Discovery, Exploration
Als Elric nach der Schlacht in den sieben Höllen aufwachte, befand er sich zwischen hohem, saftig grünen Gras und hörte das Zwitschern von Vögeln und die Laute anderer Waldbewohner. Elric, deutlich weniger erschöpft von dem harten Kampf gegen das Portal als er erwartet hatte, streckte seinen Kopf zwischen den langen und erstaunlich dicken Grashalmen hervor und blickte in einen wunderschönen, hellen Wald. Die Bäume um ihn herum wuchsen mit dicken Stämmen höher in die Luft, als er es je für möglich gehalten hätte und am Boden waren Sträucher voller Früchte die er noch nie gesehen hatte. Am Rande der Lichtung, auf der die Gruppe lag, sah er Gallar, welcher mit seinen kräftigen Händen Wasser aus einem klaren Bachlauf schöpfte. Zum ersten mal seit Elric Gallar vor wenigen Wochen kennengelernt hatte, sah dieser friedvoll und entspannt aus und allein das erfüllte Elrics Herz mit Freude. Langsam, bedacht keinen der anderen zu wecken, stand er auf und bewegte sich zu Gallar. Elric's Schritte waren lautlos auf dem weichen Untergrund und es schien fast, als ob er über das Gras schweben würde.
Bei Gallar angekommen schaute Elric ihm erst eine Weile beim Trinken zu, ehe er selber Wasser aus dem Bachlauf schöpfte. Das Wasser war kalt, nicht so kalt, dass man erschauderte, aber kalt genug um zu erfrischen. Elric wusste nicht wie er es beschreiben konnte, aber es fühlte sich klar und rein auf der Haut an, so als ob schon die Berührung den Dreck der vergangenen Tage abwusch. Er führte seine Hände als Schüssel geformt zum Mund und ließ das Wasser in diesen laufen. Es hatte ein leichtes Aroma von Waldbeeren, welches nur kurz aufkam als das Wasser Elrics Mund füllte und anschließend direkt wieder verflog. Verglichen mit dem abgestanden Wasser aus den Lederbeuteln in den letzten Tagen, war dieses der pure Genuss und nach dem er den ersten Schluck noch genossen hatte, wie ein gutes Glas Wein in Arx Azharis, schaufelte er sich das Wasser anschließend nur so in den Mund. Als Elric aufhörte seine Hände zu benutzen, nur um seinen Mund direkt in den Bachlauf zu halten, lachte Gallar, welcher bisher schweigend neben ihm gesessen hatte, so laut auf, dass sogar ein paar nahe Vögel unter lautem Gekreische fortflogen.
Als auch die anderen der Gruppe aufgewacht waren und sich am Bachlauf erfrischt hatten, trat plötzlich eine Gruppe von bewaffneten Firbolgs auf die Lichtung und begrüßte Gallar und die befreiten Sklaven herzlich. Elric beobachtete das tränenreiche Wiedersehen von einem Findling aus, auf dem er in einiger Entfernung in der Sonne saß, und erfreute sich am Glück der Firbolgs. Wenig schönes hatte er in den letzten Monaten gesehen und das Glück von Bekannten, die verlorengeglaubte Bekannte nach langer Zeit wieder sehen, dämpfte seinen eigenen Schmerz über den Verlust seiner Familie und seiner Liebsten. Denn die Firbolgs schienen sich fast alle irgendwie zu kennen und tauschten Geschichten und Tränen aus und in diesem Moment schienen sie alle wie eine große Familie. Und da musste Elric an seine eigene Familie denken, an Neolo, welcher ja bei ihm war, aber auch an seine Mama und seinen Papa und die Bilder kamen wieder in seinen Kopf, wie ihr Zuhause brannte und seine Mutter schrie er solle rennen, aber er nur dastand, wie angewurzelt, unfähig etwas zu unternehmen. Wie ein Blitz zuckte das Schwert, welches seine Mutter enthauptete, durch seine Gedanken und es stach in seinem Kopf, als wenn man zu viel Eis auf einmal an einem heißem Sommertag isst. Er schloss die Augen und versuchte sich auf das Rauschen der Blätter und die Laute der Tiere zu konzentrieren. Und irgendwo, ob weit oder nah, vermochte Elric nicht zu sagen, hörte er einen Vogel eine beruhigende Melodie singen und die dunklen Gedanken verschwanden und sanften Töne holten ihn wieder auf die wunderschöne Wiese mit dem glasklaren Bachlauf.
