Wolkenpfad-Tränke
Wendelin flüsterte Clara etwas ins Ohr, die daraufhin die lederne Tasche öffnete und jedem zwei kleine Fläschchen mit einem Zettel um den Hals in die Hand drückte. Eines glitzerte golden und das andere leuchtete in einem Gemisch aus pink und schwarz. "Bevor wir hinein gehen, sollten wir einen Schluck davon nehmen.", wobei der Bücherdrache auf die purpurne zeigte und das Siegel auf dem Zettel auf die seitliche Plompe drückte, um die Flasche zu öffnen. "Wofür ist das?", wollte Moritz wissen, während er den Deckel entfernte, eine Duftprobe nahm und sofort wieder zurückwich. "Das stinkt ja erbärmlich!" Wendelin stützte wie immer seine kleinen Ärmchen in die Seite: "Glaube mir, du willst da drin bestimmt nicht einschlafen, geschweige denn sterben. Das hilft dir dabei, wach zu bleiben!" ...- Auszug aus dem Roman -
Um bei der Nutzung von Spiegeltoren für die Reisen zwischen Kontinenten oder Ortschaften nicht um Dunklen zu stehen, wurde die wundervolle Illusion einer fantastischen Landschaft der Spiegelwolkenpfade geschaffen. So schön die Landschaft auch ist, birgt sie für Reisende einige Gefahren. Während die einen nur schnellen Fußes und Eile überwunden werden können, gibt es für ein paar Reisekrankheiten zwei wichtige Tränke, die niemals in der Reiseapotheke fehlen sollten - das Wolkenwandererelixier und das Alptraumtonikum.
Wolkenwandererelixier
Diesen Trank erkennen Sie immer an seiner goldenen schimmernden Farbe, seinem Geruch und dem Geschmack von frisch gehackten Sommerkräutern. Laut den ältesten Aufzeichnungen zu den Spiegelportalen soll es etwa ab dem 3. Jhrt. BEC zum ersten Mal verwendet worden sein.
Es hilft gegen Reiseübelkeit, Kopfschmerz oder Schwindel, die während der Portalreise auftreten können. Die Wirkung ist sehr schnell und da die Krankheiten auch nicht jeden betreffen oder unterschiedlich ausgeprägt sein können, muss es nicht schon vor Reiseantritt genommen werden.
Echtes Wolkenwandererelixier besteht aus Auszügen von Perlenlavendel, Königsanis und Eisminze. Entkorkt man das Fläschchen umspielt die Nase der blumig frische Duft der Zutaten. Bereits dies kann bei manchen Wanderern für Linderung der Befindlichkeiten sorgen.
Auf der Zunge haben die Tropfen eine ölige Konsistenz und hinterlassen im Mund einen Hauch von minhaltiger Lakritze.
Natürlich wären gegen solche einfachen Reisekrankheiten auch andere Kräutlein gewachsen, jedoch bewirkt die Mischung aus diesen dreien nach der Einnahme eine genaue Selbstdosierung im Inneren, sodass Reisende nie zu wenig einnehmen oder an einer eventuellen Überdosierung leiden. Bereits drei Tropfen genügen.
Alptraumtonikum
Dem schleimigen Fruchtfleisch von schwarzen Wasserpflaumen und dem Sirup von Schlafquitten ist es zu verdanken, dass das Tonikum schwarz ist und mit leuchtend pinken Streifen durchzogen ist, die in der Flasche ständig in Bewegung sind.
Wenn man es öffnet, steigt einem sofort ein beißiger essighaltiger Geruch in die Nase und es läuft einen ein Schauer über den Rücken, was sicherlich schon einige Reisende daran hinderte, den Trank einzunehmen. Lassen Sie sich auf keinen Fall davon abhalten! Es ist nur der Geruch, der sofort nach der Einnahme verfliegt und dem Geschmack nach karamelliger Schokolade und leichter Orange Platz macht.
Außerhalb der Portale gibt es keinen Zeitunterschied, doch auf den Wolkenpfaden verbringen Sie je nach Strecke wenige Stunden oder mehrere Tage. Das Tonikum beginnt bereits eine halbe Stunde nach der Einnahme seine Wirkung zu entfalten. Dies ist genau der Zeitpunkt, wenn die ersten Wanderer den Drang verspüren, sich auf die wattigen Wolken zu legen, um ein Schläfchen zu halten. Deshalb sollte man den Trank bereits vor Betreten der Portale einnehmen. Die Wattewolken sorgen für ein schnelles Einschlafen, doch das Tonikum führt den Wanderer in einen abscheulichen Alp-, manchmal sogar schreckhaften Todestraum, aus dem jeder sofort wieder aufwacht, um die Reise unverzüglich fortzusetzen. Die Kräuter des Tranks sind so dosiert, dass Sie erst mit dem Verlassen des Portals seine Wirkung verlieren und sich die Reisenden anschließend nicht mehr an den Alptraum erinnern können."Ach, bitte - nur ein kleines Nickerchen."
Produktion und Verkauf
Beide Tränke werden in Aqila produziert und auf allen Kontinenten vertrieben. Der Verkauf ist nur in Geschäften erlaubt, die mit magischen Gegenständen aller Art handeln und deren Verkäufer vorher durch die Aufsichtbehörde für sicheren Portalverkehr (A.S.P.) eine entsprechende Verkaufslizenz erworben haben.
Der Preis für die Tränke wurde auf derzeit 25 Aqilenische Tolar festgelegt und unterliegt der Preisbindung. Natürlich gibt es immer wieder Versuche, die Elixiere zu stehlen, zu panschen oder selbst herzustellen, doch hierfür wurde von der A.S.P. eine besondere magische Plombierung erfunden, die an jedes Fläschchen nach der Abfüllung angebracht wird. Damit der Käufer nicht auf überteuerte Produkte hereinfällt, wird auf dem Zertifikat der derzeitig gültige Preis mittels Magie korrekt angezeigt und in die gebräuchsübliche Währung umgerechnet.
Die Fläschchen können einzeln aber auch im handlichen Etui verkauft werden. Zusätzlich erhalten alle Produkte ein Echtheitszertifikat, dass nur mit dem magischen Siegel der Aufsichtsbehörde versehen ist. Nur, wenn die Plombe und das Siegel echt sind, können die Flaschen geöffnet werden und entfalten ihre Wirksamkeit.
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