Die Städte Durvalkars

Die unterirdischen Städte – die sogenannten „Vur“ – und die einzige oberirdische Zwergensiedlung, Khol Daral, verkörpern die gesamte Spannweite der zwergischen Zivilisation in Durvalkar. Hier, im Schutz des Gesteins, hat sich ein Reich entwickelt, das in streng gegliederten Kasten, weit verzweigten Handelsrouten und akribisch gepflegten Traditionen wurzelt. Jede dieser Städte ist ein Mosaikstein, der ein anderes Element zwergischen Daseins repräsentiert: Von rauen Schmiedehallen über gelehrte Bibliotheken bis hin zu diplomatischen Kontoren in der Fremde. Gemeinsam bilden sie ein unterirdisches Imperium, in dem Stein und Erz, Ahnenkult und Pflichterfüllung den Rhythmus des Alltags bestimmen.


Khol Daral – Das strahlende Tor zur Oberfläche

Lage und Bedeutung:
Khol Daral ist ein Unikum: die einzige größere oberirdische Siedlung der Zwerge in Durvalkar. Sie erhebt sich am Rand der Frostlande, halbwegs geschützt von zackigen Bergrücken, aber doch dem rauen Nordwind preisgegeben. Einst, so flüstern die Mythen, soll der gesamte Kontinent von „Khol“-Städten bedeckt gewesen sein, lange vor der Zeit der untergegangenen Prythaniäner. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, und niemand – weder Zwerg noch andere Völker – kann sich ein solches antikes Imperium tatsächlich vorstellen. Khol Daral ist der letzte Außenposten dieser alten Legenden.

Aufgaben und Bevölkerung:
Die Stadt dient als Forschungsstation und diplomatischer Knotenpunkt an der Oberfläche. Händler, Gelehrte und Diplomaten fremder Reiche nutzen Khol Daral, um in Kontakt mit den Zwerge Durvalkars zu treten, ohne tief unter die Erde steigen zu müssen. Hier treffen also kalter Wind und neue Ideen aufeinander: Scholaren studieren alte Artefakte, Diplomaten handeln Verträge aus, Händler tauschen Waren. Für die Zwerge selbst ist Khol Daral vor allem ein Ort des Austauschs, ein Fenster in die Welt der Oberflächenreiche.

Die Legion der Schwarzen Hand:
Doch Khol Daral ist nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch ein Vorposten am Rande gefährlicher Gebiete. Nahebei lauert die sogenannte „Bleiche Stadt“, eine düstere Ruine aus vergangenen Zeiten, aus der in regelmäßigen Abständen untote Kreaturen hervorströmen. Um diese Bedrohung zu bekämpfen, hat sich die „Legion der Schwarzen Hand“ formiert. Diese Einheit ist anders als die regulären Militärverbände: Sie besteht vor allem aus Kastenlosen, die sich hiermit die Möglichkeit erkaufen, ihren Nachkommen eine bessere Zukunft zu sichern. Denn wenn ein Kastenloser der Legion beitritt, wird sein künftiges Kind durch Adoption in eine Kaste aufgenommen, als hätte es die niedere Herkunft nie gegeben.

Die Legion der Schwarzen Hand wird als Selbstmordtruppe betrachtet. Ihre Kämpfer wissen, dass sie früher oder später im Kampf gegen die Untoten sterben werden. Doch genau dieser Opfermut, dieses bedingungslose Sterben für das Volk, genießt bei den Ahnen höchsten Respekt. Wer in der Legion fällt, wird in den Hallen der Ahnen besonders geehrt, als hätte man in einem einzigen, blutigen Einsatz ein ganzes Leben wertvoll gemacht. Ohne diese Opferbereitschaft wäre Khol Daral den Horden der Bleichen Stadt vielleicht längst erlegen, ebenso wie Vur Khimyar, das eng mit Khol Daral verbunden ist.


Vur Vondan – Das offener gestimmte Tor zum Handel

Lage und Charakter:
An den südwestlichen Ausläufern der Schneekuppen, an einer natürlich geschützten Felsbarriere, liegt Vur Vondan, die Stadt, die Durvalkar am nächsten an die Reiche der Herzlande heranrückt. Durch ihre Lage nahe der Grenze zu Calvëndar ist sie für zwergische Maßstäbe erstaunlich aufgeschlossen. Manchmal werden fremde Waren, Münzen und Ideen akzeptiert – wenngleich stets unter wachsamen Augen. Doch in der starren Hierarchie Durvalkars hat die Offenheit einen Preis: Vur Vondan gilt als weniger angesehen, da sie ein Ort der Dienerkaste ist.

Gesellschaft und Handel:
Die meisten Bewohner von Vur Vondan gehören zur Dienerkaste, die hier ihre Arbeit verrichtet, um Handelsströme in geordnete Bahnen zu lenken. Diese Kaste hat geringen sozialen Status und geringe politische Relevanz. Doch sie hält den Handel zwischen Durvalkar und Calvëndar am Laufen. So ist Vur Vondan ein wichtiger, wenn auch unglamouröser Ort, an dem Kisten gepackt, Verträge geprüft und Wagen beladen werden.


