Flussdrache
Die Begegnung am Wurmsee
Eines Morgens, als ich mich aufmachte, um die stillen Gewässer des Wurmsees zu besuchen, bereitete ich mich wie üblich vor: ohne Netz, ohne Ruten, nur mit der Hand und der uralten Technik, die Fische zum Beißen zu bringen. Es ist ein Trick, den nur ich wirklich beherrsche – die Kunst des Wurm-Imitierens. Ich tauchte meine Hand ins Wasser und ließ meine Finger zucken wie ein Wurm. Dieses Ritual hat mir schon den ein oder anderen großen Fang eingebracht, doch an jenem Tag sollte mein größter Kampf beginnen. Plötzlich verspürte ich einen gewaltigen Ruck. Das Wasser begann zu brodeln und aufzuwallen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich wusste sofort, dass ich etwas anderes gefangen hatte als die gewöhnlichen Fische, die im Wurmsee schwimmen. Ein Wesen von enormer Kraft und Größe zog an meiner Hand, ein Kampf, der all meine Stärke fordern würde.Beschreibung des Flussdrachens
Der Flussdrache – so nenne ich ihn, denn nichts anderes könnte ein solches Geschöpf beschreiben – tauchte aus dem Wasser auf, und sein Anblick raubte mir den Atem. Sein Körper war geschmeidig und lang wie der eines Lindwurms, doch seine Haut glitzerte im Licht des Morgens in Schuppen, die sowohl die Farben des Wassers als auch des Schlammes widerspiegelten. Er war von beeindruckender Länge, sicher doppelt so lang wie ich selbst, und sein Kopf ähnelte dem eines großen Raubfischs, mit einem Maul voller scharfer Zähne. Seine Augen waren tief und wachsam, als er mich anblickte, und ich spürte, dass dies kein gewöhnliches Wesen war. Sein Atem schien das Wasser um uns herum in feinen Nebel zu verwandeln, und er besaß eine Kraft, die das Wasser selbst zu kontrollieren schien. Doch ich, Anquillus, ließ mich davon nicht beeindrucken.Der Kampf
Der Flussdrache griff an, und ohne zu zögern umfasste ich seinen schuppigen Leib mit beiden Händen. Es war ein erbitterter Kampf, Mann gegen Bestie, und das Wasser spritzte in alle Richtungen, als wir miteinander rangen. Seine Flossen peitschten das Wasser, seine Zähne schnappten in meine Richtung, doch mit bloßen Fäusten und eisernem Willen wehrte ich mich. Ich kämpfte mit einer solchen Entschlossenheit, dass selbst die Wellen des Wurmsees für einen Moment zu erstarren schienen. Als es mir schließlich gelang, das Biest zu überwältigen, schob ich es ans Ufer. Doch bevor ich es genauer betrachten konnte, löste es sich wie ein Schatten im ersten Sonnenlicht auf – als ob es nie da gewesen wäre.Beweise für die Existenz des Flussdrachens
Nun mag es jene geben, die behaupten, meine Geschichte sei ein Hirngespinst, dass der Flussdrache eine Einbildung oder eine Übertreibung sei. Doch ich, Anquillus, weiß, was ich gesehen und erlebt habe. Manch einer hat am Ufer des Wurmsees Kratzspuren und umgestürzte Steine gefunden, die von meinem Kampf erzählen könnten, doch die Bestie selbst hat sich in die Tiefen zurückgezogen – oder in das Reich der Legenden. Auch wenn der Flussdrache ein scheues Wesen ist, glaube ich, dass er immer noch dort draußen ist, tief verborgen in den Gewässern des Wurmsees, darauf wartend, eines Tages erneut herauszufordern, wer den Mut besitzt, ihm zu begegnen.Anquillus
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