Klappes Bergheft
Die Abenteuer der tapferen Zwergin Klappe im unfairen und unehrenhaften Multiversum.
Klappes Bergheft – Tag 1
1: Ich lebe noch. 2: Ich lebe noch. 3: Herr Ansgar ist nicht dabei.
Das glaubt mir keiner. Ich wollte gerade mit Herrn Ansgar durchs Stadttor, als alles weiß wurde und ich plötzlich in einer Illusion stand, bißchen wie ein Arkaner Laden. Mit vielen bunten Fläschchen und Tiegelchen und blauem Licht, statt vernünftiger Wände so Metallregale, und am Ende vom Gang ein Düsterwolf oder sowas, der sagt „Wer spricht?“. Fletscht die Zähne und alles, ich also drauf mit der Axt und hab ihn auch gut erwischt.
Dann läuft an mir ein Hase mit Mantel vorbei und sagt in der gleichen Stimme wie vorher der Wolf „Pass auf!“ und haut auf einen weiteren Wolf hinter mir. Muss sagen, guter Angriff, und mutig! Kurz bevor es hinter uns mächtig knallt kommt noch so eine Bleiche durch die -- tja, Tür? - und sagt „Wenn ihr mir helft, helf ich euch auch.“ Kann ne Falle sein. Dem ersten Knall folgt ein zweiter, noch viel lauter, weiter hinten ist wahrscheinlich ein Magielabor oder sowas und die bringen alles zum explodieren. Ich also: “Alle raus hier!“
Geb dem noch nicht toten Viech noch ordentlich einen mit, sehe im Losrennen die Kugel, die er fallen lassen hat und hebe sie auf: Metall und Stein, irgendwelche rötlichen Runen, will ich genauer ansehen. An der Öffnung ist die Bleiche und noch zwei Düsterwölfe, so Scheiben gehen immer auf und zu, wie solche Klingen-Fallen in alten Gewölben. Ich durch, schubse den vorderen Wolf aus dem Weg und renne!
Dann kommt mir eine entgegen und sagt mach die Augen zu, ich dachte böse Magierin oder so, denn sie schießt mit gewaltigem Feuer und, ich will ehrlich sein: ich krieg kurz richtig Schiß. Laufe also auf sie zu um sie umzuhauen, aber sie ergibt sich direkt. Der Hase und der Bleiche kommen mit noch einem Rüsselwesen, und noch einer der ganz normal aussieht. Herr Ansgar ist nicht zu finden.
Die Frau sagt sie ist Agentin, der Rüsseltyp hält ihr ein Stück Metall an den Kopf, alle reden, und sie will meine Kugel. Gefasel von anderen Welten und Orten, von denen ich nie gehört habe – die kapieren gar nicht, dass wir hier in einer Illusion sind. Keiner kennt Haggingen, die Bleiche lebt im Wasser, nur der Mensch scheint nicht bekloppt und sagt, er kommt von der Schwertküste. Weit weg also. Ich geb der Agentinfrau die Kugel, angeblich kann sie damit die Illusion auflösen. Oder wie sie sagt, uns nach Hause bringen. Bei Anthras Bart...
Wir kommen bloß irgendwo anders hin – Steingänge immerhin. Die Agentinfrau ist ganz hibbelig und rennt hin und her und weiß eindeutig nicht, was sie tut. Wir folgen ihr trotzdem zu einem Zimmer, in das alle reingehen. Ich sichere zunächst noch auf dem Gang, aber dann wird drinnen Wurst gesagt und ich geh mal gucken. Sie reden mit einer Maus. Noch ist nicht klar, ob das alles nur ein Traum ist, aber völlig bekloppt ist es auf jeden Fall.
Das Rüsseltier hat keine Wurst aber Schnaps, ich geb ihm dafür ein Stück von meiner Wurst. Und fall fast um, als es sein Gesicht abnimmt und dahinter noch eines ist, das aussieht als wär es ein einfacher Mensch. Der Hase sagt, er ist kein Gestaltwandler und sieht immer so aus. Die Bleiche redet auf die Agentinfrau ein, sie brauchen ein Däiff, was auch immer das ist.
Wie aufgescheuchte Hühner rennen sie in den nächsten Raum: da ist was kaputt, vielleicht dieses Däiff. Könnte auch ein Halbling sein, es ist schwer auseinanderzuhalten, was die sagen (wobei es hier mehr nach Gnom aussieht, aber vielleicht verstehen die auch den Unterschied nicht). Biete meine Hilfe zum Reparieren an, aber das Ding ist kompletter Murks, die Zahnräder greifen überhaupt nicht ineinander, da kann ich auch nix retten.
Agentinfrau gibt zu, dass sie uns nicht so einfach zurückbringen kann wie versprochen, und will versuchen, das heile zu machen. Wir anderen gehen erstmal in den Speiseraum. Schlechtes Bier, kalte Brottaschen. Stellt sich raus, das jetzt als Mensch verkleidete Rüsseltier, das dauernd Glimmstängel im Mund hat, will gar nicht zurück. Der Hase trinkt Tee und wollte gerade seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, als er verschwunden ist – das ist so herzzerreißend, wir müssen ihn unbedingt nach Hause bringen. Seine Freundin sitzt ja da jetzt alleine am Teich.
Die Bleiche verschwindet irgendwann, der Mensch – Xanter glaub ich – auch, bevor ich ihn wegen Schwertküste fragen kann. Wir gehen uns alle etwas umgucken. Ich finde Betten, schlechte Waffen – ach, ich hab übrigens meine Armbrust verloren! Hab noch der Maus Bescheid gesagt, dass wir sofort den Hasen zurückbringen müssen, aber keiner weiß hier, was er tut – Anthra steh uns bei.