Vur Thorum – Im Herzen des Schmiedefeuers

Lage und Atmosphäre:
Weit im Nordwesten, tief in einem gewaltigen Gebirgsmassiv, liegt Vur Thorum. Hier herrscht das Dröhnen von Hämmern auf Ambossen, das Fauchen der Schmiedefeuer, der Geruch von heißem Metall und der Klang grober Befehle. Die Berge über Vur Thorum sind hoch, eisig und unerbittlich – genau wie der Anspruch dieser Vur an ihre Bewohner.

Schmiede- und Kriegerkaste:
In Vur Thorum leben vor allem Schmiede und Krieger. Die Schmiedekaste sorgt dafür, dass Durvalkar unübertroffene Werkzeuge, Waffen und Rüstungen besitzt. Das harte Leben in den Tunneln, die unwirtliche Umgebung und der militärische Drill haben Vur Thorum zudem zum militärischen Ausbildungszentrum gemacht. Riesige Hallen dienen als Exerzierplätze, auf denen Rekruten in Kampfformationen gedrillt werden. Krieger lernen hier nicht nur, den Hammer zu führen, sondern auch Disziplin, Gehorsam und Ehre gegenüber den Ahnen. Vur Thorum ist damit der Stahlkern Durvalkars – hart, rau und furchteinflößend.


Vur Khimyar – Die flüsternden Hallen des Wissens

Lage und Bedeutung:
Im hohen Norden der Frostlande erstreckt sich Vur Khimyar, nah an Khol Daral, dem Außenposten an der Oberfläche. Durch diese Nähe findet ein reger Austausch von Wissen statt. Vur Khimyar ist die Heimat der Gelehrtenkaste, ein Ort, an dem Pergamente rascheln, Federn kratzen und in stummen Sälen seltene Manuskripte studiert werden. Die Halle der Ahnen, ein Archiv, in dem kostbare Schriften, Runenplatten und chronistische Zeugnisse lagern, bildet das intellektuelle Herz Durvalkars.

Kosmopolitisches Zentrum unter der Erde:
Wenn es so etwas wie kosmopolitische Offenheit unter Zwergen gibt, dann hier. Botschafter fremder Völker kommen, um Einsicht in alte Texte zu erbeten, Scholaren aus anderen Reichen studieren verborgene Runen, und Diplomaten verhandeln in Räumen, die von tiefem Wissen erfüllt sind. Vur Khimyar ist der neuralgische Knotenpunkt der Steinwege: Von hier aus führen Pfade zu allen wichtigen Vur, und man kann den Puls des Reiches förmlich fühlen. Die Nähe zu Khol Daral ist dabei ein Segen: Wissen, das an der Oberfläche entdeckt wird, findet schnell seinen Weg in die Tiefen und wird von den Gelehrten sorgfältig konserviert.


Vur Burim – Der Thron der Macht und der Abgrund der Verlassenen

Lage und Funktion:
Im Nordosten, tiefer in die Frostlande versetzt, liegt Vur Burim – die Hauptstadt Durvalkars. Hier sitzt der König, hier tagt die Versammlung des Steines, in der Adel und Priesterschaft über das Schicksal des Reiches entscheiden. Vur Burim ist ein Ort der Autorität und Pracht, wo die adelige Kaste ihre Residenzen unterhält. Die Hallen sind gewaltig, verziert mit Statuen, Fresken und Runen, die die glorreiche Vergangenheit widerspiegeln.

Oberflächenzugang und Diplomatie:
Vur Burim verfügt über einen isolierten Oberflächenzugang, der jedoch nur selten genutzt wird, vielleicht alle paar Jahre. Wenn der König es erlaubt, können fremde Herrscher oder auserwählte Diplomaten die Stadt betreten, doch dies ist ein Privileg, das mancher Außenweltler nie in seinem Leben erlebt. Gleichzeitig haben die Zwerge vor wenigen Dekaden einen neuen Steinweg zum Gletscherbund geschlagen. Dieser erleichtert den Handel mit Nahrung und Luxusgütern, denn der zivilisierte Teil des Gletscherbundes liefert seltene Pelze, Kräuter oder andere Köstlichkeiten. Im Gegenzug bieten die Zwerge feinste Metallarbeiten oder seltene Mineralien.

Die „Stadt der zerbrochenen Steine“:
Doch unter der glänzenden Fassade der Hauptstadt verbirgt sich ein düsterer Ort: In den tiefen Unterwegen unter Vur Burim liegt die sogenannte „Stadt der zerbrochenen Steine“, ein Labyrinth aus verworfenen Gängen, Einsturzstellen und finsteren Nischen. Hier kauern Kastenlose, Kriminelle und Gescheiterte, jene, die kein Platz im strengen System Durvalkars hat. Es ist ein Ort der Verlorenheit, an dem schmutzige Geschäfte, Heimlichkeiten und bittere Armut regieren.


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