Azelar V’Shakar
"Sprecher der schweigenden Schuppen"
Yuan-Ti • Grave Domain Cleric • Divine Order: Thaumaturge
Etwa 28 Jahre alt
Herkunft aus der Stille
Azelar wurde unter dem Namen Keshar in eine verborgene Kultgemeinschaft der Yuan-Ti geboren, in der das Fleisch als Hülle und der Tod als Tor zur Reinheit galt. Schon in seiner Kindheit wurde der Tod nicht als Verlust verstanden, sondern als Rückkehr zur Wahrheit. Als Achtjähriger stand er an der Bahre seines sterbenden Vaters und erlebte, wie der letzte Atem in vollkommener Stille entschwand. Dieser Moment veränderte ihn. Er begriff, dass Stille kein Ende ist – sondern eine Schwelle.
Mit fünfzehn trat er dem Letum-Orden bei, einer Bruderschaft, die über die Schwelle zwischen Leben und Tod wacht. Dort erhielt er seinen Ordensnamen: Azelar, "der aus der Stille spricht". Seine Gabe, die letzten Gedanken Verstorbener zu deuten, offenbarte sich früh. Sein erstes Ritual sprach er mit sechzehn. Die „Spirale aus Asche“ wurde sein Zeichen, sein Versprechen und sein Gebet zugleich.
Aussehen
Azelar trägt die Spuren seiner Herkunft wie eine zweite Haut. Seine schuppenbedeckte Haut changiert in dunklen, graugrünen Tönen, durchzogen von feinen Linien, die sich unter Licht silbrig abzeichnen. Die Augen sind schmal und bernsteinfarben, wie die seiner Begleiterin Yshrala – ruhig, abwartend, aber durchdringend. Sein Gesicht ist lang, mit hohen Wangenknochen und einem kaum wahrnehmbaren, stets lauschenden Ausdruck.
Er trägt Roben in mattem Grau und tiefem Schwarz, durchsetzt mit Fäden aus Asche und Bronze – ein Gewand der Stille. An seinem Gürtel hängen kleine Glasphiolen, ein Beutel mit ritueller Asche und ein schlichter Stab, der wie verwittertes Knochenholz aussieht. Auf seiner Stirn liegt oft ein feiner Aschenschleier, den er morgens aufträgt.
Sein Gang ist ruhig, fließend – als würde er durch Wasser schreiten, nicht durch Luft. Wenn er spricht, tut er es mit kaum bewegten Lippen, die Stimme rau wie Ruß.
Die Spirale aus Asche
Die Spirale aus Asche ist Azelars zentrales Übergangsritual – ein Symbol des Kreislaufs, das Anfang und Ende in einer einzigen Bewegung vereint. Mit gesegneter Asche zeichnet er eine Spirale auf Stirn oder Brust des Verstorbenen, beginnend von innen nach außen. Sie steht für das langsame Lösen der Seele aus dem Körper, für Rückkehr und Erinnerung zugleich. Das Ritual begleitet seine Worte, doch selbst ohne sie hinterlässt es eine Spur zwischen Welten.
„Kein Schritt wird vergessen.
Kein Wort bleibt gebunden.
Kein Atem verweht,
wenn er in Stille geatmet wird.“
„Du gehst nicht allein.
Denn wir sind Asche,
und Asche kennt den Weg.“
„Azelar spricht.
Die Schuppe flackert.
Die Flamme ruht.
Du darfst nun sinken,
in das Dunkel, das dich kennt.“
Dieses Ritual, geflüstert und begleitet von einer Aschespirale auf Stirn oder Brust des Verstorbenen, ist für Azelar nicht nur rituelle Pflicht, sondern heilige Handlung. Es ist ein Flüstern durch die Zeiten.
Worte für gefallene Feinde
Wenn Feinde fallen – ob durch sein Wirken oder durch das seiner Gefährten – senkt Azelar für einen Moment den Blick, berührt die Stirn des Toten, sofern möglich, und spricht leise:
„Dein Weg war nicht der meine. Doch nun bist du stumm, und ich höre. Die Asche nimmt auch dich.“
Vashurrak.
Doch wenn die Zeit drängt oder das Ritual nicht möglich ist, genügt ihm ein einziges Wort, leise gesprochen in die Stille: „Vashurrak.“
Diese Worte sind weder Vergebung noch Verurteilung, sondern Anerkennung der Schwelle, die jeder übertritt – ob geliebt oder gehasst.
Worte für Freunde und Gefährten
Wenn jemand fällt, der Azelar nahe stand – sei es Gefährte oder unschuldige Seele – wird seine Stimme leiser, fast tonlos. Er legt die Hand auf das Herz des Toten und spricht:
„Dein Licht hat mich berührt. Dein Schweigen wird gehört. Ich trage dich weiter, bis die Asche ruht.“
Vashurrak.
In besonders stillen Momenten, etwa bei Nacht oder fern der Schlacht, kann er hinzufügen:
„Ich war nicht bereit. Doch ich werde gehen, wie du es tatest – mit offenen Augen, und ohne Klage.“
Diese Worte tragen Trauer, aber auch Würde. Azelar kennt den Unterschied zwischen Tod und Verlust – und weiß, dass beides seinen Platz hat.