Mit Rüssel und Hase noch n Schnäppsken getrunken. Beide sind ziemlich schnell eingeschlafen – bin auch müde, Bergheft hiermit für heute abgeschlossen – Waffenpflege ausnahmsweise morgen früh.
Klappes Bergheft – Tag 2
1: der Tag ist vorbei 2: Drachen getötet 3: morgen endlich Stein-Rang.
Ich hab nicht vor, jetzt immer viel zu schreiben, aber – nee, also ehrlich. Mir fallen mit Leichtigkeit drei schlimmste Sachen des Tages ein, für drei gute muss ich echt grübeln. Außerdem bin ich total wach und die anderen schlafen alle.
Fing damit an, dass beim Frühstück Xanter in einer Blase war, aber im Mauszimmer, nicht im Speiseraum. Ich also hin um die zu zerstechen und werde auch in so einer Blase gefangen und bin geschwebt!!! Wenn ich was nicht ab kann, dann, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben. Dann wurde plötzlich festgelegt, dass wir alle auch Agentinfrauen werden und Verträge unterschreiben und als Holzrang!!! anfangen. Die Maus dann, wenn wir nicht nerven und das alles machen, werden wir befördert und sind Steinrang. Pustekuchen. Hab nicht genervt, war freundlich, hab alles unterschrieben – übrigens um den Hasen nach Hause zu bringen – und wurde nicht befördert. Die behandeln einen hier unmöglich. Keine Ehre, sowas hab ich noch nicht erlebt.
Unsere Aufgabe ist jetzt, um die Portale wieder zum funktionieren zu bringen, Däiff – tatsächlich der Halbling – aus einer anderen Welt zurückzuholen. Allein schafft er das nicht. Und die Agentinfrau und die Maus schaffen das auch nicht. Nur wir.
Ich also durch‘s Portal, kommt aber keiner nach. Teich oder Dickicht: Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, ich wählte den, der weniger betreten war, und das veränderte mein Leben. Jetzt hab ich nämlich Jucken überall von so Pflanzen, gegen die meine Ringelblumensalbe nicht gewirkt hat. Ansonsten wie im Hauptquartier, leere Versprechungen: die Kristalle waren gar keine, sondern weich und komisch. Wir also weiter, ich vorneweg und hab die anderen zu dem Halbling geführt. Den wollten gerade zwei Drachen fressen. Ich will ehrlich sein, sie hatten nicht mal Flügel, Feueratem auch nicht, aber gewaltig groß waren sie. Der Hase und ich drauf auf den einen, die anderen sind glaube ich weggelaufen. Wir haben ihn auch zerlegt, ließ sich spalten wie schöner Schiefer, da brüllten die anderen schon wir sollen zum Portal kommen, und dann sind wir zurück. Der Halbling war auch dabei.
Im Hauptquartier haben sie ihn in einem Krankenzimmer betüddelt und gesagt, weil er so zerbissen ist, muss er lange schlafen. Ehrlich, ich hab schon schlimmer Zugerichtete gesehen, die Olaf dann mit einem Trank wieder auf die Beine gebracht hat... Wegen dem Gejucke hat mir der Rüssel ne Spritze gegeben, hat n paar Mal gesagt Medikus sei er nicht, aber von den anderen kam kein besserer Vorschlag. Leider, denn geholfen hat‘s nicht. Im Speiseraum haben Rüssel, Xanter und ich n steifen Tee getrunken. Weil es immer noch so gejuckt hat gab‘s ne zweite Spritze – gleiches Ergebnis, nämlich keins.
Ich wünschte, ich würde Olaf finden. Vielleicht is der auch durch sowas verschwunden und ist hier irgendwo. Da hab ich n bißchen drüber nachgedacht, über Olaf und die gute alte Zeit. Und nu sitz ich hier! Hat mich traurig gemacht. In meinem Kopp ist jetzt alles etwas durcheinander, aber ich weiß, dass ich mit dem Vogel nach nem Fenster gesucht und ein Buch gefunden hab. Da war eine lose Seite drin, die hab ich in ein Regal gelegt, damit sie nicht verloren geht, und dann hab ich gedacht ich brauch noch was zu trinken und bin wieder in den Speiseraum. Cody hat keine Kinder, Hazel auch nicht, aber nee, Gestaltwandler sind sie nicht, klar. Rüssel kennt das wie ich: normale Hasen rammeln wie die Bekloppten. Rüssel heißt übrigens Fähnrich, das hab ich mir jetzt gemerkt. Ist n netter, der Hase auch. Bei dem Xanter bin ich nicht sicher, er hat irgendwie gesagt, dass er durch sein Frettchen guckt, und die Bleiche durch den Vogel. Also durchguckt, nicht unsichtbar. Wenn das stimmt, sag ich besser nicht, dass der Vogel das Buch kaputt gemacht hat.
Alle wollten plötzlich Mittagsschlaf machen, weil ohne den Halbling ja sowieso nichts passiert. Hab ein bißchen im Schlafraum auf dem Bett gelegen, die anderen waren aber alle irgendwo anders. Schlafen konnte ich nicht, obwohl mir langsam dämmert, dass mir durch das Durcheinander wohl ein paar Stunden fehlen und es abends ist. Hab nochmal Schränke und so durchgesucht, ob ich irgendwo was zu trinken finde (nein, aber ein Hemd, das ich zum Schlafen anziehen kann). Jetzt sitze ich hier im Krankenzimmer und passe auf den Halbling auf, falls der wach wird. Gleich guck ich mir das Buch von Margit an, über Meerjungfrauen, vielleicht steht da was zu der Bleichen drin. Von der weiß ich nämlich so gut wie gar nix, die ist immer woanders als ich.
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