Haldomar Venthras
Hochmagus des neuen Runenturms
Der Runenturm ragt wie ein schwarzer Dorn in den Himmel – und an seiner Spitze residiert Haldomar Venthras, der erste Hochmagus dieses ehrfurchtgebietenden Ortes. Ein Mensch in den Sechzigern, von weißem Haar und ewig ruhigem Blick, der wirkt, als hätte er seit Jahrzehnten nicht mehr geatmet – sondern bloß beobachtet.
Haldomar trägt Roben aus nachtblauem Stoff, durchzogen von silbernen Runenmusterungen, die bei Bewegung lebendig wirken. Seine Stimme ist kaum lauter als ein Flüstern, doch sie füllt jeden Raum – eindringlich, fast hypnotisch. Seine Präsenz gleicht einem Kältestrom: kontrolliert, raumgreifend, unnahbar.
Einst war Haldomar ein gefeierter Runenforscher – ein Denker, der Grenzen verschob. Doch ein nie erklärter Zwischenfall in den Tiefen des alten Turms ließ ihn verschwinden. Als er wiederkehrte, war er verändert: stiller, strenger, mit einem neuen Verständnis der Runen. Manche sagen, er habe sich mit etwas eingelassen, das nicht für Menschen gedacht war – und nie ganz zurückgelassen.
Seine größte Stärke ist die absolute Kontrolle – und genau darin liegt seine Schwäche. Chaos, spontane Magie, wilde Kräfte lösen in ihm eine unbewusste Panik aus. Seine Reaktion ist nie laut, doch wer genau hinsieht, erkennt sie: ein zuckendes Augenlid, ein eisiger Blick, der zu lange verweilt. Haldomar verachtet das Unberechenbare nicht – er fürchtet es.
Ein irritierender Wesenszug begleitet ihn seit jeher: Spricht er mit jemandem, der ihn emotional berührt – sei es durch Ärger, Bewunderung oder Schmerz –, so tut er es nie direkt. Er spricht „an“ ihnen vorbei, richtet seine Worte an Dritte, als schütze er sich selbst vor Nähe durch Umwege. Diese Gewohnheit wirkt arrogant, befremdlich – doch sie ist tief verinnerlicht.
In seiner Robentasche trägt er stets einen kleinen, unscheinbaren Kieselstein. Wer ihn darauf anspricht, erhält keine Antwort. Nur wenige wissen, dass der Stein einst einem Lehrling gehörte, der unter Haldomars Aufsicht verschwand – und nie gefunden wurde.
Gerücht:
Man munkelt, Haldomar sei nicht allein. Eine uralte Rune, einst zur Versiegelung eines jenseitigen Wesens geschaffen, sei in seine Haut gebrannt worden. Manche behaupten, in stillen Nächten höre man ihn mit einer fremden Stimme sprechen – flüsternd, bittend, als würde etwas in ihm um Erlösung flehen.