Morgen- und Abendgebet
Neben der Spirale aus Asche, seinem heiligen Übergangsritual, beginnt und beendet Azelar jeden Tag mit einem leisen Gebet – einfache Worte, tief verwurzelt im Glauben an das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod.
Morgens flüstert Azelar, während er mit den Fingerspitzen Asche über seinem Herzbein verteilt:
„Lass mich hören, was schweigt. Lass mich tragen, was vergeht. Die Stille sei mein Zeichen, der Tag mein Pfad.“
Abends, im Schatten oder unter freiem Himmel, legt er zwei Finger auf die Stirn und spricht:
„Kein Schritt war umsonst. Kein Flüstern vergebens. Ich bin Asche, und Asche kehrt heim.“
Der Riss im Glauben
Vor zwei Jahren wurde Azelar in ein Dorf entsandt, dessen Toten nicht verwesten. In einem Grabmal, das niemand errichtet hatte, fand er ein lebendes Kind. Er heilte es. Seitdem schweigt seine Gottheit.
War es Ungehorsam? Oder Barmherzigkeit?
Azelar weiß es nicht.
Er hat keine Stimme mehr vernommen – nur Träume, Zeichen, Ahnung. Eine Vision sprach: „Du hast nicht falsch gewählt. Nur früh.“ Er wandert seither ohne Auftrag, aber nicht ohne Ziel.
Der Widerspruch der Stimme
Nach außen ist Azelar kontrolliert, still, fast unheimlich gelassen. Doch in ihm tobt ein Strom aus Gedanken und Erinnerungen. Wenn niemand zuhört, spricht er – schnell, flüsternd, formelhaft. Beim Gehen, beim Richten, beim Nachdenken. Seine Ruhe ist ein Mantel, unter dem es rauscht.
Er spricht mit Tieren, als wären sie Seelengefäße – besonders mit Krähen oder Schlangen. Ob sie ihn verstehen, spielt keine Rolle: Es ist sein Weg, die Stille zu füllen.
Stets begleitet ihn eine lebendige Schlange mit dunklem Schimmer und bernsteinfarbenen Augen. Sie hört auf den Namen Yshrala – ein stilles, lauschendes Wesen, das sich meist in seinen Roben verbirgt oder um seinen Unterarm windet. Für Azelar ist sie mehr als ein Tier: eine Zeugin seiner Gebete, eine Erinnerung an seine Herkunft, vielleicht sogar eine Bote. In Momenten der Gefahr zieht sich Yshrala zurück, gleitet in die Falten seines Mantels oder verbirgt sich in der Kapuze. Nur wenn Azelar sich sicher oder geborgen fühlt, erscheint sie sichtbar, legt sich um seine Schultern oder richtet sich auf, als wolle sie zuhören. Manchmal züngelt sie unruhig, dreht sich in eine Richtung oder legt ihren Kopf an seine Wange – stumme Zeichen, dass sie etwas wahrgenommen hat, das seinem Blick entgangen ist.. Doch in ihm tobt ein Strom aus Gedanken und Erinnerungen. Wenn niemand zuhört, spricht er – schnell, flüsternd, formelhaft. Beim Gehen, beim Richten, beim Nachdenken. Seine Ruhe ist ein Mantel, unter dem es rauscht.
Er spricht mit Tieren, als wären sie Seelengefäße – besonders mit Krähen oder Schlangen. Ob sie ihn verstehen, spielt keine Rolle: Es ist sein Weg, die Stille zu füllen.
Glaube, Zweifel, Handlung
Azelar glaubt, dass kein Tod bedeutungslos ist – jedes Sterben hinterlässt eine Spur, ein Echo, das verstanden werden muss. Für ihn darf keine Wahrheit unausgesprochen mit dem letzten Atem vergehen. Wenn er spricht, dann nicht nur für die Lebenden, sondern oft auch für jene, die nicht mehr sprechen können. Und er ist überzeugt: Kein Toter soll gestört werden, es sei denn, der Ruf kommt aus der Tiefe selbst.
In seiner heilenden und begleitenden Rolle hadert er mit jedem Eingreifen. Nach jedem Segen fragt er sich im Stillen: „War ich das Werkzeug – oder der Störer?“ Er lebt nicht, um zu herrschen – sondern um zu begreifen.
Beziehungen und Schatten
Veyhssa, seine verstorbene Mentorin, lebt in seinen Ritualen fort. Ihre Schale aus Obsidianasche trägt er bei sich wie einen leisen Talisman der Erinnerung.
Bruder Rassien, ein Ordensrival voller Zweifel und Dogmatik, hinterfragt Azelars Handlungen und Auslegung immer wieder – nicht aus Bosheit, sondern aus einem tiefen Misstrauen gegenüber der Abweichung vom Pfad.
Und dann ist da das Kind aus dem Grab – lebendig, verletzt, namenlos. Azelar heilte es entgegen dem Willen seiner Gottheit. Es lebt irgendwo in dieser Welt, und Azelar weiß nicht, ob es sein größter Fehler war – oder der Anfang von etwas, das größer ist als der Letum-Orden.
