Myrkblættrar
Diener des Tiefen Myzels
Erscheinung
Ein feuchtes Rascheln dringt aus der Dunkelheit. Über den Boden kriechen Kreaturen, deren Panzer von schwach glimmenden Pilzhauben überwuchert sind. Mit jedem Schritt stoßen sie feine Sporenwolken aus, die im schimmernden Dunst tanzen. Ein modriger Geruch steigt in die Nase, feucht und süß zugleich – ein Duft, der ein flüchtiges Schwindelgefühl auslöst, als würden die Sinne kurz zwischen Ekel und Faszination schwanken.
Die Myrkblættr sind durch die magische Symbiose mit den Pilzkolonien der Tieferen Schatten entstanden. Ursprünglich handelte es sich um kleine, bodenlebende Tiere – vielleicht Maulwürfe, Insekten oder andere Grabwesen –, die durch die Berührung des myzelischen Netzwerks Gardnars verändert wurden. Ihr Körper ist nun von einer harten, chitinartigen Schale bedeckt, aus deren Fugen lumineszierende Pilzfasern wachsen. Diese Strukturen pulsieren im Rhythmus der Myzelenergie und verbinden jedes Individuum mit dem kollektiven Bewusstsein des Schwarms.
Sie sind etwa so groß wie ein kleiner Hund, bewegen sich geduckt und flink, und ihre Bewegungen sind von einem dumpfen Knistern begleitet, wenn ihre Pilzpanzer aneinanderstoßen. Ihre Augen sind weiß und trüb, ohne Pupillen – ein Zeichen, dass sie ihre Umgebung nicht mit gewöhnlichem Sehen wahrnehmen, sondern über die Resonanz des Myzels selbst. Ihre Beine enden in klauenartigen Greifern, die es ihnen erlauben, sich lautlos durch Erde und Stein zu graben.
Verhalten & Wesen
Myrkblættrar sind Schwarmwesen, die sich mit erschreckender Präzision bewegen. Jedes ihrer Glieder reagiert auf Impulse des Myzels, wodurch ganze Kolonien wie ein einziger Organismus agieren. Ihr Vorgehen ist systematisch: Sie umzingeln Eindringlinge, verschleiern das Terrain mit Sporennebel und schlagen erst zu, wenn ihre Beute verwirrt ist.
Sie reagieren nicht aus blinder Aggression, sondern aus Instinkt – sie verteidigen ihre Kolonie und das Myzel, das sie nährt. Fremde werden erst angegriffen, wenn sie als Bedrohung wahrgenommen werden. Der von ihnen erzeugte Sporennebel hat halluzinogene Wirkung – er trübt die Sinne, löst Erinnerungsbilder aus und kann selbst starke Geister in Trance versetzen. Wer zu lange in seiner Nähe verweilt, spürt, wie Gedanken und Atemrhythmus mit dem Takt der Pilzkolonie verschmelzen. Manche Runenläufer berichten, dass sie in den Schwärmen flüsternde Stimmen gehört hätten, die aus dem Boden selbst zu sprechen scheinen.
Lebensraum & Verbindung zum Myzel
Die Myrkblættrar leben in den Tieferen Schatten, jenen uralten Schichten der Erde, in denen das Myzelnetz Gardnars am dichtesten ist. Sie hausen in feuchten, sporenreichen Kavernen, oft in der Nähe großer Pilzkolonien oder unterirdischer Energieadern. Dort dienen sie als Jäger, Sammler und Verteidiger der Pilzintelligenz, die das unterirdische Netzwerk formt.
Sie beeinflussen ihre Umgebung aktiv – sie zerkleinern abgestorbenes organisches Material und tragen es in die Kolonien, wo es zersetzt und dem Myzel zurückgeführt wird. Auf diese Weise nähren und pflegen sie die Pilzstrukturen und halten das unterirdische Gleichgewicht aufrecht.
Wenn die Ströme des Myzels gestört werden, reagiert der Schwarm unruhig. Ganze Kolonien wandern dann durch die Erde, um die Balance wiederherzustellen – oder um jene zu vernichten, die sie bedrohen. In manchen Regionen gelten Myrkblættrar als Vorboten des Wachstumszyklus, eines uralten Phänomens, bei dem das Myzel selbst in die Welt der Oberfläche drängt.
Symbolik & Legenden
In den Mythen der Unterweltvölker sind Myrkblættrar die Finger des Pilzgeistes, Werkzeuge des lebenden Bodens, die Ordnung und Verfall zugleich bringen. Druiden der Tiefenlande betrachten sie als Wächter des Kreislaufs – schrecklich und notwendig. Es heißt, sie erscheinen immer dort, wo Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist, um Überfluss in Fäulnis und Fäulnis in neues Leben zu verwandeln.
Ein altes Lied der Höhlenbewohner erzählt, dass jene, die von den Myrkblættr verschlungen werden, nicht sterben, sondern in das Myzel übergehen – ihre Erinnerungen verweben sich mit den Fäden der Erde und flüstern ewig weiter. In den Glaubensvorstellungen der Unterweltpriester werden sie als Prüfstein der Reinheit betrachtet: Wer das Gleichgewicht achtet, bleibt unberührt; wer es stört, wird vom Myzel verschlungen.
Begegnungen & Spielansätze
Schwarm der Tiefe: Ein ganzer Tunnel wird von Myrkblættr bevölkert, deren Nebel einen alten Zugang zu einer vergessenen Kammer verdeckt.
Infizierte Kreatur: Ein Tier oder Mensch wurde vom Myzel der Myrkblættr übernommen und zeigt Anzeichen der Verwandlung – ein lebendes Bindeglied zwischen Oberwelt und Tiefe.
Wächter des Wachstums: Die Helden stoßen auf eine Kolonie, die einen uralten Pilzbaum schützt. Ihr Erscheinen könnte den Beginn eines neuen Wachstumszyklus einläuten.
Mysterien & Deutung
Gelehrte streiten darüber, ob die Myrkblættrar bloße Werkzeuge des Myzels sind oder ob sich in ihnen ein eigenes Bewusstsein gebildet hat. Manche glauben, dass sie Fragmente von Gardnars Traum tragen – Reste der urzeitlichen Energie, die Leben, Tod und Wiedergeburt miteinander verwebt.
Andere warnen, dass dort, wo der Schwarm marschiert, das Myzel selbst erwacht – und dass jeder Schritt der Myrkblættrar den Traum der Erde tiefer in die Welt der Sterblichen trägt. Eine Begegnung mit ihnen ist selten und gefährlich, denn sie sind Ausdruck des Willens Gardnars selbst – unaufhaltsam, unergründlich und jenseits jedes Verständnisses.

