Piraten in der Bucht
Auf Ritus fünfzigchstem Bennenungstag hörten die Gefährten häufiger, dass eine Gruppe Piraten die Bucht der Stadt Ristat verunsicherte. Angetrieben von der Vorstellung voller Piratenschatzkammern und natürlich auch dem Willen den Freibeutern Gerechtigkeit zu bringen, machten sie sich ohne große Überlegungen auf Richtung Piratenunterschlupf.
Nach einem Dreitagesritt erreichte die Gruppe den verfallenden Aussenposten Vindkårn und nächtigte im Schutze einer Klippe ein paar Kilometer entfernt von der Festung.
Am nächsten Morgen, machten sie sich auf die Festung auszuspähen, wobei Morthos schnell von den Wachen entdeckt wurde.
Wissend, dass ein falsches Wort mindestens einen Pfeil im Kopf bedeuten würde, schaffte es der Barde die Piraten davon zu überzeugen, dass er gekommen sei, um ein Lied über sie zu verfassen.
Geschmeichelt von ein paar leeren Phrasen und dem selbstsicheren Auftreten des Barden, öffneten die Piraten die Holztür der Festung und ließen Morthos hinein.
Um Stu über seine zuvor erstellte thelepatische Verbindung zu schildern, wie es um Morthos bei den Piraten geschah, verwandelte sich Luludrien in eine Maus und folgte ihm auf leisen Pfoten.
In den Hallen des Aussenpostens konnte sie beobachten wie sich Morthos bei immer mehr Piraten um sein Leben log und schilderte Stu alles detailgetreu.
Irgendwie schaffte es Morthos sich bis zum Kapitän der Piraten, einem finster reinblickendem Elfen, durchzulügen. Auch diesem schilderte er seine erfundene Geschichte, dass er so schrecklich grossartige Dinge über die furchtlosen Piraten in Ristat gehört habe und dass er daraus eine ganze Reihe von Balladen schreiben wolle.
Der geschmeichelte Elf hatte anscheinend sowieso noch nicht gewusst wie er seinen Morgen verbringen wollte und began dementsprechend ausschweifend von seinen Gräueltaten zu berichten.
Während Luludrien das Geschehen eine ganze Weile beobachtete, fiel es ihr immer schwerer ihre Mäuseform aufrecht zu erhalten. Bevor sie sich vor der ganzen Piratenmeute zurückverwandelte, entschloss sie sich zu den anderen zurückzukehren und Morthos zurückzulassen.
Zurück bei der Gruppe schilderte Luludrien noch einmal alles im Detail und sie planten ihr weiteres Vorgehen. Nach einer guten Stunde war die Druidin ausgeruht genug, um sich zurück in eine Maus zu verwandeln und auszuspähen, ob die Piraten etwas an ihren Wachposten verändert hatten. Luludrien machte sich erneut auf Richtung Festung, doch je näher sie dieser kam, desto lauter trug der Wind die Töne von hervorragend vorgetragenden Piratenliedern in ihre kleinen Mäuseohren. Umgehend berichtete sie Stu, dass Morthos anscheinend für beste Ablenkung gesorgt hatte und die Zeit für einen Angriff gekommen war.
Schnell machten sich die anderen bereit und stürmten im Pfeilhagel der wenigen Wachen das Tor der Festung. In der Ferne hörten sie Morthos klimmpern und sie beteten, dass niemand in der Nähe der Musik etwas von ihrem Angriff mitbekam. Neolo brach mit einem kräftigen Satz die Tür der Festung ein und fand sich umgehend zwischen einer Hand voll Piraten wieder. Nach wenigen Momenten waren die Wachen hinter dem Tor erledigt und einzig zwei Bogenschützen auf der Mauer blieben übrig...
Einer von diesen realisierte schnell, dass der Kampf aussichtslos war und er Unterstützung der anderen im Innenhof brauchen würde. Noch bevor Neolo ihn erschlagen konnte, rannte der Pirat auf den Wachturm hinter der Mauer, von dem man den Innenhof, in dem Morthos spielte, hervorragend überblicken konnte.
Doch noch bevor ein Schrei seine Lippen verlassen konnte, durchbohrte ein Pfeil seinen Kopf und er fiel Kopfüber über die Brüstung in den Innenhof. Morthos, welcher am gegenüberliegendem Ende des Hofs mit dem Gesicht zu dieser Szenerie stand, begann noch etwas lauter zu spielen. Er wusste, dass sich nur ein Pirat umzudrehen brauchte und seine Freunde waren entdeckt und es würde ein Blutbad geben.
