Edle

Edle sind biologische Nachkommen von Adeligen, oftmals weisen sie daher biologische Ähnlichkeiten zu ihren vermuteten Eltern auf. Ihre physische und psychische Leistungsfähigkeit wird von frühen Tagen an massiv durch Ausbildung, Übung, Erziehung und fordernde Belehrungen aus- und aufgebaut.

Edle verlangen große Mengen von - meist ungesund gesalzener oder gesüßter - Nahrung und horrende Mengen an hochwertigem Alkohol, um die Reisestrapazen ertragen zu können. Gemäß ihrer parasitär-symbiotischen Lebenseinstellung erwarten sie, dass sie überall auf alles eingeladen werden, weil ihre zukünftige Weltverantwortung diese präliminare Investition rechtfertige.

Edle müssen die in ihren Heimatländern üblichen Schritte der primären, sekundären und tertiären Ausbildung durchlaufen (akademischer Abschluss) und - wo das üblich ist - Militärdienst absolvieren, bevor sie auf die Grand Tour geschickt werden, die informell bei den Diskussionen der Adelsübereinkunft mit mindestens diesen acht Stationen festgelegt wurde und seit den späten 1940ern auch ausnahmslos praktiziert wird, um jeglichen Nationalismus bei Edlen im Keim zu ersticken:

• Genf
• Istanbul
• London
• Moskau
• Paris
• Tokio
• Entweder Santiago de Chile, Buenos Aires, Rio de Janeiro, Mexiko-Stadt oder Bogotá
• Der Hauptort der jeweiligen Religion der Edlen

Dabei wird diese Grand Tour zumeist in Gruppen von zehn bis fünfzehn Edlen unter der gemeinsamen Begleitung durch von den Eltern bezahlte Marschallinnen und Privatlehrer und manchmal auch seelsorglichem, psychologischen und medizinischen Personal gestaltet. Die Verwendung von Eisenbahnen, Schiffen oder sogar Luftschiffen gehört zum Abenteuer dieser symbiotisch-dekadenten Ausflüge dazu. Das gemeinsame Leben und Entdecken soll Bande für die Zukunft stärken, Weltkenntnis erhöhen und dadurch auch bei dümmeren Edlen den Anstieg der Intelligenz stimulieren.
Die Grand Tour versteht sich im Kontrast zur Petit Tour, der Vorstellungsreise beim je eigenen Monarchen in Begleitung der eigenen Familie (mit beliebig vielen Stationen davor und danach) und dem als bürgerlich-trivial verachteten Kreuzfahren, dessen zirkuläre Reiserouten als obszön und debilisierend verunglimpft werden.

Auf persönlichen Wunsch des Generalsekretärs der Vereinten Nationen sollten zukünftige Generationen von Adeligen von jeder Art des Nationalismus aber auch der einseitigen Beurteilung anderer religiöser und weltanschaulicher Systeme dadurch abgehalten werden, dass sie eine an den Bildungsidealen des 17. Jahrhunderts orientierte internationale Ausbildung ihrer nationalen Bildungsphase quasi-verpflichtend hinzufügen.
Dass daher der obligatorische Besuch in Genf bei den Institutionen der Vereinten Nationen der Ausgangspunkt der Reiseüberlegungen war, wundert kaum. Japan mahnte sofort auch einen Kurzkurs an der Universität der Vereinten Nationen in Tokio ein, weshalb die anderen Hauptstädte der großen Fünf ebenfalls ihren Besuch einklagten.