Druidenmagie
Geschenk der Natur
Die Druiden sind überzeugt, dass der Menschen nicht das Recht habe sich Magie aus der Natur nehmen. Dies stellt sie in einen herben Gegensatz zu den Zauberern, die Energie aus dem unerforschten Aether ziehen. Für die Druiden muss dies einem hochmütigen Frevel gleichkommen. Sie dagegen bekommen ihre Kraft von den Naturgeistern verliehen, die sie verehren. Es handelt sich ihrer Ansicht nach wohl nicht um einen Pakt, sondern um ein religiöses Ereignis.Ihr Bezug zur Magie ist daher auch ein völlig anderer zu dem der Hexen, denen sie angeboren ist. Druiden scheinen einen ehrfürchtigen Umgang mit ihren Fähigkeiten zu pflegen, der es ihnen untersagt sie für mondäne Zwecke des Alltages zu gebrauchen.
Ihre Götter scheinen auf den ersten Blick der römischen Heiligenverehrung üblich, doch anders als diese sind es nicht die Hüter des Flusses, die Patronin der Hirsche oder der Gebieter des Donners, die verehrt werden. Es sind der Donner, der Fluss und die Hirschkuh selbst, die mit ihnen Zwiesprache halten. Einige Gelehrte sind der Auffassung, dass die Erscheinungen die Augen und Ohren der Natur selbst seien, womöglich beseelt vom heiligen Geist. Ich selbst bin der Ansicht, dass die wahren Herrscher der Wälder so furchterregend sind, dass die Druiden nicht direkt mit ihnen in Kontakt stehen, sondern mit ihren Boten und Geistern.
Mit Leib und Seele
Wie auch immer ihre Beschaffenheit, die Druiden nutzen ihre Magie jedenfalls um den Willen dieser Geschöpfe zu ergründen und umzusetzen.Druide zu sein ist eine Lebensart. Sie lernen und lehren bis ins Reife Alter und dienen ihrer Überzeugung bis zum Tod.
Ihre Gewandtheit in der Rhetorik, ihr Naturwissen und ihre Weisheit sollen unübertroffen sein, geschätzt und geachtet selbst von den alten griechischen Denkern. Nichts davon wird jemals aufgeschrienen, auch heute noch im modernen Zeitalter des Pergamentes und der Bücher werden die Naturlehren, die Philosophien und geheimen Rituale nur mündlich weitergegeben. Sie scheinen die Schrift regelrecht zu verachten, in manchen ihrer Gemeinschaften gilt gar den Namen oder das Abbild eines lebendigen Tieres in totes Material zu bannen als Frevel. Das mag erklären, warum sich ihre Kunst auf verschlungene Knotenmuster und groteske Abstraktion beschränkt.
Zwar gehen sie auf die Jagd, schlagen Holz, pflücken Beeren und leben von der Natur, doch geschieht dies stets mit Gebet und rituellem Dank. Ihre Toten gedenken sie nicht mit Grabmälern, sondern geben sie der Erde zurück, auf dass die Bäume oder Tiere dort Nahrung und Nährboden finden.
Im Austausch für seine Ehrerbietung hat ein Druide die Herrschaft über die Natur, von Stein und Baum zum lebendigen Fleisch. Sie sollen sich besonders auf den Gestaltwandel verstehen, die Mehrung der Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanze, auf Heilung, die Reinigung von allen Einflüssen der Magie, auf prophetische Vorsehung und sie sollen in der Lage sein mit den Tieren und Pflanzen zu sprechen.
Bäume sind ihnen besonders heilig. In ihrem Schatten pflegen sie rituelle Bankette und berauschen sich an allerlei Pilz und Kraut. Auch berichtet man von allerlei grausigen Opferzeremonien, Erbe ihres barbarischen Heidentums. Menschenopfer werden mit Mistelpollen, Eicheln oder anderen Samen gefüttert und gestopft und auf den heiligen Hain geführt, wo man sie am Boden festpfählt. Pflanzen wachsen den Unseligen aus allen Körperöffnungen, Blätter, Knospen, Triebe wuchern bis aus ihren Leibern ein Baum gewachsen ist, der seltsame Augenmale am Stamm trägt. Womöglich damit ihre Gottheiten durch sie in den Hain sehen können.
Sie sehen sich als Hüter einer natürlichen Ordnung. Wer zu ihnen kommt mit einer Verletzung durch Unfall, durch böswillige Menscheneinwirkung oder "unnatürliche" Magie, dem wird Heilung und Reinigung zuteil. Wer aber versucht sich eines natürlichen Todes durch Krankheit oder Alter zu entziehen, wird abgewiesen.