Noch bevor der Vogel eine zweite Strophe anstimmen konnte, wurden die Firbolgs plötzlich hektisch. Einer aus der Truppe riss Lia am Arm und zerrte sie zu den anderen. Auf einer fremden Sprache sprechend gestikulierten er und zwei andere Firbolgs, bis einer von ihnen seine große Axt nahm und der Zweite Lia auf die Knie brachte und ihren Kopf so senkte, dass ihr Nacken frei war. Noch bevor Elric, der noch ganz gedankenverloren der Melodie aus dem Wald lauschte, reagieren konnte, war es Traubon, welcher zwischen Axt und Lia sprang, dabei aufgeregt mit den Armen fuchtelte und versuchte beruhigend auf die Firbolgs einzureden. Diese waren allerdings außer sich, dass es eine Magierin des verfeindeten Königreichs Magarien soweit in den Wald geschafft hatte, denn sie führten seit Jahrhunderten einen verbitterten Krieg gegen das sich immer weiter ausbreitende Königreich der Menschen. Viel Leid hatten die Magier und Krieger des Königreichs schon über den Wald und all seine Bewohner gebracht und jeder der Firbolgs kannte jemanden der der Gier der Menschen zum Opfer gefallen ist. Doch Traubon redete beruhigend auf die bestimmt doppelt so großen Firbolgs ein und erklärte, dass Lia seine Schülerin sei und er versuchte sie von der Schönheit und Magie des Waldes zu überzeugen, damit sie diesen schützen und nicht zerstören möchte. Die Firbolgs lenkten ein und man einigte sich darauf, dass Lia gefesselt und ihr ein Sack über den Kopf gezogen wird, welcher nur bei Rast entfernt werden darf.
Und so machte sich die Gruppe auf und zog tiefer in den Wald und damit in das Reich des Cinder Trees. Die Tage schienen hier langsamer zu vergehen und niemand war sich wirklich sicher, ob sie 2 oder 3 oder 4 Tage gewandert waren, denn immer wieder hielten sie an, machten ein Nickerchen und keiner wusste ob sie nur Minuten oder Stunden geschlafen hatten. Aber all das fühlte sich für Elric nicht unheimlich an, sondern er fühlte sich wohl und beschützt und spürte durchweg eine immer stärker werdende Magie. In den wachen Stunden laß er viel aus dem Buch, dass Wakila ihm geschenkt hatte und er spürte wie die Magie des Waldes ihm half es zu verstehen und zu verinnerlichen.
Je weiter sie in den Wald zogen, desto dichter wurde dieser besiedelt. Die Firbolgs hier im Wald wohnten in den dicken Stämmen der hohen Bäume und bauten sich dort ihre Wohnungen in das Holz. Mit Wendeltreppen und Leitern in und außerhalb des Stammes ging es auf verschiedenen Etagen mehrere Meter in die Höhe, wobei keines der Häuser die Baumkrone auch nur annährend erreichte. Am Anfang sahen sie nur ganz vereinzelt solche Baumhäuser, doch von Tag zu Tag wurden es mehr und mehr, bis sie schließlich in einer Art Dorf ankamen. Hier waren in alle Bäume Häuser gebaut und die Gruppe schlug ihr Lager zwischen ihnen auf. Denn zwischen zwei Bäumen war im gesamten Wald viel Platz, weshalb auch immer genügend Licht in diesen schien.
Gegenüber von ihrem Lager lag eine in den Baum geschnitzte Taverne mit einer schönen Veranda im ersten Stock. Neolo, Primus und Traubon luden Elric ein sich mit ihnen diese mal anzuschauen und auch wenn Elric für gewöhnlich wirklich nicht gerne solche Orte aufsuchte, schloß er sich der Gruppe heute gerne an.
Den Abend verbrachten sie Karten spielend auf der Veranda und alle tranken das leckere Bier, welches in hohl geschnitzten Ästen serviert wurde und die süßen Cocktails, welche noch in der Frucht gemischt wurden. Im Laufe des Abends lernten sie ein paar Firbolgdamen kennen und tauschten Geschichten über ihre jeweilige Heimat aus. Elric überließ dabei das Reden hauptsächlichen den anderen und lauschte ihren Geschichten über die Firbolgs und den Wald. Noch viel mächtiger sollte dieser einst gewesen sein, bevor der Cinder Tree einen Großteil seiner Kraft verlor und die Menschen aus dem Süden heraus begannen sich auszubreiten und den Wald zu zerstören. Der Legende nach, so erzählten die Frauen, war es ein Elf der einst das Herz des Cinder Trees stahl und damit verschwand. Ohne sein Herz ist der Cinder Tree zwar immernoch mächtig genug die direkt angrenzenden Wälder zu schützen, doch der restliche Lichtwald ist den Menschen und ihrer Gier ausgeliefert. Und als die Firbolgs davon erzählten wirken sie verzweifelt, denn keiner hat je wieder etwas über das Herz des Baumes gehört und ohne sein Herz wird der Baum nur noch schwächer und schwächer.