orten von Flüchen, missglückten Ritualen oder zerbrochenen Artefakten.
Was einst Ordnung war, wird zu Dunst; was einst Gedanke war, wird zu Bewegung.
In der Sprache der Vevaskald nennt man sie „Vandir’ka“ – verirrte Atemzüge.
Sie sind der Beweis, dass Magie nicht nur schafft, sondern sich auch selbst verzehren kann.
Erscheinung
Nebelwesen besitzen keine feste Gestalt.
Ihr Körper ist ein flüssiges Schimmern, ein ständiges Werden und Vergehen.
Manchmal deuten sich darin Gestalten an – Hände, Münder, Gesichter, Tierformen – doch niemals vollständig, niemals stabil.
Ihr Nebel riecht schwach nach kaltem Eisen und nassem Stein.
In ihrer Nähe wirkt die Luft schwer, als atme sie mit Widerstand.
Wer sie zu lange betrachtet, glaubt Bewegungen zu sehen, die der Verstand nicht fassen kann – Formen, die nicht im Nebel, sondern im Bewusstsein entstehen.
Wirkung & Gefahr
Nebelwesen sind Störungen, keine Angreifer – doch ihre bloße Präsenz verändert alles um sie.
Kälte der Leere: In ihrer Umgebung sinkt die Temperatur rapide. Diese Kälte ist nicht physisch, sondern geistig – sie raubt dem Denken Wärme, bis Gleichgültigkeit bleibt.
Zerfall der Ordnung: Zauber, Runen und Segnungen verlieren in ihrer Nähe Halt. Magische Energie wird unberechenbar, Ströme reißen, Wirkungen verkehren sich.
Echo der Form: Manche Nebelwesen spiegeln Emotionen. Wut ruft Sturm, Furcht ruft Dichte, Trauer ruft Regen – als ob sie aus Gefühlen Nahrung zögen.
Schwächen & Vertreibung
Nebelwesen sind empfindlich gegen Reinigung, Licht und Wind – jene Kräfte, die Struktur schaffen.
- Windmagie und Atemrituale: Bewegte Luft löst sie auf, schwächt ihre Kohärenz und vertreibt sie.
- Feuer und Licht: Reine, nicht destruktive Flammen (etwa geweihtes Feuer oder Sonnenmagie) verbrennen die instabile Essenz des Nebels.
- Knotenbindung: Vevaskald können mit Nidveva-Symbolen die lokalen Strömungen des Netzes stabilisieren und so die Entstehung neuer Nebelwesen verhindern.
Doch keine Bannung ist endgültig – wo Magie wieder scheitert, finden sie erneut Gestalt.
Verhalten & Wesen
Nebelwesen denken nicht, aber sie reagieren.
Sie folgen Bewegungen, Stimmen, Hitze – als erinnere sich die Magie an die Hände, die sie einst formten.
Manchmal sammeln sie sich um alte Ruinen, Schreine oder Orte des Leidens, als würden sie auf etwas warten, das nie zurückkehrt.
Es gibt Berichte von Nebelwesen, die Fragmente alter Sprache in sich tragen – Echo-Reste zerstörter Zauber, gebrochene Worte, die sich im Wind wiederholen.
„Bleib… brenn… nicht…“
flüstern sie, und der Nebel zieht sich zusammen.
Symbolik im Lebensnetz Gardnar
Im Netz Gardnars stehen Nebelwesen für entfesselte Erinnerung – jene Teile des Seins, die sich lösen, wenn Bindung zerbricht.
Sie sind Mahnung und Warnung zugleich:
dass jede Magie, die sich nicht in das Netz fügt, zur Leere wird –
und dass selbst das Unsichtbare ein Gedächtnis trägt.
„Wenn Nebel Augen bekommt,
hat die Welt vergessen, zu atmen.“
