Flaumirion

In einer Welt geprägt von schroffen Küsten, nebligen Hainen und uralten Mythen bewegt sich ein junger Elf, als sei er dem Spiel eines Bardenliedes entsprungen. Sein Name ist Flaumirion – eine klangvolle Eigenkreation, die er sich selbst verliehen hat, an einem dunstverhangenen Morgen, als niemand da war, der widersprechen konnte. Der Name, eine Mischung aus Sanftheit und Pathos, passt zu ihm wie ein maßgeschneiderter Umhang. Die Leute nennen ihn Flaum – und dieser Spitzname trifft mit entwaffnender Genauigkeit den Kern seines Wesens.

Herkunft und Kindheit

Flaumirion entstammt einem abgelegenen Forst, in dem selbst die Bäume zu flüstern scheinen. Seine Familie lebte zurückgezogen, geprägt von leiser Zuwendung und stiller Poesie. Eine Mutter, die Kräuter sammelte; ein Onkel, der alte Elfenlieder sang; und die Schulmeisterin Mirwen, die seine Stimme zum ersten Mal zum Leuchten brachte. Dort, zwischen Moos und Mythen, spielte er einst Theater – mit übergroßem Ernst und glänzenden Augen. Die Bühne wurde ihm zum ersten Zuhause, der Applaus zur Nahrung. Und doch: Etwas in ihm blieb ungestillt.

Sehnsucht nach Bedeutung

Vielleicht war es diese Unruhe, die ihn in die Welt hinauszog. Vielleicht war es die Begegnung mit einem ungewöhnlichen Artefakt – einer Klinge, deren Seele mit der seinen verwoben wurde. Vielleicht war es der Glaube, dass das Leben selbst eine größere Bühne sei. Flaum glaubt, dass irgendwo da draußen eine Szene auf ihn wartet, die ihn wahrhaftig macht. Kein Preis, kein Ruhm – sondern ein Moment von Bedeutung. Ein Echo, das ihn beim echten Namen nennt. Oder jemand, der seine Verse zu Ende spricht.

Diese Rastlosigkeit ist nicht angstgetrieben, sondern sinngeleitet. Flaumirion sucht nicht den Applaus, sondern Resonanz. Und er liebt den Wind – nicht weil er stark ist, sondern weil er berührt, was unbewegt scheint. Sein Leben ist ein Tanz zwischen Ernst und Spiel, zwischen Ahnung und Anmaßung. Heute spielt er Abenteuer. Noch immer mit denselben Augen. Und denselben Gesten.

Erscheinung und Wirkung

Physisch wirkt Flaumirion wie der personifizierte Frühherbst: kupferrotes, zerzaustes Haar, das in sanften Wellen liegt, eine Haut wie von Honiglicht geküsst, durchzogen von Sommersprossen wie Sternstaub. Seine Bewegungen sind leichtfüßig, fast tänzerisch. Er ist weder auffällig groß noch besonders klein – aber seine Präsenz ist seltsam einnehmend. In grünen Gewändern wirkt er, als habe der Wald ihn selbst gekleidet.

Seine Stimme changiert zwischen Neugier und Pathos, sein Lächeln zwischen Kind und Schelm. Wenn er möchte – oder einfach in Stimmung ist – kann er innerhalb eines Satzes von verträumt-naiv zu königlich-dramatisch wechseln: „Oh, welch traurige Krähe auf jenem Zaun – sag, bist du allein oder tragisch inspiriert?“ Es ist unklar, ob er damit flirtet, Gedichte ausprobiert oder schlicht übermüdet ist. Meistens alles zugleich.

Der Pakt mit der Muse

Das wohl eigentümlichste an ihm ist seine Waffe – eine Klinge namens Zirps, deren wahrer Name Sazhereth lautet. Einst war sie ein spirituelles Naturwesen, doch ihr Baum wurde aus der Erde gerissen, ihr Körper verbannt in eine Waffe, ihre Seele verführt vom Prunk der Stadt. Flaum fand sie in einem verstaubten Atelier. Er hob sie auf, drehte sich mit ihr einmal um die eigene Achse und sagte lachend: „Oh, du bist aber hübsch.“ Der uralte Pakt wurde in genau diesem Moment aktiviert – durch Schönheit, Zufall und Naivität.

