Kråkevolf

Wenn das Heulen den Nebel durchdringt und der Wald selbst zu lauschen scheint.


Einleitung & Atmosphäre

In den dichten Wäldern im Süden auf der Insel Isfjorr leben Kreaturen, deren Ruf zugleich Warnung und Versprechen ist. Zwischen den Schwaden des Nebels hallen zwei Stimmen – das Krähen der Vögel und das Heulen der Wölfe – und wo sich beides vermischt, weiß man: Ein Kråkevolf ist nah.

Man sieht sie selten. Ein dunkler Schatten, der zwischen den Ästen gleitet, ein Laut, der sich in den Wind mischt. Sie sind die Wächter des Waldes, uralt und klug, geschaffen, um das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod in den Tiefen Kerolis’ zu bewahren.


Erscheinung & Verhalten

Die Kråkevolf sind hybride Wesen, halb Vogel, halb Wolf. Ihre Körper sind von tiefschwarzem Gefieder bedeckt, das im Licht einen öligen Glanz zeigt, während unter den Flügeln kräftige Muskeln und scharfe Klauen verborgen liegen. Der Kopf trägt den Schnabel einer Krähe, jedoch mit verlängerten, wolfsähnlichen Reißzähnen, und ihre Augen glühen wie kalte Glut.

Wenn sie sich bewegen, tun sie es mit einer anmutigen, fast unirdischen Eleganz. Sie können zwischen den Baumwipfeln springen und gleiten, lautlos wie Schatten. In der Dunkelheit scheinen ihre Körper zu verschwimmen, sodass man nicht weiß, wo das Tier endet und der Nebel beginnt.

Kråkevolf leben in kleinen Rudeln, geführt von einem älteren Paar, das mit tiefem Instinkt über die Grenzen ihres Reviers wacht. Eindringlinge werden beobachtet, geprüft, gewarnt – selten sofort angegriffen. Nur jene, die die Wälder schänden, werden erbarmungslos gejagt.


Fähigkeiten & Natur

Die Stimmen der Kråkevolf sind ebenso vielschichtig wie ihr Wesen. Ihr Heulen kann kilometerweit tragen, ein langgezogener, vibrierender Ton, der den Wind bricht. Es dient nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Warnung: Wer das Heulen hört, hat die letzte Gelegenheit, sich zurückzuziehen.

Das Krähen hingegen ist ein Zeichen von Nähe – schrill, schneidend und unheilvoll. Wenn es ertönt, sind sie bereits in der Luft, bereit, mit Krallen und Schnabel zuzuschlagen.

Ihr Geruchssinn ist so fein, dass sie selbst Magie wittern können. Manche Schamanen berichten, dass Kråkevolf jene meiden, die das Gleichgewicht der Natur stören – oder sie ohne Zögern vernichten.


Beziehungen & Bedeutung

Für die Bewohner von Isfjorr gelten die Kråkevolf als heilige Wächtertiere. In alten Liedern heißen sie „Die Augen des Waldes“, und es heißt, dass sie über Reisende urteilen, die den Pfad von Kerolis betreten. Wer reinen Herzens ist, darf passieren. Wer jedoch den Wald verletzt, verliert sich darin – und wird nie wieder gesehen.

Manche Druiden und Waldhüter verehren sie als Boten der Naturgeister, die zwischen der materiellen Welt und der Schattenebene verkehren. Es gibt Legenden von Jägern, die im Sterben von einem Kråkevolf gefunden wurden – und an seiner Seite als Teil des Rudels wiederkehrten.


Mythos & Deutung

Ein altes Sprichwort der Isfjorrer lautet:
„Wenn der Wald ruft, antworte – sonst antwortet der Kråkevolf.“

In der Folklore werden sie oft mit den Seelen der Gefallenen in Verbindung gebracht, besonders jener, die im Wald starben. Manche glauben, dass die Kråkevolf die Geister der Toten in ihre Schwingen aufnehmen und sie in den Himmel tragen, damit sie in Frieden ruhen können. Andere flüstern, sie seien die Werkzeuge älterer Götter, die über das Gleichgewicht der Welt wachen.


Zitat

„Zuerst war da nur das Rascheln. Dann sah ich zwei Augen – schwarz wie Wasser, still wie Stein. Und ehe ich wusste, ob ich träume, hörte ich sie singen.“
— Aufzeichnung eines Holzfällers aus Kerolis