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Zauberei

Schwester der Alchemie

In ihrem Kern ist die Zauberei nichts weiter als das Gewinnen und Lenken von Energie aus dem Aether.
Anmerkung: Der Aether ist jene ungreifbare Substanz im Raum zwischen den materiellen Dingen, welche das Licht leitet, die reinste und mächtigste Energiequelle die in der Alchemie bekannt ist.
Die Zauberei ist somit streng genommen eine Wissenschaft, eine Spezialisierung der Alchemie. Sie zu studieren ist eine durch und durch intellektuelle Angelegenheit, frei von Spiritualismus, die dem Verstand ebensoviel abverlangt wie der Geduld und der Zähigkeit des Willens. Sie ist streng und exakt und wie jede wahre Wissenschaft unterwirft sie sich, zumindest theoretisch, den Gesetzen der Wiederholbarkeit, der Kausalität und des geschlossenen Energiekreislaufs. Dies bedeutet konkret, dass jeder Zauber folgende Bedingungen erfüllt:
  • Wird es und seine Bedingungen ins kleinste Detail wiederholt, so wird das Ritual stets das gleiche Resultat bringen. Darin unterscheidet sich die Zauberei im Wesentlichsten von der Hexerei und der Druidenmagie, welche nur begrenzt bis gar nicht dupliziert werden können
  • In der Zauberei passiert niemals etwas zufällig. Für jede Wirkung muss es eine Ursache geben.
  • Von nichts kommt nichts. Je größer der gewünschte Effekt, desto mehr Energie muss aus dem Aether gezogen werden. Der nötige Aufwand scheint sich dabei exponentiell zu steigern.

Die Zauberei ist bei weitem die schwierigste und komplizierteste Disziplin in der Alchemie und die Wenigsten Alchemisten nehmen das beschwerliche und langwierige Studium der Zauberei auf. Es dauert bis zu zwanzig Jahre bis ein Zauberer die Fundamente der Kunst so weit versteht, dass er sich gefahrlos an die Umsetzung wagen kann und, sagen wir, einen Gegenstand herstellen kann, dem eine Zauberwirkung inne wohnt. Das Studium der Zauberei ist somit seit Alters her nur einer kleinen Elite der Wohlhabenden und Klugen vorbehalten und daran wird sich auch in der Zukunft nie etwas ändern können, selbst wenn sie sich dereinst aus den Zügeln der Politik und der Religion lösen sollte.

Kutten, Kreise und Kristalle

Die Zauberei könnte unter den drei großen Schulen die verlässliche, verständliche und die zugängliche, sein. Die vernünftige Schwester der emotionalen Chaotin und der religösen Eiferin. Jedoch ist die moderne Zauberei so undurchschaubar wie nie zuvor. Überladen von zeremoniellem Pomp, aufgebläht mit redundanten, verwirrenden und verschleiernden Prozeduren, eine Aufwerfung unnötigen Ballastes, Rauch und Schall. Wie kommt es, dass selbst die studierten Zauberer die traditionellen Rituale nicht mehr durchschauen und Wissenschaft nicht von Theater unterscheiden können?
Es gibt einen Grund, warum die Zauberei die arkane Kunst genannt wird. Arcanum - das Geheimnis. Die Magie ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug und wie alles, was Einfluss und Macht gewährt verbleibt es in den Händen einiger weniger, die es eifersüchtig hüten. So halten Zauberer ihre Erkenntnisse seit jeher geheim, teilen sie nur mit ihren wenigen Schülern oder nehmen sie mit ins Grab. Doch ein gewitzter Zuschauer müsste sich nur genau einprägen, was der Zauberer tut und sagt um das mühevoll zusammengestellte Kunstwerk zu reproduzieren oder zumindest an andere Zauberer zu verbreiten. Ein Spion, ein Auftraggeber, ein disloyaler Schüler, jeder könnte die wertvollen Zauber stehlen. So begannen die Zauberer ihre Rituale mit Füllwerk zu erweitern. Ein Zauber benötigt einen Kreis aus dichtem Kohlestaub? Zeichnen wir ein kompliziertes Gebilde aus konzentrischen Kreisen, Dreiecken, Symbolen und Schmuckwerk. Schon ist das Ganze schwieriger zu stehlen und zu durchschauen. Ein Kristall? Warum nicht fünf, derer vier nichts zur eigentlichen Wirkung beitragen, sondern nur einen Lichtkegel um die Wirkstätte legen. Das Ausschmücken und ausbauen ihrer Rituale durch unnötige Effekte und Blendwerk wurde in der Blüte der vorchristlichen römischen Republik zu einem regelrechten Wettstreit. Zauberer übertrumpften sich mit ausgefallenen und immer komplizierteren Wegen ihre Werke zu verkomplizieren. Dabei ging es schon längst nicht mehr um Geheimhaltung, sondern auch um Ästhetik, um Spektakel oder um eine Aura von Mystik.
Bunte Kreide, Kerzen und Räucherschalen gehörten bald zur Standardausrüstung der Zauberer, die ihre persönlichen Kreationen dann oft nur mit all ihrem persönlichen Flair an ihre Studenten weiter gaben, die wiederum ihre eigene Note hinzu fügten - und noch immer hüteten sie sich die tatsächlich wirksamen Bestandteile preis zu geben.
Die Fundamente der Zauberei gingen verloren. Rationale Eleganz verschwand unter Blendwerk.