Seither sind Flaum und Zirps untrennbar – durch einen magisch bindenden Pakt, der so alt ist wie die Runen selbst. Es ist kein Bündnis auf Augenhöhe, auch wenn es manchmal so wirkt. Flaumirion hat keinen Einfluss auf die Bedingungen des Pakts – er kann Zirps weder ablegen noch ihr ernsthaft widersprechen, wenn sie ihren Willen durchsetzen will. Zirps hat die Autorität, ihn zur Handlung zu zwingen, selbst wenn er zögert. Und Flaum? Er kompensiert das Machtgefälle mit Charme, Theatralik und der Hoffnung, dass Zuneigung die Ketten weicher macht.

Ihre Beziehung ist von ironischer Tiefe: Sie necken sich, kritisieren sich, ignorieren sich tageweise – und sind doch durch eine emotionale Spannung verbunden, die fast romantisch anmutet. Zirps ist eitel, spöttisch, von überlegener Intelligenz. Und sie hat eine ausgesprochene Schwäche für charismatische, ein bisschen selbstverliebte Männer in grünen Umhängen – besonders, wenn sie singen können. Die beiden teilen einen Humor, der irgendwo zwischen Opernball und Doppeldeutigkeit oszilliert. Flaum hingegen ist impulsiv, aufrichtig, ein wenig theatralisch. Wenn sie streiten – über Reime, über Taktiken, über Moral – herrscht gelegentlich Funkstille. Flaum spricht dann trotzdem weiter. Manchmal, nach langer Stille, antwortet Zirps mit einem leisen, sarkastischen Flüstern.

Einmal, auf dem Marktplatz von Thralderholm, rief Flaum lautstark: „Die Muse hat gesprochen!“ und hob Zirps gen Himmel. Dabei hatte sie gerade entschieden, ihn zu ignorieren. Drei Minuten später explodierte ein Fass Schattenbier. Niemand weiß, ob es Zufall war.

Wenn Flaum zaubert, gleicht es einer Performance: Er rezitiert, gestikuliert, tanzt – selbst seine Schattenflüche haben Reimstruktur. „Schattenglanz, verwirr den Feind – mach ihn blind und herzvereint!“ Zirps' Antwort: „Das war kein Reim, Liebling.“ Und doch – ein Lächeln. Sie mag seine Unschuld. Weil sie ihre verloren hat.

Flaums Wirkung auf andere

Flaum wirkt oft jünger, als er ist. Seine kindliche Faszination für das Magische, das Skurrile, das Romantische lässt ihn fehlgeleitet wirken – und doch entfaltet sich gerade daraus sein Charme. Er flirtet unbewusst, stolpert über Anspielungen und Komplimente, als seien sie Kieselsteine. Nur wenn er will, setzt er seinen ganzen Charme gezielt ein – mit überbordender Theatralik. Seine Avancen sind dann episch – und unfreiwillig komisch. Wie der Moment, in dem er einem Paladin der Morgenröte eine Rose überreichte, sie dramatisch zerdrückte und hauchte: „So wie meine Hoffnung.“ Der Paladin antwortete nie – aber er wurde rot.

Der Preis der Leichtigkeit

Doch auch Leichtigkeit hat ihre Schatten. In einem Dorf nahe der Nebelberge versprach er einst, ein krankes Kind zu heilen – mit Licht, mit Klang, mit Geste. Es war schön. Aber es war nutzlos. Das Kind starb. Flaum stand mit glitzernden Händen da und begriff, dass Schönheit keine Garantie ist. Seither weicht sein Blick aus, wenn man ihn „Retter“ nennt.

Tief in ihm wächst der Wunsch nach Wahrhaftigkeit. Nicht nur als Zauberer, sondern als Mensch. Er will einmal wirken, ohne zu wirken. Berühren, ohne zu blenden. Ein Zuhause finden, das nicht aus Worten besteht. Vielleicht will er nicht beeindrucken – sondern bleiben.

Epilog

Und irgendwann wird er erkennen, dass Tiefe nicht nur schmerzt, sondern trägt. Dass er mehr ist als Reim und Glanz. Dass Liebe auch dann zählt, wenn niemand klatscht.

Bis dahin zieht Flaumirion weiter durch die Nebel – mit seiner Stimme, seinem Stolz und einer spöttischen Klinge, die nie ganz still ist.

Children

Fjor und Flaum verbindet vielleicht eine tiefe Freundschaft in der Zukunft?