Sprachstil und Gestik
Wenn Azelar spricht, dann mit Bedacht. In Gesellschaft wählt er seine Worte wie Segensformeln: langsam, rituell, beinahe zeremoniell. Doch in Momenten der Einsamkeit ist seine Sprache eine andere – flüsternd, bruchstückhaft, manchmal gehetzt, als müsse er die Gedanken bannen, bevor sie entweichen.
Seine Gesten sind ebenso kontrolliert wie bedeutungsvoll: Er zieht die Hände oft in die Ärmel, senkt leicht den Kopf beim Hören, als lausche er zwischen die Worte. Wenn er denkt, tippt er sich zweimal mit den Fingerspitzen an die Stirn – eine Geste, die zwischen Gebet und Gedächtnis schwankt.
Aschenbeutel & Artefakt
In einem kleinen, ledernen Beutel trägt Azelar feine, gesegnete Asche aus mehreren Ritualorten – eine Mischung aus zermahlenem Knochen, verbrannten Kräutern und schwarzer Erde. Die Asche dient ihm als Medium, um kleine Schutzkreise zu ziehen, Zeichen auf Stirn oder Brust zu malen oder Gebete zu verstärken. Der Beutel selbst ist unscheinbar, doch das, was er enthält, ist heilig – und persönlich.
Geheimnis & Wunsch
Azelar besitzt ein verborgenes Fragment aus dem Buch der "Umkehrung der Spirale" – einer verbotenen Lehre über den Rückruf der Toten.
Und in seinen Träumen steht er in einem Garten, nicht als Priester, sondern als stiller Gärtner.
Ein Leben in Frieden. Vielleicht jenseits der Schwelle. Vielleicht nie.
Er trägt eine alte Schlangenhaut bei sich, die keinerlei heilige Bedeutung besitzt – nur Erinnerung an das, was er hinter sich lassen musste.
Unausgesprochene Sehnsüchte
Azelar beneidet einfache Gespräche, Lachen am Feuer, ungezwungene Berührungen. Er weiß nicht, wie man dazugehört. In Gruppen sucht er instinktiv die Nähe zu jenen, die sorglos wirken – aber verstummt, sobald er sprechen will. Liebe verwechselt er mit Ehrfurcht oder Schuld. Er sehnt sich nach Verbundenheit, doch fürchtet, sie könnte ihn schwächen.
Fehlbare Momente
Einst versuchte Azelar, einen alten Fluch zu brechen, der einen Mann an das Leben band. Doch das Ritual schlug fehl – die Seele glitt an einen falschen Ort, und der Körper verdorrte zu schnell. Seitdem meidet er Erdbestattungen. In Gesprächen mit Totengräbern ist er auffällig kurz angebunden. Es ist ein stiller Schatten, den er nicht ablegen kann.
Spielweise und Verhalten im Kampf
Azelar ist kein Frontkämpfer. Er bewegt sich meist am Rand des Geschehens, beobachtet mit ruhigem Blick, wägt jedes Eingreifen sorgfältig ab. Wenn der Kampf beginnt, spricht er leise – Worte wie Splitter: Segensformeln, Warnungen, Bitten an das Unsichtbare. Seine Bewegungen sind kontrolliert, beinahe meditativ, selbst wenn er Wunden schließt oder das Unsichtbare zurückweist.
Er schützt jene, die gefallen könnten, nicht durch Rufen, sondern durch vorausschauende Geste. Manchmal steht er still, als lausche er auf etwas jenseits des Schlachtfelds – und genau in diesem Moment fällt sein Eingriff wie ein Schnitt durch Nebel: gezielt, durchdringend.
Er spürt instinktiv, wenn ein Leben am Kippen ist – ein Zittern im Klang, ein Moment des Ungleichgewichts. In solchen Augenblicken wird seine sonst ruhige Gestik plötzlich zielgerichtet und sicher. Ein einzelner Schritt, eine erhobene Hand – und die Schwelle wird verschoben.
Nicht alle Bedrohungen sieht man. Azelar hat ein Gefühl für das Verborgene – für Schatten, die tiefer sind als Licht erlaubt. Yshrala züngelt nervös, wenn sich etwas Unsichtbares nähert. Er folgt ihrem Blick, liest in ihren Bewegungen wie in einer Schrift aus Bewegung.
Er meidet Konfrontation, doch seine Magie kann Fesseln sprengen oder das Leben am Rande des Todes halten. Wenn ein Verbündeter taumelt, ist Azelar oft schon da, spricht in einer fremden Zunge, berührt Stirn oder Brust mit Asche und ruft das Flackern zurück ins Fleisch.
Mit jedem neu gewonnenen Grad seines Weges ändert sich etwas in seinem Blick – nicht kraftvoller wird er, sondern tiefer. Als würde er etwas sehen, das andere noch nicht erkennen. Manchmal erscheint nach einem solchen Wandel ein neues Zeichen auf seiner Haut, eine Linie aus Schuppen, die vorher nicht da war. Oder Yshrala wirkt wacher, ruheloser, als würde auch sie mitwachsen.