Christliche Wunderwirkung

Mit dem Triumph des Christentums unter Kaiser Sporadianus, der sich zu Konstantinius taufen lies, begann schließlich die endgültige Wandlung der Zauberei von Wissenschaft zu Spiritualität. Gebete und Sakramente wurden zum festen Bestandteil der Zauberei. Zauberer hatten schon zuvor begonnen ihre Kleidung in ihre Rituale einfließen zu lassen, etwa durch spezielle Kopfbedeckungen, Zepter und Goldfäden in ihren Gewändern, die während der Prozedur Energie leiteten, nun wurden die golddurchwirkte Zauberrobe, das Kruzifix und die Dornen gekrönte Zauberermütze zum festen Bestandteil eines jeden Zaubers, denn seit Konstantinus dürfen Zauber nur noch gewirkt werden, wenn sie in prominenter Rolle eine Anrufung des einen Gottes oder die Ikonographie des Heilands Jesu Christi enthielten. Und natürlich wurden auch in diesen Gesängen und Artefakten die wirksamen Bestandteile der Zauber verpackt oder die alten Zauber soweit möglich umgeformt um ihnen zu entsprechen.
Kurz nach der Krönung des ersten Kaiserpapstes anno primo imperiali, im ersten Jahr des katholischen Kaiserreiches, erklärte das vatikanische Konzilium die Lehre der Zauberei nach dem Sinne der Alchemie als Ketzerei. Nach der neuen katholischen Lehre wird den christlichen Wunderwirkern bei ihren Zeremonien die göttliche Gnade zuteil. Alle anderen Formen von Magie, selbst die Wunderwirkung durch Ungeweihte, seien sie noch so fromm ist frevlerisch und unrein. Trügereien des Teufels um die hochmütigen Narren zu blenden, ziehen sie unweigerlich die Verdammnis der Seele nach sich.

Nigromantie

Trotz des päpstlichen Verbotes gibt es natürlich immer noch freischaffende Zauberer und Studenten des Arkanen. Diese alte Zauberei wird schwarze Kunst genannt, oft auch mit der Hexerei und der Druidenmagie in einen Topf geworfen. Auch Alchemisten wandern stets auf einem gefährlichen Grad zur schwarzen Kunst. Allein die Erforschung des Aethers, über den wir so wenig wissen, reicht um der Nigromantie angeklagt zu werden.
Unter den illegalen Zauberen gibt es einige, die sich wohl zum Trotze gegen das Verbot und die neue Lehre voll in den Ruf der teuflischen Kunst hinein lehnen. Sie kleiden sich schwarz, benutzen in ihren Zaubern Schädel, geschändete Kreuze und die Symbole der Teufel. Sie gebaren sich in ihren Ritualen wie grausige Dämonen, manche trinken Blut oder sie entleiben sich gar um ihren Zauber zu vollenden. Es gibt Stimmen unter den Bewahrern, die in diesen Gruppen mehr als kindische Rebellion sehen, nämlich einen Versuch der Kirche das Bild der schwarzen Kunst in den Köpfen weiter zu festigen und die Angst vor der Zauberei zu schüren. Denn ein derart nützliches Werkzeug kann man den Menschen auf Dauer nicht verbieten ohne in ihren Köpfen Furcht vor dem Werkzeug selbst zu entfachen, denn die Furcht vor weltlicher Strafe allein reicht nicht aus. Diese Vermutungen stützen sich jedoch auf keinerlei Indizien. Es ist ebenso denkbar, dass es sich um tatsächliche satanische Kulte handelt, doch warum ihre Existenz erst mit dem Verbot der Zauberei ins Licht der Öffentlichkeit rückte ist fraglich.

In steter Bestrebung nach Wissen und Wahrheit schrieb euch dies
Wilhelmina zu Grettensthrong, Scriptorin des Bundes der Bewahrer, Sommer Anno Imperiali 1172
Quelle
Archiv der Bewahrer


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