Das Protokoll

Das Protokoll ist ein ideelles Gebilde, nach dem die Besatzungen der Kolonieschiffe operierten, um eine fremde Welt zu kolonisieren. In der Regel umfasste der Plan für jede Koloniemission fünf Phasen. Eine Rückkehr zur Erde war darin nicht vorgesehen.    

Phase I - Planung

  Die Planungsphase begann damit, dass die Kolonieschiffe, die Pionierschiffe und weitere gebaut wurden. Teils davor, teils parallel dazu wurde das gesamte Vorhaben bis über die ersten Siedlungen hinaus geplant. Ein Konsortium aus den verschiedensten Disziplinen vereinte sich, um alle Eventualitäten einer solchen Mission mit derart vielen unbekannten Parametern vorauszusehen. Außerdem musste bestimmt werden, wer mit an Bord der Schiffe durfte. Da sich regelmäßig mehr Menschen für Einweg-Koloniemissionen meldeten, als die Schiffe hätten aufnehmen können, wurde die Auswahl zumeist durch ein Losverfahren entschieden. Trotz des Zufallselement wurde jede Kandidatin und jeder Kandidat, noch bevor der Namen in den Lostopf geworfen werden durfte, einer Vielzahl von Tests unterzogen, um die physische und die mentale Eignung, aber auch die Eignung hinsichtlich beruflicher Fähigkeiten testen zu lassen. So sollte sichergestellt werden, dass die Kolonie von vornherein die optimalen Ausgangsbedingungen hatte.   Gegen Ende der Phase standen die Kolonisten fest. Aus Ihren eigenen Reihen wählten Sie drei Kapitäne, denen das Schiff und die Vorbereitung der Kolonien unterliegen sollte, solange sich der Großteil der Kolonisten noch in der Kryostase befand. Nicht alle Berufsgruppen würden für die Operation des Schiffs notwendig oder überhaupt hilfreich sein. Da keine Kinder zur operativen Besatzung zählten, brauchte man weder Lehrer noch Erzieher im aktiven Dienst. Diese Gruppen waren allerdings im späteren Verlauf der Mission unabdingbar, wenn die Kolonie erblühen und die nächste Generation heranwachsen sollte.    

Phase II - Abschied

  In der zweiten Phase verließen die Kolonie- und Pionierschiffe die Erde. Der Plan sah vor, dass keiner der Menschen an Bord der Schiffe ihre Ursprungswelt jemals wieder sehen würde. Zumindest nicht in dem Zustand, in dem sie sie verließen. Die Reise zu den für die Kolonien ausgewählten Sternsysteme dauerte zumeist mehrere Jahrhunderte, die die Besatzung im Tiefschlaf über sich ergehen lies. Für den möglichen, aber weder erhofften noch wahrscheinlichen Fall, dass sich das Zielsystem doch als nicht-bewohnbar herausstellte, bestand die letzte Option darin, zurück zur Erde zu reisen. Da dann jedoch erneut Jahrhunderte vergehen würden, war nicht garantiert, dass es die Erde, so wie die Kolonisten sie kannten, noch geben würde. Zumindest die Menschheit hätte sich bis dahin um mehr als ein Jahrtausend weiterentwickelt - oder sich in der Zwischenzeit selbst ausgelöscht.   Die Schiffe mussten zunächst einigen Abstand vom inneren Sonnensystem gewinnen. Zu groß war die Gefahr, dass Mikrometeoriten, die im inneren Sonnensystem aufgrund von Weltraumschrott und der generell höheren Materialdichte vorkamen, die Hyperraumsprungspulen beschädigten. Eine Reparatur wäre, wenn überhaupt, nur unter enormem Aufwand möglich und würde das Projekt unnötig verzögern.   Jenseits der Bahn des Asteroidengürtels, dort wo Jupiter, seine Bahn weitgehend frei geräumt hatte, wurden die Hyperraumsprungspulen aktiviert und die Schiffe verließen den Normalraum in die höheren Dimensionen des Hyperraums.    

Phase III - Schlaf

  Während das Schiff durch den Hyperraum fuhr, schliefen die Kolonisten ihren traumlosen Kryostaseschlaf. Ein Mehrkern-Demokratie-System überwachte die Parameter des Schiffs bzw. die der Steuerung für die Hyperraumsprungspulen sowie die Kryotanks, in denen die Menschen auf ihren Weckruf warteten.    

Phase IV - Ankunft

  Kurz vor der Ankunft im Zielsystem begann Phase IV. In dieser wurden zunächst die KapitänInnen und die Erste Besatzung geweckt. Nach einem Check-up des Schiffs und all seiner Betriebsparameter wurde der Übergang vom Hyperraum zurück in den Normalraum eingeleitet. Sobald die ersten Daten über das Koloniesystem vorlagen, konnte die genauere Erforschung der Planeten beginnen. Dabei war vor allem interessant, ob es mehr als die jeweils erwarteten habitablen Welten gab, ob das System bewohnt war, ob es sonst Anomalien gab, die einer dauerhaften Besiedelung entgegenstünden.   Die Pionierschiffe, die den Kolonieschiffen einige Monate vorausgefahren waren, konnten im besten Fall schon einen vollständigen Analysebericht des Zielsystems bereitstellen. Auf Basis dieser Berichte wurden die möglichen Zielwelten oder gar geeignete Standorte für eine Kolonie mit der besten Überlebenschance ausgewählt.    

Phase V - Heimat

  Wenn feststand, wo die neuen Siedlungen entstehen sollten, bewegten sich die Kolonieschiffe auf ihre Zielwelten zu, sodass die mit bisweilen geringen Treibstoffkapazität ausgestatteten Landefähren kürzere Wege zwischen der Planetenoberfläche und dem versorgenden Kolonieschiff hatten.   War das Kolonieschiff in einen hinreichend nahen Orbit eingetreten, konnten die Vorbereitungen für die Kolonien beginnen. Zunächst wurden alle übrigen Kolonisten aus ihrer Kryostase geweckt. Nun war jede helfende Hand willkommen. In dieser Phase wurde die Fracht der Schiffe entladen, einfache Universalfabriken entstanden und begannen mit der Produktion grundlegender Bauteile, welche die Menschen nicht mitgebracht hatten. Die Schiff wurden bis auf die letzte Schraube leer geräumt oder, je nach Mission, zum Aufbau der Kolonie gar vollständig zerlegt. Mit der Ladung und gegebenenfalls mit den aus dem Kolonieschiff recycelten Stoffen wurden so die Grundsteine für die Kolonien gelegt.

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