Durch Morthos Ablenkung schafften es die anderen die Leiche heimlich aus dem Innenhof zu entfernen und sich neu zu sammeln. Sie teilten sich nach Nah- und Fernkämpfern auf und positionierten sich dementsprechend hinter der Tür zum Innenhof und auf der Plattform des Turmes. Auf Stu's Kommando griffen er, Tok und Haredin mit Pfeilen und Feuerball an, was sofort zwei Piraten ausschaltete. Morthos, welcher den Hinterhalt seiner Kumpanen bemerkt hatte, stoppte die Musik genau in dem Moment, als der erste Pirat mit einem Pfeil durchs Auge zu Boden sackte und verschwand im ausbrechenden Chaos in den Schatten der Festung.
Es war ein klarer Herbsttag und Gallar hörte schon den ganzen Morgen über die gedämpften Klänge von Piratenliedern von oben aus dem Innenhof. Er war überrascht, so konnte er sich kaum vorstellen, dass einer der Piraten kultiviert genug war ein Instrument so gut zu spielen, doch es war auch zu viel zu tun, als dass er nach oben gehen und nachschauen könnte. Er war erst ein paar Monate Teil der Crew, doch hatte schon bemerkt, dass die Piraten ihn und seine immense Körpergrösse allzugern ausnutzen um das Schiff schneller zu beladen. Denn wenn das Wetter es zuließ, wollten sie wohl morgen wieder in See stechen und Gallar schauderte bei dem Gedanken daran. All das Leid, dass sie über die Besatzungen der Schiffe und auch deren oft lebendige Fracht brachten, verbunden mit dem Schaukeln auf See, sprachen Schlicht und Ergreifend gegen Gallar's Natur. Doch er wusste, dass er auf die Piraten angewiesen war, um möglichst schnell nach Hause zurückzukehren, denn es sollte nicht mehr lange dauern, bis sie Richtung Osten segelten.
Plötzlich stoppte die Musik oben und es begannen panische Schreie. Gallar schaute Garrick an und auch der alte Seemann wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Zusammen alamierten sie die übrige Hand voll Piraten, hielten sich allerdings etwas im Hintergrund, als sie gemeinsam die Treppe nach oben stürmten.
Als Gallar den Innenhof betrat, lief es ihm beim Anblick der vielen Leichen kalt den Rücken runter. Der Boden des Hofes war getränkt vom Blut der Piraten, welche gespickt von Pfeilen überall verteilt lagen. Einzig Mentus, ihr Anführer, stand noch und kämpfte verzweifelt gegen einen Zwerg und einen hoch gewachsenen Drachengeborenen. Zwei der Piraten vor Gallar fielen in dem Moment, als sie den Hof betraten und er realisierte sofort, dass seine Zeit bei den Piraten vorbei war. Er murmelte ein paar Worte in der Sprache seiner Ahnen und verschwand für alle anderen als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Einen Moment dachte er an die hellen und schönen Wälder seiner Heimat. An die sanften Hügel die sich durch diese Wälder zogen und an ihr Haus auf einem dieser Hügel. An das Lachen seiner Frau und das Strahlen in den Augen seiner Kinder. Gallar wusste, dass er jetzt schnell und kalt sein müsste, wenn all dies mehr sein sollte als eine blasser werdende Erinnerung. Er schaute sich im Hof um und sah, dass Danton und Mencob noch lebten und zusammen unweit von ihm standen. Die Bogenschützen der Angreifer hatten beide noch nicht ins Visier genommen und Gallar wusste, dass dies der letzte Moment war den Angreifern seinen Standpunkt zu beweisen. Er packte seine Axt, erschien wie aus dem Nichts hinter Mencob und schlug ihm mit einem glatten Schlag den Kopf ab. Noch bevor der erschrockene Danton reagieren konnte, entzweihte Gallars Axt ihn vom Schritt bis zum Schopf.
Auch wenn es Gallar später nicht zugeben würde, spürte er dabei eine gewisse Genugtuun nach all den schrecklichen Taten, die Danton seinen Opfern angetan hatte.
Als Neolo den Anführer der Piraten mit dem Schaft seines Schwertes ausknockte und sich zu den übrigen Piraten umdrehte, sah er, dass diese bereits alle ihre Waffen fallen gelassen hatten. Einzig ein riesiger, mit Blut überströmter, menschenähnlicher Krieger stand mit seiner Zweihandaxt zwischen zwei Leichen. Neolo wusste, dass dieser Kampf gewonnen war und er machte sich gemeinsam mit den anderen auf, die übrigen Piraten zu fesseln und zu verhören...
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