Nun darf man nicht glauben, die Druiden wären friedfertige Weise und Ärzte. Um heilige Orte zu schützen und um die natürliche Ordnung zu wahren greifen die seit je her auch zur Gewalt. Jedoch braucht sich niemand, der ihren Wäldern fern bleibt vor ihnen zu fürchten.
Schriften, wie die des Tracius im ersten Jahrhundert des Reiches zeugen davon, dass Druiden nicht mehr im Stande sind ihre Magie zu wirken, wenn sie sie für ihre eigenen Zwecke benutzen. Zu dieser Zeit stachelten die Druiden die keltischen Stämme zum Aufstand gegen das römische Reich an und stellten sich ihnen mit ihrer Magie im Kampf zur Seite. Tracius beschreibt höhnisch die Wirkungslosigkeit ihrer Praktiken, was im frappierenden Gegensatz zu früheren Berichten steht, in denen die Druiden ganze Legionen an der Beschädigung heiliger Wälder hinderten. Der Schluss liegt nahe, dass die Druidenmagie tatsächlich nur im Sinne der Naturgeister zu ihrer vollen Anwendung gebracht werden kann von denen sie verliehen wird.
Fall und Rückzug
Die Blüte ihrer Macht erfuhren die Druiden sicherlich in den Jahrhunderten der vorgeschichtlichen Barbarei. Zwar hauptsächlich Lehrer, Heiler und Priester hatten die Druiden in der keltischen Gesellschaft einen Status der nur von wenigen Herrschern übertroffen wurde. Ihrem Rat und ihrem Urteil wagte sich kaum ein Kriegsherr zu widersetzen, ja oftmals waren sie auch selbst Herrscher. Sie fungierten als Schiedsmänner in Streitigkeiten von einfachen Verbrechen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Man berichtet sogar von weiß gewandten Männern und Frauen, die seelenruhig zwischen den bereits gezückten Speeren zweier Armeen hindurch gingen und den Streit ohne Blutvergießen beilegten, so groß war ihr Einfluss.Ihr Glanz begann zu verblassen als die römische Zivilisation die keltischen Stämme berührte und mit ihr die Zauberei, die sich ohne die Einschränkungen der Naturgötter wirken lässt. Mit der Befriedung Galliens verloren die Druiden schließlich ihre politische Macht vollständig. Sie wehrten sich vehement gegen die Römer, deren Praktiken der Zauberei ein Frevel gegen die Götter der Natur darstellten. Jedoch blieb ihnen am Ende nichts anderes übrig, als sich tief in die Herzen ihrer Wälder zurückzuziehen um der Verunreinigung ihrer Kultur und ihrer Magie durch die fremden Einflüsse zu entgehen. Selbst heute noch werden sie in ihrem Exil von den katholischen Kaisern weitgehend in Ruhe gelassen, sodass ihre Lebensweise, ja gar ihre Existenz in Legenden und Märchen zu versinken droht. Auch meine Berichte stützen sich zumeist auf die Aufzeichnungen der vorchristlichen römischen Dichter und alte Überlieferungen. Die Inquisition straft zwar alle Formen unchristlicher Magieausübung, doch stehen Druiden nicht sehr weit oben in ihrer Priorität. Zumal sie ihre Wälder nicht verlassen und auch nicht auf die gleiche Weise aufgespürt werden wie Hexen, da ihnen ihre Magie nicht inne wohnt.
Erbe der Mambo
So abgeschieden die Druiden auch leben, es flüchten sich immer wieder Hoffnungslose und Verzweifelte in ihre Wälder, wo die, die gewillt sind ihrer Lebensweise zu folgen in ihre Klans aufgenommen werden. Besonders hervorzuheben ist hierbei der große Sklavenaufstand von anno 977, bei dem es einer Tausendschaft schwarzhäutiger Sklaven gelungen war aus dem Kernreich zu fliehen. Einige davon müssen sich in die Wälder der Druiden durchgeschlagen haben, denn seither erzählen Berichte von dunkelhäutigen Druiden in den südlichen Wäldern. Die Naturgeister werden in diesen Klans zum Beispiel oft als Loa bezeichnet, ein Wort aus dem schwarzen Kontinent. Im Gegensatz zu den Druidenklans im hohen Norden benutzen diese im Süden auch Fetische aus Tier und Pflanzenteilen mit Symbolcharakter in ihren Riten. Dies führt dazu, das sie im Volksglauben oft mit den Hexen vermengt werden. Schlussendlich hat sich die Kultur dieser Druiden also doch noch gewandelt und es ist meine Überzeugung, dass sie sich weiter wandeln wird oder eines Tages tatsächlich ins Reich der Geschichten verschwunden sein wird. ~ von Wilhelmina zu Grettensthrong, Bund der Bewahrer, Winter Anno Imperiali 1172
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